Ch. Rayas Vertikale: 1999 bis 2007

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Ch. Rayas 1999 bis 2007 (c) vvWine.ch

Gestern trafen wir uns zu einer sehr schönen Probe im Carlton. Eine Vertikale Ch. Rayas stand auf dem Programm. Ich hatte das Glück, dieses Gut im 2015 besuchen zu dürfen und durfte die heiligen, sandigen Böden begehen. Auf Rayas entstehen Weine, die so eigenständig sind, wie ihr Macher, Emmanuel Reynaud.

Zum Apéro gab’s einen schön gereiften Condrieu:

2003, Jean Michel Gerin, Condrieu La Loye, Condrieu: Kräftiges Goldgelb, deutliche Reifetöne. Die Nase wirkt sehr weit entwickelt, offen, Firnisnoten, Gräser, auch Muskat, schöne Komplexität. Am Gaumen erstaunlich frisch, saftig, mit knackiger Frucht, Aromen die an Apfel und Quitte erinnern, die Säure ist eher tief doch sehr gut eingebunden, sehr gute Komplexität. Im Abgang mit guter Länge, auf den Punkt gereift. Jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte (89/100)

Weiter ging es mit einer Serie von Weissweinen.

2004, Hermitage Blanc J.L. Chaves, Rhone Nord: Kräftiges Goldgelb, schöner Glanz. Die Nase noch etwas verhalten, Aromen von Rauch, reifem Apfel, dazu florale Noten, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen weich, warm, samtig beginnend, einiges an Fleisch am Knochen, mit Luft auch deutliche Reifenoten, sehr tiefe Säure, wirkt etwas gar breit und mollig, ganz hinten mit nussigen Aromen, sehr gute Komplexität, langanhaltend. Jetzt bis 2020, 18 vvPunkte (90/100)

1999, Ch. Beaucastel C9dP VV, Chateauneuf du Pape: Sehr dunkles Gelb, fast schon Rosé und Kupferfarben. Die Nase wirkt süss, erinnert an Süsswein, sehr offen und einladend, gedörrte Aprikosen, Nüsse, auch Speck, Manzanilla, gute Komplexität. Am Gaumen weich und warm im Auftakt, deutlich trockener als die Nase vermuten lässt, wieder Sherry-Aromen, dann auch Aprikosennoten, dazu Korinthen, eher tiefe Säure, wunderbares Reifestadium, gute Komplexität. Im Abgang von mittlerer Länge. Jetzt bis 2022, 17.5 vvPunkte (89/100)

2010, Guigal Condrieu „La Doriane“, Condrieu: Kräftiges Goldgelb, schöner Glanz. Die Nase ein Spektakel, offen, duftig, floral, würzig, Gräser, Heu, eine Droge, hier könnte man stundenlang schnüffeln, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich im Auftakt, sehr schöne Zitrusnoten, dazu wieder Gräser reife Birnen, die Säure ist prägnant und sehr gut eingebunden, auch dieser Wein in einer schönen Reife, aromatisch auf dem Peak, den er wohl noch einige Jahre halten kann. Im Abgang sehr, sehr lang, ein kleines Meisterwerk. Jetzt bis 2022, 19 vvPunkte (94/100)

2006, Ch. Rayas Blanc, Chateauneuf du Pape: Mittleres Gelb, jugendlicher Glanz. Die Nase intensiv, erst fast etwas stechend, doch auch faszinierend, da sind Aromen von Petrol und feuchtem Stein, dann auch würzige Komponenten, sehr komplex und sich ständig verändernd. Am Gaumen weich im Auftakt, kraftvoll und mit saftiger Frucht, deutlich ausgewogener als die erste Nase vermuten lässt, da ist einiges an Stuktur im Spiel, der Alkohol ist sehr gut eingebunden, wunderbare Komplexität und auch hier ein fast nicht enden wollender Abgang. Grossartige Balance, hat Reserven für viele Jahre. Jetzt bis 2024+, 18.5 vvPunkte (93/100)

Dann folgend die Rotweine, blind serviert in drei Vierer-Serien.

