Albert Reichmuth / Herbst-Degustation

Am Donnerstag, 12. November durfte ich im Rahmen der Herbst-Degustation des Handelshauses Albert Reichmuth im fantastisch schönen Ambiente der „Zunft zur Safran“ in Zürich eine feine Auswahl von Weinen probieren. Nachfolgend meine Notizen.

Schloss Gobelsburg
Grüner Veltliner, Renner, 2008
Helles Gelb, frische, mineralische Nase, kräftiger Auftakt, schöne Säure, eine leichte Bitternote, Grapefruit. Mittellanger, stimmiger Abgang. Sehr ausgewogener und gut strukturierter GV, perfekt für Apéro und als Begleiter von Vorspeisen. 16.5vvpunkte (89vvpunkte)

Grüner Veltliner, Lamm, 2007
Leicht dunkleres Gelb alsder Renner. Kräftigere, vollere Nase, feine Holznoten. Am Gaumen kräftig, weich, voll und rund, sehr gut strukturiert. Langer Abgang. Für meinen Geschmack etwas gar fett geraten, die elegante Art des Renner gefällt mir besser. 16+vvpunkte (87+).

Domaine Weinbach

Riesling Cuvée Theo, 2007
Mittleres Goldgelb. Herrliche Riesling-Nase, sehr mineralisch, etwas vom Schönsten was ich bisher aus dem Elsass riechen durfte. Am Gaumen eindrücklicher Auftakt, sehr aromatisch, da passt alles zusammen, die Frucht, die frische Säure. Sehr solider Abgang der Lust auf den nächsten Schluck macht. Ein äusserst gelungener Riesling, 17.5vvpunkte (92).

Riesling Grand Cru Schlossberg, Cuvée Sainte Catherine, 2004
Mittleres Goldgelb. Gereifte Riesling-Nase, ebenfalls mit schöner mineralischer Note, sehr komplex. Am Gaumen deutlich fleischiger als Cuvée Theo und doch erstaunlich frisch. Weniger verspielt, irgendwie ernster als sein kleiner Bruder. Langer Abgang. Ein Top-Riesling. 18vvpunkte (94). Dieses Gut ist für mich die Entdeckung des Abends.

Gewürztraminer, Cuvée Theo, 2004
Goldgelb, sehr intensive, süssliche, Gewürztraminer-typische Nase, duftet nach Rosenblättern, Gewürzen. Am Gaumen kräftig und doch ausgewogen, für meinen Geschmack eine Spur zu viel Restsüsse. Anhaltender Abgang. Als Begleiter einer Fois Gras-Vorspeise ist dieser Wein perfekt. 17vvpunkte (91).

Domaine Rossignol-Trapet

Gevrey-Chambertin, 2005
Klares Rubinrot. Sehr klare Pinot-Nase, rote Beeren, leicht würzige Noten, etwas Rauch. Am Gaumen gut strukturiert, präsente Gerbstoffe, gut stützende Säure, wieder schöne Beerenfrucht. Ein solider und sehr eleganter Pinot mit Reserven.15.5vvpunkte (85). 2009-2015.

Latricières-Chambertin, 2006
Mittleres Rubin. Tiefere, komplexere Nase als der Gevrey-Chambertin, rauchig, würzig, etwas Teer, dazu wieder rote aber auch dunkle Beeren, sehr spannend. Am Gaumen noch jung, ungestüm. Die Gerbstoffe reif, die Säure aktuell noch etwas im Vordergrund. Hat mehr Finesse als der kleine Bruder, braucht aber noch Zeit. 17+vvpunkte (91+). 2010-2018.

Chambertin Grand Cru, 2003
Mittleres Rubinrot, leicht aufgehellter Rand. Die Nase sehr tiefgründig, er wirkt voller, reifer aber leider auch verkochter als die der beiden Jungweine, ein Hauch Lakrizz schwingt mit. Am Gaumen mit einer guten Struktur und komplexem Aromenspiel aber irgendwie wirkt der Wein bereits etwas müde. Ob’s am Hitzejahr 2003 liegt? Im Abgang zeigt er dann aber seine grosse Klasse. 17vvpunkte (91). Trinkreif.

