Mittagessen mit Mini-Vertikalen von Ch. Soutard & Ch. Larmande auf Ch. Soutard
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Im Rahmen meiner Bordeaux-Reise mit Yves Beck besuchten wir Ch. Soutard in St. Emilion. Véronique Corporandy empfing uns zusammen mit Olivier Brunel welcher sich um die insgesamt rund 50 Hektar Reben von Ch. Soutard und Ch. Larmande kümmert. Die Rebfläche von Ch. Soutard ist seit 2009 deutlich angestiegen, die Parzellen von Ch. Cadet-Piola komplett in Ch. Soutard integriert worden sind (seit 2012 taucht darum Cadet Piola nicht mehr im offiziellen Klassement von St. Emilion auf).
Ich habe Ch. Soutard seit einigen Jahren nicht mehr verkosten können und hatte den Wein als sehr kraftvoll und fast etwas breit in Erinnerung. Durch die Integration von Ch. Cadet-Piola – ein Gut, das eher den leichten St-Emilion-Stil vertreten hat – erwartete ich von den neueren Jahrgängen Soutard mehr Finesse und Leichtigkeit als früher.
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Vorweg: ich wurde nicht enttäuscht. Véronique präsentierte uns je drei Weine aus 2012, 2013 und 2014. Meine Notizen zu den Weinen folgen hier in chronologischer Reihenfolge:
Ch. Larmande: ein verkannter Wert.
2012, Ch. Larmande, St. Emilion: Mittlers Bordeauxrot, schöner Glanz. Leicht aufgehellter Rand, duftige, offene Nase, schon relativ reif wirkend, florale Noten, getrocknete Blumen, auch Rauch, Leder, Brombeeren, gute Komplexität. Am Gaumen straffer Auftakt, sehr fleischig, kraftvoll, wieder dunkle Beeren, Anflüge von Weihnachtsgewürzen, gute Struktur, sehr saftige Säure, die Gerbstoffe fein gewoben, gute bis sehr gute Komplexität. Im Abgang von sehr guter Länge, endet auf dunkle Beeren und Gewürze. Gutes Lagerpotential. 2018-2030, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2013, Ch. Larmande, St. Emilion: Helles Rubinrot, strahlender Glanz, aufgehellter Rand. Florale, sehr duftige Nase, würzig, frisch, mit Kräutern, Veilchen, auch Anflüge von Zitronenthymian, gute Komplexität. Am Gaumen straffer Auftakt, saftig, rotfruchtig, erinnert an einen kräftigen Pinot, der Wein ist sehr frisch, unglaublich knackig, mit leichter Struktur, mässig ausgeprägten Gerbstoffen sowie einer saftigen Säure. Dieser Wein macht heute schon Spass und dürfte sich die nächsten 6-8 Jahre gut entwickeln. Unkompliziert, zugänglich, frisch: ein echter „vin de plaisir“. 2016-2024, 17 vvPunkte, (87/100)
2014, Ch. Larmande, St. Emilion: Mittelkräftiges Bordeauxrot, sehr schöner Glanz. Die Nase nobel, sehr tief, konzentriert, Anflüge von Rauch, Brombeeren, Kräuter, auch Torf und wieder feine, florale Noten die mich an Veilchen erinnern, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weicher, cremiger Auftakt, dunkelfruchtig, da sind deutlich Gerbstoffe, etwas flockig, eine sehr schöne Würze, dazu auch Lebkuchengewürze, sehr gute Struktur, die Säure perfekt eingebunden, eine grossartige Frische. Angenehm langer Abgang, endet auf eine feine, weisse Pfeffer-Würze. Dieser Larmande hat Klasse und viel Präzision, er muss unbedingt noch etwas liegen, dürfte sich aber sehr gut entwickeln. 2022-2034+, 18.0+ vvPunkte, (91+/100)
Ch. Soutard: deutlich mehr Finesse als früher.
