Verkannter Wert: Ch. Haut-Bailly 2000
Es ist kein Geheimnis mehr, dass ich ein Faible für Ch. Haut-Bailly habe. Und es ist auch kein Geheimnis mehr, dass das Jahr 2000 im Bordeaux zu den besten Jahren der jüngeren Geschichte zählt und sich die meisten Weine aktuell am Anfang eines sehr schönen Genuss-Zeitfensters befinden.
Für mich ist das Jahr 2000 in Bordeaux definitiv eines meiner Favoriten-Jahre. Dies, weil 2000 vielleicht der letzte „grosse“ Jahrgang war, der wirklich „klassische“ Bordeaux-Weine hervorgebracht hat. Danach folge ein sehr schönes, durchaus klassisches aber eben nicht grosses 2001 sowie das von den etwas problematischen Jahren 2002 und 2004 eingerahmte Hitzejahr 2003. 2005 war wiederum „gross“ doch es entstanden Weine mit deutlich mehr Alkohol als üblich. Ob diese Tropfen sich dereinst in so „klassische“ Bordeaux‘ verwandeln werden, wie ich sie mag, bleibe dahingestellt.
Foto © by Château Haut-Bailly
Ch. Haut-Bailly schaut auf eine eindrückliche Geschichte zurück. Bereits 1461 wurde hier Wein produziert. Heute gehört das Gut dem Banquier Robert G. Wilmers, der es im Jahr 1998 erworben hat und mit Hilfe von Véronique Sanders und ihrem Team die Qualitäten seither eindrücklich gesteigert hat.
Ich hatte das Glück, Véronique schon einige Male persönlich zu treffen. Die äusserst charismatische Frau führt das Gut mit einer gefühlten Leichtigkeit auf eindrückliche Weise. Die seither produzierten Weine sind allesamt probierenswert und selbst in problematischen Jahren wie 2003 oder 2007 haben Véronique und ihr Team sehr schöne Weine auf die Flasche gebracht.
Nicht mehr günstig, aber nach wie vor als „Great Value“ würde ich den 2000er Haut-Bailly bezeichnen. Ein klassischer Bordeaux, nicht zu schwer, nicht zu leicht, unglaublich elegant und feinduftig. Der Wein scheint glücklicherweise nach wie vor etwas unter dem Radar der meisten Weinkritiker zu fliegen.
Gestern im Glas, der besagte Jahrgang 2000 von Ch. Haut-Bailly, eine Assemblage aus 50% Merlot und 50% Cabernet Sauvignon.
Mittlers Bordeauxrot, aufgehellter Rand.
Die Nase betörend: Rauch. Schwarztee, Zedern, Tabak, tief mit dunklen reifen Brombeeren, kandierten Früchten, Kohle, dazu auch florale Noten, ein sich ständig wandelnder Duft der einnimmt, wow!
Am Gaumen frisch und weich im Auftakt. Rotbeerige Frucht. auch Backpflaumen, wieder Tabak unterlegt mit einer feinen Kräuternote. Die Gerbstoffe sind fein wie Seide, ausgereift. Der Wein hat eine mittlere Statur mit einer perfekt integrierten Säure. Moderate 12.5% Alkohol machen ihn unglaublich schön zu trinken. Im Abgang mit sehr guter Nachhaltigkeit. Das ist Eleganz pur.
Ein Traum. schlicht, schön, so muss Bordeaux sein. 19vvPunkte (94/100). Jetzt bis 2024 geniessen.
Wir genossen den Wein ganz für sich alleine nach einem leichten Sommersalat mit Spinat, Tomaten, Zwiebeln, Kapern und Kräutern.
Mehr zu Ch. Haut-Bailly findet man auf der Internet-Seite des Gutes oder auf Facebook
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