Frankreich muss nicht teuer sein.

Am Freitag Abend präsentierte Markus Utiger von Le Millésime im Technopark auf dem Kunzareal in Windisch einige Sommerweine. Es handelte sich dabei durch das Band um äusserst preiswerte Weine, vorwiegend aus Frankreich mit zwei „Ausnahmen“ aus der Schweiz.

Frankreich verfügt, getrieben durch einige wenige extrem teuer gehandelte Spitzenweine aus dem Bordeaux resp. dem Burgund, über ein hochpreisiges Image. Das dem ganz und gar nicht so ist, zeigte die Verkostung gestern Abend deutlich. Danke Markus für diese kleine „Tour de France“.

2014, Féchy La Colombe Blanc. 100% Chasselas. Basses Gelb, fast Weiss, schöner Glanz, die Nase offen, floral, duftig, weisse Blüten, etwas Citrusfrüchte, sehr Chasselas-typsisch, zarter Gaumenauftakt, wieder viele Citrusfrüchte, sehr fein, ein eher schlanker Körper, geschmeidig, elegant und mit nerviger Säure (da ohne BSA), mittlere Komplexität, sehr schöner Abgang mit guter Länge, Ein äusserst frischer und knackiger, säurebetonter Chasselas. Dürfte die überraschen, welche unter Chasselas „flache Weine“ erwarten. 17 vvPunkte, (86/100).

2013, Château de Fosse-Sèche, Arcane Blanc, Saumur, Loire: 100% Chenin Blanc. Mittleres Gelb, leicht ölige Konsistenz, die Nase dezent, noch etwas zurückhaltend, braucht Zeit und etwas Luft. Noten von Honig, auch Stroh, herrlich diese Tiefe, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen straff im Auftakt, rasch viel Fleisch am Knochen, sehr kräftige Frucht, einiges an Schmelz, ein ganzer Korb Zitrusfrüchte, wieder Honigaromen, der Alkohol kaum spürbar, die Säure balanciert die Frucht hervorragend aus, sehr gute Komplexität. Der Wein steht dem kürzlich in Paris genossenen 2010er in nichts nachstehen. Sehr gute Länge im Abgang, endet auf eine zarte Bitternote. Ein sehr schöner Weisswein der deutlich mehr bietet als er kostet. Kann alleine genossen werden oder aber zu leichten Speisen wie Fisch, Salaten oder z.B. Melone mit Rohschinken. Jetzt bis 2021+ geniessen, 18 vvPunkte, (91/100).

2013, Domaine Clos Marie, Manon Blanc, Languedoc: 20% Grenache Blanc, 20% Grenache Gris, 15% Roussanne, 15% Rolle, 15% Carignan Blanc, 10% Clairette, 5% Muscat. Mittleres Gelb, leicht ölige Textur, kräftige, saubere Nase, einiges an weissen Blüten, auch Kräuter, Harz, gute Komplexität. Am Gaumen straffer Auftakt, sehr knackige Frucht, Aromen von Citrusfrüchten, auch ein Hauch Grüntee, sehr präsente Säure, stützt die Frucht, kein Überhang an Alkohol, deutlich frischer am Gaumen als die Nase erwarten lässt, sehr gute Komplexität und mittlere Länge im Abgang. Gefällt durch seine beeindruckende Frische am Gaumen. Jetzt bis 2018+. 17.5 vvPunkte, (89/100).

2014, Domaine de Fondrèche Blanc, Côte du Ventoux: 30 % Grenache Blanc, 30% Roussanne, 30 % Clairette, 10 % Rolle. Helles Strohgelb, schöner Glanz, die Nase kräftig, sehr intensiv. Noten von Zitrusfrüchten, auch Holunderblüten, etwas Gletscherzältli, gute Komplexität, erinnert an einen jungen Chablis, schöne Mineralität. Sehr kräftiger Auftakt, hervorragende Frucht, noch jung und ungestüm, wieder deutlich Zitrusaromen, herrliche Säure, sehr knackig und mit guter Struktur, sehr guter Komplexität und beachtlicher Länge im Abgang. Ein frischer, äusserst trinkiger Südfranzose. Jetzt bis 2019. 17.5 vvPunkte, (89/100).