Vertikale Ch. Rayas: 1999-2007 (c) vvWine.ch

2002, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: sehr helles Granatrot, leichte Reifetöne, am Rand fast durchsichtig, die Nase feinduftig, offen, florale Töne, Erdbeeren, Stroh, gute Komplexität, sehr Rayas. Am Gaumen leicht, reif, süsslich im Auftakt, saftige Frucht, rote Johannisbeeren, dann auch wieder Erdbeeren, eine würzige Note schwingt mit, sehr gute Harmonie. Der Wein ist reif aber hat nach wie vor Reserven. Mittellanger, sehr stimmiger Abgang. Kein grosser aber ein sehr ausgewogener Wein. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte (90/100)

2003, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: helles Granatrot, aufgehellter Rand. Die Nase ist tief, rote Johannisbeeren, Kirschen, Anflüge von Maggikraut und Leder, animalisch, gute Komplexität, auch hier, eindeutig Rayas. Am Gaumen saftig, frisch im Auftakt, einiges an knackiger, roter Johannisbeeren, dazu wieder leicht animalische Noten. Der Wein hat eine mittelkräftige Statur, einiges an Schmelz, der Alkohol gut eingebunden, sehr gute Komplexität. Im Abgang von mittlere Länge, auch hier, wunderbare Ausgewogenheit, gefällt und hat noch deutlich Reserven. Jetzt bis 2028, 18 vvPunkte (91/100)

2004, Clos de Truffièr, Chateauneuf du Pape: kräftiges Bordeauxrot, leicht aufgehellter Rand. Die Nase ist kräftig, Weihnachtsgewürze, dunkle Beeren, auch medizinale Noten, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich und kraftvoll beginnend, einiges an eingekochten Brombeeren, dazu wieder viele Weihnachtsgewürze, auch süsse Feigen, mächtig, mit ausgezeichneter Struktur, der Alkohol ist wahrnehmbar aber gut eingebunden, definitiv ein Wein mit viel Niveau, doch stilistisch mit einem grossen Fragezeichen. Im Abgang von sehr guter Länge, ein Muskelprotz mit wenig Eleganz. Definitiv ein sehr guter Wein, doch will man das trinken? Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (92/100)

2000, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, aufgehellter Rand. In der Nase duftig, floral, sehr offen, da ist Würze und sehr viel Tiefe im Spiel, dazu auch animalische Noten, wunderbare Komplexität. Am Gaumen fleischig, weich im Auftakt, Erdbeeren, Zimt, auch saftige Johannisbeeren, unglaublich schmeichelnd und doch straff mit fein gewobenen Gerbstoffen und gut integrierter Säure. Komplex und mit viel Finessen. Im Abgang mit wunderbarer Länge, endet auf reife Johannisbeeren. Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (93/100)

2006, Cuvée de mon Aïeul, Pierre Useglio: Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, schöner Glanz. Die Nase tief, noch verhalten, einiges an Garrigues, Rauch, auch Torf, sehr gute Komplexität. Am Gaumen sehr straff, saftig beginnend, einiges an Erdbeeren, dazu viel Würze, auch etwas Schokolade, unglaublich knackig, saftig und frisch, da ist zwar Kraft im Spiel doch auch viel Finesse, sehr gute Struktur und langer Abgang. Noch jung, darf und soll noch etwas reifen. Jetzt bis 2032, 18.5 vvPunkte (93/100)

1999, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, aufgehellter Rand. Die Nase wieder sehr Rayas, tief, duftig, würzig, floral, Erdbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, Gewürze, wow, sehr gute Komplexität. Am Gaumen kraftvoll und doch tänzerisch, wunderbare Frucht, erneut Erdbeeren, viel Würzigkeit, ausgezeichnete Struktur kombiniert mit sehr viel Eleganz. Das ist schon ganz grosse Klasse und auf den Punkt gereift. Im Abgang sehr lang anhaltend. Jetzt bis 2028. 19 vvPunkte (95/100)

2006, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, aufgehellter Rand, die Nase noch etwas verhalten, wirkt kühl, fast etwas krautig, dann auch mit floralen Noten, rotfruchtig, Anflüge von Harz, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich, samtig beginnend, viele gekochte Erdbeeren, Vanille, Rosinen, würzige Noten umrahmt von einer ausgezeichneten Struktur. Noch deutlich mehr Fleisch am Knochen als der 99er braucht durchaus noch etwas Zeit und Reife. Sehr gute Komplexität. Im Abgang mit ausgezeichneter Länge, wow, grosses Kino. Jetzt bis 2035, 19 vvPunkte (96/100)

2004, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, aufgehellter Rand. Erst verhaltene Nase, doch tief, floral und würzig, unglaublich duftig, komplex, verspielt. Der Gaumen weich und reif, wieder sensationelle Würzigkeit, eingekochte Erdbeeren, Rosinen, auch ein Hauch Schokolade, strukturiert und doch tänzerisch leicht, kraftvoll und doch frisch. Macht bereits Spass, kann aber durchaus noch reifen. Sehr gute Komplexität, ein Langstreckenläufer. Jetzt bis 2035, 19 vvPunkte (94/100)