Domaine de la Vielle Julienne

Lieu dit Clavin, Côtes du Rhone, 2005
Sehr dunkle Farbe, man erahnt Konzentration. Rustikale Nase dreckig, muffig, „zapfig“ (kein Kork) etwas reduktiv, macht mir keinen Spass. Die ca. 3h vorher geöffnete Konterflasche gefällt mir besser. Die Frucht hat sich zwischen den strengen Noten durchgekämpft und lässt erahnen, was da in 1-2 Jahren kommen kann. Am Gaumen erstaunlich Kräftig, vollmundig, kein typischer Cotes du Rhone, erinnert eher an einen Midi-Wein. Viele reife Gerbstoffe, gute Säure. Im Abgang etwas kurz. Definitiv ein Wein mit Potential, aktuell nicht mein Ding. 15+vvpunkte (84+). 2011-2015+

Chateauneuf du Pape, 2003
Etwas heller in der Farbe als der Cotes du Rhone, Herrlich Nase, rote Beeren, Marmeladekompott, dazu schöne Würznoten, sehr typisch. Am Gaumen weicher Auftakt, sehr balanciert, hier weiss jemand, wie man mit der anspruchsvollen Grenache umgehen muss. Aromen von eingekochten Pflaumen, schöne Würze, sehr harmonisch herangereifter Wein. Guter Abgang. Ein trinkreifer CNdP mit Reserven für weitere 5 Jahre. 17vvpunkte (91).

Ch. Ferrière

Ch. Ferrière, 2006
Dunkles Bordeauxrot. Offene Nase, deutliche Barriquenote, dazu rote Beeren, wenig Holunder, Rauch. Am Gaumen erstaunlich zugänglich, perfekte Fruchtphase, Trinkspass pur. Die Gerbstoffe sind von guter Qualität, die präsente Säure ist stimmig. Mittelanger Abgang. Ein sehr schöner Vertreter eines nicht ganz einfachen Jahres. War schon vor ca. 4 Monaten bei der Arrivage von Gerstl einer meiner Favoriten in dieser Preisklasse. Sehr solide Arbeit. 2009 antrinken oder dann ab 2013-2020. 16.5+ vvpunkte (89+).

Ch. Haut-Bages Libéral

Ch. Haut-Bages Libéral, 2003
Mittleres Bordeauxrot. Sehr offene, reife Nase, äusserst einladend. Am Gaumen spürt man die Hitze des Jahres, die Säure ist tief, der Wein wirkt fleischig, nicht sehr elegant. Ein guter Wein aber kein Vergleich mit den Weinen von HBL aus 1996, 2000 und 2001. Für mich eine Enttäuschung. 15.5 vvpunkte (85). Jetzt trinken bis 2012.

Ch. Haut-Plantey

Ch. Haut-Plantey, 2005
Recht dunkles Bordeauxrot. Intensive Nase, leicht stechend, viele rote Beeren, etwas Lakrizze. Am Gaumen fleischig, voll mit guter, sehr dichter Struktur und massig Gerbstoff. Im Abgang etwas brandig. Ein solider Wein mit Reserven, allerdings nicht sehr elegant. 15vvpunkte (84). 2013-2018.

Bric Cenciurio

Barolo Costa di Rose, 2004
Mittleres Rubin. Intensive aber recht reduktive Nase, bringt nicht das hervor was ich bei anderen 04er Baroli schon riechen durfte. Am Gaumen sehr gut strukturiert, Massen an Gerbstoffen, rotbeerige Frucht, etwas Gewürze, Kaffeenote. Der Wein hat definitiv einiges an Potential, ist aber aktuell in einer schwierigen Phase. Mindestens 4 Jahre liegen lassen. 2013-2020+. 16.5+vvpunkte (89+).