2014, Domaine de Fondrèche Rosé, Côte du Ventoux: 50 % Cinsault, 30 % Syrah, 20 % Grenache.. Helles, sehr blasses Rosé, am Rand fast Weiss und transparent. Sehr zarte, feine Nase, etwas weisser Pfirsich, weisse Blüten, ein Hauch Himbeere, gute Komplexität. Zarter Gaumen, schöne Citrusfrucht, äusserst knackige Säure, mittlere Komplexität. Im Abgang kurz aber sehr stimmig. Ein guter, knackiger Rosé, ideal zum Apéro an sehr heissen Tagen, 17 vvPunkte, (85/100).

2014, Les Sorcières Rosé, Domaine Clos des Fées, Roussillon: 60% Grenache, 20% Mourvèdre, 20% Syrah. Strahlende Lachsfarbe, Kupferreflexe. Fruchtbetonte Nase, etwas Himbeeren, dezente Würze, gute Komplexität, zurückhaltender Auftakt, sehr dezent die Aromatik, wieder etwas Himbeere, sehr gute Harmonie, solide die Qualität aber sehr kurz im Abgang. Ein einfacher, unkomplizierter Rosé für alle Tage. 16 vvPunkte, (82/100).

2013, Clos Marie, l’Olivette, Languedoc: Grenache 40%, Syrah 40%, Mourvèdre 10%, Cinsault 10%. Mittleres Bordeauxrot. leicht aufgehellter Rand. Warme, offene Nase, Aromen von Leder, dunklen und roten Beeren, etwas Rauch, gute Komplexität. Sehr voller und kräftiger Gaumenauftakt, der Wein ist sofort da, kräftige, dunkle Beerenfrucht, dazu eine gute Würze und einiges an Gerbstoff, vielleicht noch etwas burschikos aber nicht ohne Charme, gute Säure, mittlere Komplexität. Im Abgang eher kurz. Ein guter Alltags-Südfranzose, hat Réserven. 2016-2023. 17 vvPunkte, (87/100).

2011, Clos Marie, l’Olivette, Languedoc: Grenache 40%, Syrah 40%, Mourvèdre 10%, Cinsault 10%. Mittleres Bordeauxrot, aufgehellter Rand. Offene, reife Nase, sehr duftig, dunkle, reife Beerenfrucht, ein Hauch Leder, auch reife Erdbeeren, gute Komplexität. Straffer Gaumenauftakt, knackige Frucht, eher rotbeerig am Gaumen, eine gute Würze, der Alkohol ist gut eingebunden, trotz Wärme des Musters nicht störend, gute Komplexität und erstaunliche Frische. Eher kurz im Abgang. Ein unkomplizierter Wein, ideal zur sommerlichen Grillplatte. Jetzt bis 2020. 17.5 vvPunkte, (88/100).

2014, Mélodie La Côte, Henri Cruchon, Morges: Gamay und Gamaret. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase sauber, beerig, eine Mischung aus roter Kirsche, Heidelbeere und Johannisbeere, gute Komplexität. Am Gaumen saftig im Auftakt, sehr schöne, eher rotbeerige Frucht, die Gerbstoffe sehr dezent, die Säure stützt, keinerlei Alkohol spürbar, frisch und knackig, unkompliziert aber mit Niveau. Mittlere Länge im Abgang. Ein stimmiger, sehr ehrlicher Essbegleiter. Kühl servieren. Jetzt bis 2018. 17 vvPunkte, (86/100).

