Alles St. Estèphe?
Die ausgedehnte Blinddegustation von gestern hat uns einmal mehr bestätigt, dass Bordeaux einfach Spass macht und auch für kleines Geld viel Wein zu bekommen ist. Im Glas: Phélan Ségur 1988 und 1997 neben Cos d’Estournel 1997 und dem eingeschleusten Piraten, ein Comte de Peney 1998 von Dan Schläpfer aus dem Kanton Genf.
Beruhigt hat mich, dass die unkomplizierte Hobby-Weintrinker-Runde den 97er Cos d’Estournel einstimmig vorne sah. Ein weiterer Hinweis, dass die so oft arg umstrittene Klassifikation aus 1855 im tiefen Innern eben doch einigermassen Sinn macht. Der 97er Cos besticht durch seine würzige, an Chili erinnernde Nase und zeigt am Gaumen einen guten Mix aus Frucht und Gewürzen, fast etwas orientalisch anmutend. Sicherlich kein grosser Wein aber Trinkspass pur.
Erstaunt hat, dass der Genfer Bordeaux-Blend einstimmig als sehr schöner Bordeaux wahrgenommen wurde und im Genuss-Rating auf Platz zwei zu liegen kam. Sein „nasser Sattel“ und seine klare, gradlinige Struktur mit präsenten Taninen und feiner, rotbeeriger Frucht verwirrte die Runde ganz schön und machte den Bio-Schweizer plötzlich zum Pauillac oder St. Julien.
Die beiden Phélan Ségur kamen schliesslich auf die hinteren beiden Plätze, wobei der 88er auch nach 4 Stunden Dekanter noch verschlossen wirkte und weniger Alterstöne zeigte, als der schmeichelnde 97er.
Der Fazit des Abends: hoch lebe Bordeaux und die Non-Bordeaux-Winzer, welche Bordeaux so perfekt interpretieren.
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