Kleine Pinot- und Chardonnay-Weinrunde

Karfreitag in geselliger Runde mit Weinfreunden. Wir gönnen uns zu einem Fischmenu ein paar schöne Flaschen auf Chardonnay- und Pinot-Basis.

Den Auftakt machte ein vorzüglicher Champagner von Selection-Schwander: der Blanc de Noirs von Bernard Remy. Der Wein hat eine sehr feine Perlage. In der Nase und am Gaumen ein Gedicht, kraftvoll aber elegant und mit langanhaltendem Abgang. Ein Top-Champagner für verhältnismässig wenig Geld. (18.5 vvPunkte).

Dazu gab es ein kleines Amuse-Bouche: in Zitrone und Thaikoriander marinierte Crevetten-Schwänze auf Ruccola und Cherrytomaten.

Weiter ging es mit zwei sehr schönen Chardonnay-Weinen, einmal aus der alten, und einmal aus der neuen Welt. Parallel im Glas kamen ein Chablis 1er Cru Montée de Tonnèrre 2010 von der Domaine Billaud-Simon (Riegger Weine) und der Chardonnay Reserve 2011 vom Weingut Kina Beach in Neuseeland (Bona Aestimare). Beide Weine sind von vorzüglicher Qualität. Der Neuseeländer mit etwas mehr Barrique-Noten, mehr Schmelz und grosser Nachhaltigkeit und Länge (18 vvPunkte), der Chablis klassischer, schlanker, mineralischer mit wunderschöner Zitrusfrucht, Aromen von Heu und Nuss und mit einem traumhaften Gaumen der frisch, knackig, würzig ist und im Abgang nicht enden will (19 vvPunkte). Ein Traumpaar im Glas und auf dem Teller als erste Vorspeise gab es einen in Knoblauch gebratenen Scampi auf Kinoa mit grünem Spargel, Gurke, Frühlingszwiebel, Sprossen und Bärlauch-Pesto.

Als zweite Vorspeise präsentieren wir unseren Gästen eine Komposition aus kurz gebratener Jakobsmuschel, weissem Spargel aus Deutschland sowie Tuna Sashimi in Sesam-Öl und mit Sesamkörnern angebraten und begleitet von Soja, Wasabi und eingelegtem Ingwer.

Die Rotweine öffneten wir alle parallel und verkosteten diese über mehrere Stunden. Sämtliche Weine waren von hervorragender Qualität, in der Stilistik unterscheideten sie sich natürlich deutlich.
In einem ersten Duell verglichen wir den Pinitium Findling Pinot Noir 2011 und den Rhini Spätburgunder 2009 von Ziereisen. Der Findling ist kraftvoll, mit betörender Nase, viel Frucht und sehr schön integriertem Holz und deutlich Schmelz am Gaumen, die Säure ist stützend und hält den Wein frisch, 18 vvPunkte. Als Gegensatz zum Findling präsentierte sich der Pinot Noir von Ziereisen karg, steinig, kühl und schlank. Er macht unglaublichen Trinkspass und ist ein perfekter Essbegleiter. Einzig der Abgang könnte noch etwas länger sein. Ebenfalls 18 vvPunkte (in der Nachverkostung heute Mittag zeigt sich der Ziereisen nach wie vor sehr schön, ohne jeglich Oxidation – obwohl der Wein nicht abgepumpt worden ist über Nacht).
In einer zweiten Runde verglichen wir den Pinot Noir Reserve 2009 von Kina Beach, den Castelfeder Burgum Novum 2007 und den Beaune-Grèves 2009 von der Domaine Jacques Prieur (erhältlich unter anderem bei Pierre Wyss). Mir gefiel der Burgunder mit seiner kraftvollen, mineralisch geprägten Art, seinem kräftigen Körper und seiner grossen Würze. Er verwandelte sich von Minute zu Minute und bot nach ca. 1h Belüftung sehr viel Trinkgenuss. 18.5 vvPunkte. Ebenfalls sehr schön war der Pinot Noir Reserve von Kina Beach. Dieser Pinot ist unglaublich elegant, frisch und mit knackiger Säure. Er ist äusserst sortentypisch, erstaunlich feingliedrig und mit viel Eleganz. Ein Klassewein! 18.5 vvPunkte. Etwas schwächer sah ich am Abend den Burgum Novum. Er war gestern für meinen Geschmack etwas zu breit, mit einem Tick zu viel Süsse und mit steigender Temperatur kam ein Hauch dieser „Verkochtheit“ wie ich sie oft bei Walliser Pinots wahrnehme. In der Nachverkostung (mit 14 Grad im Glas) heute Mittag präsentierte er sich aber einiges schöner. Sprich: wer die mollige Variante bevorzugt und einen Wein auch über zwei Tage verfolgen kann, ist beim Burgum Novum gut aufgehoben. 18 vvPunkte (unbedingt dekantieren und nicht zu warm servieren).
Zwischen den beiden Wein-Serien servierten wir als Hauptgang einen Kabeljaurücken (Dos de cabillaud grenobloise) frei interpretiert nach Vindonissa-Art mit Zwiebeln, Tomaten, Zitronen-Filets, Kapern und vielen frischen Kräutern. Es war eine kurze Zeit lang still am Tisch.

Zum Dessert offerierten wir dann noch etwas Käse mit Walliserbrot und dazu öffneten wir zwei Weinspezialitäten aus dem Rhonetal. Die 2003er und 2006er Cuvée Thérèse, Chateau St. Estève, Massif d’Uchaux. Der 2003er war sehr stark gereift, bernsteinfarben, mit deutlichen Sherry-Noten. Im Prinzip über seinen Zenith hinaus aber zum Käse eine spannende Erfahrung. Deutlich frischer und knackiger der 2006er. Beides sind keine einfachen Weine, sondern Weine die Zeit brauchen und im Idealfall eine passende Essbegleitung benötigen. Einen Versuch sind sie allemal wert.
Summa Summarum ein äusserst gelungener Abend mit sehr angenehmen Gästen, gutem Essen und vorzüglichen Weinen. Der Ostersamstag kann kommen!

 

 

 

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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