Gabriele Mastrojanni

Rosso di Montalcino, 2005
Dunkles Rot, Violletreflexe. In der Nase Veilchen, Blumig, viele Rote Beeren. Am Gaumen eher leicht gestrickt aber sehr sauber gearbeitet, wieder rote Beeren, etwas austrocknende Tannine. Ein guter Tischwein, perfekt für die Pasta. 14.5vvpunkte (82). Jetzt bis 2012.

Brunello di Montalcino, 2004
Mittleres Rot. Sehr schöne Nase, sehr Sangiovesetypisch, Veilchen, Kirschen, dazu eine dezente Holznote. Am Gaumen voller Auftakt, wirkt frisch, sehr gut strukturiert, keine übermässige Säure, feinkörnige, reife Gerbstoffe, macht viel Spass. Einer der schöneren Brunelli die ich in letzter Zeit im Glas hatte. 17 vvpunkte (91). 2010 bis 2016+.

Lopez Crisbobal

Tinto Roble, 2008
Dunkles Rot, Violettreflexe. In der Nase Gummibärchen, warme Frucht, rote Beeren. Am Gaumen sehr einfach, eher dünne Struktur, keine Tiefe. Für mich zu langweilig. 14vvpunkte (80). Jetzt bis 2012.

Crianza, 2005
Dunkles Rot. Wieder sehr warme „Spaniernase“, deutlich komplexer als der kleine Bruder. Konzentrierte Frucht, Würznoten. Am Gaumen vollmundig, sehr weich, rund, dunkle Beerenfrucht, Spanien pur. Nicht mein Ding aber extrem schön einfach zu trinken. 15.5vvpunkte (85). Jetzt bis 2014.

Bagus, 2005
Tiefdunkles, undurchdringliches Rot. Intensive Nase, wieder Dunkle Beerenfrucht, würzig. Am Gaumen wirkt er sehr modern, könnte auch New World sein, gut strukturiert aber ohne Ecken und Kanten. Recht langer Abgang. Auch nicht mein Ding aber sehr gut gearbeitet. 16vvpunkte (87). Jetzt bis 2016.

Marques de Caceres

Reserva, 2004
Dunkles Rubin. Fruchtbetonte Nase, nicht spektakulär. Am Gaumen rund, ausgewogen ohne Ecken und Kanten aber mit solider Struktur. Kurzer Abgang. Langweiliger aber korrekt gemachter Wein. 14.5vvpunkte (82). Jetzt bis 2015.

MC, 2005
Dunkles Rot. In der Nase aufregender als die bisherigen Landesvertreter. Klare Frucht, schöne Würze, Waldbeeren, etwas Rauch. Am Gaumen feingliedrig, nicht plump sondern äusserst elegant, frisch, würzig. Mittlerer Abgang. Der schönste Spanier des Abends. Auch für mich mit Frankreich-Affinität ein äusserst spassiger Genusswein. 16vvpunkte (87). 2009-2016.

Gaudium, 2002
Sehr dunkles Rot. In der Nase (trotz Dekanter) deutlich reduktiv. Am Gaumen vollmundig, reife Frucht, erstaunlich gute Säure, reife Gerbstoffe und viel, viel Kraft. Ein Muskelprotz der noch Reserven hat, die Eleganz sucht man vergeblich. 15.5vvpunkte (85). 2011-2017.

Emilio Lustau

Keine Notizen. Aus dem Gedächtnis: der 1990er Rich Oloroso ist einfach nur herrlich. Werde diesen kaufen.

Champagne Mailly

Mailly Brut Réserve
Intensive Nase, hefig, erinnert an Fleischbouillon. Mässig feine Perlage, sehr frische Säure, keine sonderliche Tiefe. Ein guter aber kein sehr guter Champagner. 15vvpunkte (84).

Mailly Brut Rosé
Frische Himbeernase, äusserst fruchtig, weniger Hefenoten. Am Gaumen mit eleganterer Perlage als der blonde Bruder (oder die blonde Schwester?). Macht Spass, gefällt mir. 16vvpunkte (87).