Ermita del Conde 2009: Tempranillo mit viel Trinkfluss.
Ich mag sie nicht. Sie sind in vielen Restaurants auf den Offenweinkarten. Sie haben eine beeindruckende Farbe, sehr viel Frucht, meist zu deutlich Holz. Sie sind zwar perfekt vinifizert doch irgendwie auch seelenlos und austauschbar. Fruchtbetonte Allerwelts-Spanier gehören in aller Regel nicht zu meinen Lieblings-Weinen.
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Ermita del Conde 2009, (c) www.vvWine.ch |
Es geht aber auch anders. Ermita del Conde liegt in der Weinregion Castilla y León, eine auf 600 bis 800 Meter über Meer liegende Hochebene im Nordwesten Zentralspaniens. Das Dorf Coruña del Conde gehört, etwas östlich der Ribera del Duero gelegen, nicht mehr zur prestigeträchtigen Nachbarsregion. Die Reben sind hier dafür noch bezahlbar, und somit auch die Weine. Die hohen Lagen der Rebberge erlauben es den jungen Oenologen frischere, saftige und frische Weine zu produzieren, so wie es auch in der Ribera del Duero gekeltert werden, wo sie meist deutlich mehr kosten, als dieser Tropfen, der garade bei mir im Glas ist.
2009, Ermita del Conde, Castilla y León
Kräftiges Bordeauxrot, rubinrote Reflexe. In der Nase intensive Düfte nach Brombeeren, schwarzen Kirschen und schwarzen Oliven, dazu ein Hauch Tabak und etwas Crème brûlée, schöne Komplexität. Am Gaumen saftiger, fruchtbetonter Auftakt, da sind wieder dunkle Kirschen, dazu auch reife Waldbeeren und frische Pflaumen, die Gerbstoffe sind bereits gut eingebunden und fein verwoben, das Holz unterstützt die saftige Frucht dezent, ist kaum spürbar. Das ist ein Wein mit sehr schöner Harmonie und einer angenehmen Länge im Abgang. Jeder Schluck macht Lust auf den nächsten. Ein zugänglicher aber ganz und gar nicht banaler Wein für alle Tage. Hier muss sich manch teureren Ribera del Duero-Wein warm anziehen. Jetzt bis 2022+ – 17.5 vvPunkte, (89/100).
Der Wein passt zu vielen Gerichten. Sei es Pasta, Poulet aus dem Ofen oder Lamm- und Kalbsragout. Oder auch einfach so. Ich wünschte mir mehr solche Weine auf den Restaurant-Karten der Schweiz. Und ja: bitte nicht zu warm servieren. 16 Grad ist ideal…
Der Wein ist für überschaubare 22 Franken erhältlich bei Gerstl
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