Les Rouliers von Bonneau: Vin de Table de France mit Hühnerhautpotential.
Sie stand schon länger in meinem Weinklimaschrank, die Flasche Les Rouliers von Henri Bonneau, welche mir mein „quasi Nachbar“ Markus Utiger beim letzten gemeinsamen Mittagessen mitgebracht hatte. Ich hatte diesen Wein schon einige Male in der Hand doch stellte ich die Flasche jeweils gleich wieder weg. Dies, obwohl Markus erwähnt hatte, dass man den Les Rouliers ganz einfach so und mit viel Spass trinken kann.
Was hielt mich bisher davon ab? War es der der hohe Alkoholgehalt, der mit 15% Vol. auf dem Etikett angegeben ist? Oder war es der Respekt vor einem Produkt, das aus dem Keller einer der ganz grossen Weinlegenden stammt: Henri Bonneau… Vielleicht gab es bisher einfach nicht den richtigen Moment für diesen Wein.
Les Rouliers, Henri Bonneau vvWine.ch |
Gestern war es soweit. Zu einem ganz unprätentiösen aber nicht weniger schmackhaften Chili con Carne öffnete ich Les Rouliers von Henri Bonneau. Der Wein hat ein strahlendes Rubin mit leicht orange-farbenen Reflexen.
Les Rouliers, Henri Bonneau |
Die Nase ist gleich nach dem Öffnen (und mit ca. 14 Grad noch relativ kühl) sehr einladend. Da sind Düfte von roten Kirschen, Walderdbeeren, Pflaumen, Pfirsich, Orangenzesten, Garrigue dazu auch kühler Rauch, etwas Schlagsahne und mit zunehmender Wärme ein Anflug von Rumtopf. Ein verspielter, faszinierender Nasenwein mit erstaunlich viel Tiefe.
Am Gaumen weich im Auftakt mit sehr feiner, reifer und doch saftiger Frucht. Es wiederholen sich die Aromen der Nase, rote Kirschen, Walderdbeeren, Bitterorangen, dazu kommen Mandeln und auch reife Quitte. Der Wein hat eine gute Struktur, sehr feine Gerbstoffe und eine anregende Säure, die 15% Alkohol merkt man ihm erst an, wenn er die 18 Grad im Glas überschreitet. Ein Meisterwerk an Ausgewogenheit bei guter Komplexität und sehr schöner Länge im Abgang. Das ist eine wunderschöne Symbiose von Kraft und Eleganz. 18 vvPunkte (91/100). Jetzt bis 2020 geniessen.
Dieser „Tischwein“ ohne Jahrgang besticht durch seine unglaublich klare Art. Er gehört zu den wenigen Weinen dieser „Einstiegsklasse“ die trotzdem Hühnerhaut erzeugen können. Wenn ich bei nächster Gelegenheit für eine Degustation ein Paradebeispiel für einen Grenache-Wein brauche, kommt Les Ruliers ins Glas.
Es zeigte sich also: ich habe zu lange gewartet, um diese erste Flasche Les Ruliers zu öffnen, denn sie hätte zu manchem Essen in den letzten Wochen sehr gut gepasst. Im Nachhinein ist man aber immer schlauer und ich kann jetzt zumindest erahnen, was die grossen Weine von Bonneau leisten können. Ich freue mich jetzt schon, dieses Gut bei nächster Gelegenheit einmal besuchen zu dürfen.
Simon Vineo (7) |
Ein weiteres Highlight dieser ersten Begegnung mit Bonneau war, dass mich mein Sohn beim Schnüffeln beobachtete. Ich schnüffelte anscheinend so lange und intensiv, dass sogar unser Simon Vineo am Glas riechen wollte. Das tat er zwar schön öfters mal, doch roch er dann meistens einfach nur „Wein“. In diesem wundervollen Wein von Bonneau entdeckte Simon zum ersten Mal in seinem noch jungen Leben ganz viele Aromen und er notierte diese aus freien Zügen auf ein Blatt.
Simon’s Duft-Eindrücke von Les Rouliers von Henri Bonneau möchte ich meinen Lesern an dieser Stelle nicht vorenthalten…
Les Rouliers, Henri Bonneau – Aromen in der Nase, notiert von Simon Vineo (7) |
Der Wein ist für Fr. 34.– bei Le Millésime erhältlich.
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[…] „kleine“ Roulier mit vielen Chateauneuf du Pape Weinen mit. Eine Verkostungs-Notiz von vvWine zum Les Roulier findet man hier. Ich kann diesen Einstiegs-Wein von Bonneau nur wärmstens empfehlen. Wer einmal für wenig Geld […]
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