2011, Cote du Rhone, Domaine du Charvin, Cotes du Rhone: Praktisch 100% Grenache. Helles Bordeauxrot, sehr heller Rand. Die Nase ist sehr offen, wirkt warm, leicht gekocht (sehr warmes Muster), eingemachte Früchte, Erdbeeren, auch eine schöne Würze, gute Komplexität. Weicher, warmer Gaumenauftakt, sehr sortentypisch, ein kleiner Chateauneuf, Aromen von Erdbeerkompott, der Alkohol drückt mir hier zu fest durch. Sehr gute Qualität der Gerbstoffe, im Abgang eher kurz. Ein wuchtiger, weicher, kräftiger Wein, der nicht zu warm serviert werden sollte! Jetzt bis 2020. 17 vvPunkte, (85/100). – das später verkostete Muster (deutlich kühler serviert) schätzte ich aufgrund des deutlich weniger störenden Alkohols auf 17.5 vvPunkte (88) ein.

2011, Domaine Valmengaux, Bordeaux: 85% Merlot, 10% Cabernet Franc, 5% Cabernet Sauvignon. Kräftiges Bordeauxrot, schöner Glanz. Sehr schöne, offene Nase, würzig, dunkelbeerig, rauchig, gute Komplexität, äusserst Bordeaux! Am Gaumen straffer Auftakt, noch jung, etwas ungestüm, neben dunklen Beeren auch rote Früchte, einiges an Gerbstoff, präsente und gut stützdene Säure, die Frucht aktuell noch etwas im Hintergrund, Holz und Alkohol aber sehr gut eingebunden, mittlere Komplexität. Im Abgang mit guter Länge, endet auf rote Johannisbeere. Ein charaktervoller Bordeaux, braucht Essen und idealerweise etwas mehr Reife. Ein sehr schöner Alltags-Wein zu einem sehr fairem Preis. 2018-2026, 17.5 vvPunkte. (88/100).

2012, Comte Abbatucci, Faustine Rouge Vielle Vigne, Korsika: Sciacarello und Nielluccio. Helles Rubin, aufgehellter Rand, erinnert an einen Pinot Noir. Sehr duftige, offene Nase, wow, da sind Erdbeeren, Gewürze, mineralische Anklänge, sehr gute Komplexität, das ist ein richtiger Schnüffelwein. Am Gaumen weicher Auftakt, viele rote Beeren, auch wieder eine spannende Würze, saftige Säure, deutlich Gerbstoff, der Alkohol sehr gute eingebunden. Nicht einfach zu verkosten, aber das ist ein spannender, frischer, knackiger Wein mit sehr viel Eleganz, gefällt mir ausgezeichnet, eine wahre Entdeckung. Ideal zur kalten Platte oder auch zu Grilladen. Macht jetzt schon Spass, hat aber definitiv Reserven. Jetzt bis 2022, 18 vvPunkte, (92/100)

Esprit brut, Henri Giraud, Champagne: 70% Pinot Noir 30% Chardonnay. Kräftiges Goldgelb, mittelfeine Perlage. Sehr schöne Nase, Hefenoten, Brioche, Honig, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff im Auftakt, sehr schöne Frucht, Apfel, auch Quitte, sehr harmonisch, nicht übermässig viel Kohlensäure, weinig und mit sehr guter Komplexität und Länge im Abgang. Ein schöner Champagner, geht als Apéro-Wein, besser aber zu Fisch oder Rhabarber-Dessert. Ein toller Champagner-Wert! 18 vvPunkte, (90/100).

Esprit brut Rosé, Henri Giraud, Champagne: 70% Pinot Noir, 22% Chardonnay. 8% Aÿ rouge. Kräftiges Lachsrosa, Kupferreflexe. Reine Nase, der Pinot erkennbar, noch sehr zurückhaltend, braucht Zeit. Ganz und gar nicht aufdringlich, dafür mit sehr guter Komplexität. Am Gaumen gradliniger Auftakt, unglaublich knackig, herrliche Frucht, ausgezeichnete Balance, sehr gute Komplexität, Stimmig von A-Z. Ein grossartiger Rosé der ruhig noch 1-2 Jahre reifen darf. 18 vvPunkte, (91/100).

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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