2012, Ch. Soutard, St. Emilion: Kräftiges Bordeauxrot, ganz leicht aufgehellter Rand. Sehr würzige Nase, kräftig, rauchig, deutlich Torf, mit etwas Luft auch Noten von Eukalyptus, dunklen Beeren und ein Hauch Teer, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich und cremig im Auftakt, doch auf die Cremigkeit folgt eine saftige Frucht, wieder Brombeeren, auch Walderdbeeren umrahmt von einer feinen Würze. Die Gerbstoffe sind fein gewoben, die Säure stützt und ist gut eingebunden, sehr frisch und mit guter Struktur, kraftvoll und doch mit viel Eleganz. Dieser Wein braucht Luft um sich zu entwickeln, dürfte aber bereits in ein bis zwei Jahren viel Spass machen und gut reifen. 2018-2032, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2013, Ch. Soutard, St. Emilion: Mittleres Bordeauxrot, aufgehellter Rand. Die Nase ist sehr duftig, floral, sehr schön, das macht Spass, wirkt frisch, burgundisch mit noblem Duft, Flieder, Veilchen, Anflüge von Honigpollen, sehr gute Komplexität. Am Gaumen sehr verspielt, knackig, das ist ein wunderschönes Fruchtbündel, da ist eine herrliche Würze, viel Saftigkeit, der Wein hat dem Jahrgang entsprechend eine leichte Struktur, ist voll und ganz auf Frucht getrimmt, dabei aber alles andere als banal sondern anregend, spannend, vibrierend. 2016-2026, 17.5 vvPunkte, (89/100)
2014, Ch. Soutard, St. Emilion: Kräftiges Bordeauxrot, strahlender Glanz. In der Nase tief, rauchig, dazu feine, florale Töne, Anflüge von getrockneten Gräsern, kalkig, kühl mit rotfruchtigen Aromen, auch Waldbeeren, sehr frisch, sehr komplex. Am Gaumen straff, dicht, gradlinig, das ist ein konzentriertes Fruchtbündel ohne jegliche Plumpheit, hier ist viel Frische im Spiel, das Holz ist perfekt eingebunden, alle Elemente sensationell kompakt. Das ist unglaublich knackig, macht jetzt schon Spass, man möchte gleich schlucken. Im Abgang von sehr schöner Länge, endet frisch und leicht würzig. 2022-2036+, 18.5+ vvPunkte, (92+/100)
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Das Mittagessen: Fleisch und zwei reife Jahrgänge.
Beim anschliessenden, gemeinsamen Mittagessen im Schloss vor dem offenen Kaminfeuer durfte ich den Mann von Véronique kennenlernen. Nicolas Corporandy ist seines Zeichens Reb-Verantwortlicher auf Ch. Cheval Blanc und wie seine Frau ein sehr inspirierender Gesprächspartner. Véronique servierte uns zwei Weine blind.
Ich schätzte den ersten Wein auf einen 1982er, lag damit aber sechs Jahre daneben. Es war ein 1988er Ch. Soutard der sich noch immer in einem sehr schönen Trinkfenster befindet. Da ist noch immer eine schöne Frucht, abgeschmolzene Tannine und eine lebendige Säure. Sehr gute Ausgewogenheit. Ohne seriöse Notizen aus der Erinnerung 18 vvPunkte (90/100). Jetzt bis 2025.
Beim zweiten Wein blieb ich bei meiner 1982er Einschätzung und behielt damit recht: Ch. Larmande 1982 zeigte einmal mehr eindrücklich auf, welch wundervolle Weine in diesem Traumjahrgang gekeltert worden sind (hier geht es zum Bericht über eine kürzlich veranstaltete 1982er Probe). Ch. Larmande 1982 präsentierte sich sehr reif und wunderbar weich mit einer jahrgangstypischen, warmen Frucht und sehr viel Schmelz. Aus der Erinnerung 18.5 vvPunkte (93/100). Jetzt bis 2022.
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Es bleibt mir an dieser Stelle Véronique und Ihrem Team für den äusserst freundlichen Empfang zu danken und meinen Lesern die Weine dieses Gutes ans Herz zu legen. Wer rasch einen frischen, saftigen, floralen und eleganten Wein geniessen möchte, möge sich einige Flaschen des 2013er-Jahrgangs gönnen, sowohl von Larmande als auch von Soutard. Wer etwas mehr Zeit hat und kräftige Bordeaux‘ bevorzugt, greife zum 2012er (ab ca. 2018 zu geniessen) oder zum 2014er (ab ca. 2022 zu geniessen)
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