2007, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: kräftiges Granatrot, leicht aufgehellter Rand. Sehr schöne, offene Nase, duftig, floral, würzig, verspielt, wow, kühl und rauchig mit sehr guter Komplexität. Am Gaumen weich, würzig, saftig im Auftakt, gekochte Erdbeeren, rote Johannisbeere, Garrique, viele Komponenten, zwar auch einiges an Alkohol doch gleichzeitig viel Frische, sehr gute Komplexität, macht heute schon Spass, kann reifen, Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (93/100)

2007, Charvin, Chateauneuf du Pape: kräftiges Rubinrot, schöner Glanz. Die Nase tief, torfig, rauchig, auch Speck, dunkle Beeren, dezent Weihnachtsgewürze, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff, klar, sehr kühl beginnend, konzentrierte Frucht, dunkle Beeren, würzige Komponenten, keinerlei Verkochtheit, sehr präzis. Hier ist einiges an Struktur im Spiel, Gerbstoff, Säure und Alkohol in sehr guter Balance. Das ist ein kompaktes Fruchtbündel ohne jegliche Plumpheit. Sehr guter Chateauneuf du Pape mit Reserven für viele Jahre. Jetzt bis 2035, 18.5 vvPunkte (93/100)

2005, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase ist Rayas pur, sehr tief, rauchig, duftig, floral, mit konzentrierter, roter Johannisbeere, Walderdbeere dazu aber auch dunkle Beerenfrucht, unglaublich viel Frische ist hier im Spiel, das ist ein Schnüffelwein par excellence. Der Gaumen weich, opulent beginnend, sensationelle Konzentration, wieder rote und dunkle Johannisbeeren, dazu Heu, Gräser, getrocknete Blumen, ein Kraftbündel von tänzerischer Schönheit, klar definierter Körper, unglaublich knackige Frucht, wow, das ist grosses Kino. Ein grosser Chateauneuf mit viel Reserven. Jetzt bis 2040+, 19.5 vvPunkte (97/100)

2001, Ch. Rayas, Chateauneuf du Pape: mittleres Granatrot, leicht aufgehellter Rand. In der Nase getrocknete Blumen, Stroh, wow, schon wieder so ein Schnüffelwein, eine Droge, rote Johannisbeeren tanzen mit reifen Erdbeeren, ein Hauch Minze schwingt mit, dazu getrocknete Blumen, Leder, Anflüge von Zimt und Koriander, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich, rund, samtig, sehr warme Frucht, doch keinerlei Verkochtheit, nein, hier ist alles am seinem Platz, rote Johannisbeere, eingemachte Erdbeeren, sehr saftige, perfekt integrierte Säure, einfach nur gross, sehr gross, das ist ein weiterer Topwein mit grosser Eleganz und Ausgewogenheit. Jetzt bis 2035+, 19 vvPunkte (95/100)

Zum Abschluss gab’s dann noch einen Vin de Paille von Chapoutier (Ardèche): dunkles Bernstein, Orange Reflexe. In der Nase feinduftig, deutlich Schwarztee, dazu Bergamotte, florale Anflüge, gute Komplexität. Am Gaumen weich, rund, reif, sehr oxidativ, etwas breit wirkend, wieder Teearomen, dann auch nussige Aromen, Studentenfutter, gute Komplexität. Im Abgang mit guter Länge. Jetzt bis 2040+, 18 vvPunkte (90/100)

Am Nachbartisch fand eine Probe „Syrah Frankreich vs. Australien“ an. Ich durfte dabei noch eine Nase sowie einen Schluck 2010er Cornas von Clape nehmen.

2010, Clape Cornas: Kräftiges Bordeauxrot, schöner Glanz, die Nase Syrah pur, wow, das macht Spass, dunkle Beeren, Leder, auch Vanille, Kräuter, Pfefferwürze, ausgezeichnete Komplexität, ein Schnüffelwein, sich ständig verändernd. Der Gaumen ist wieder Syrah pur, was für eine Präzision, unglaublich knackige Frucht, rote und dunkle Beeren, weisser Pfeffer, sehr viel Würze, Konzentration und Kraft bei gleichzeitig sensationeller Balance, sehr gute Komplexität. Im Abgang von mittlerer Länge, sehr stimmig. Hat Reserven. Jetzt bis 2035+, 19 vvPunkte (96/100)

Die Weine von Ch. Rayas sind in der Schweiz bei Le Millesime, Reichmuth und les vin d’auteurs erhältlich. Danke Anthony und Jean-Pierre für diese grossartige Probe.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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