Die Weine von Lorenz Waldthaler.
Das Südtirol ist mit rund 5’400 Hektar Weinbaufläche eines der kleinsten Weinbaugebiete Italiens. Umso erstaunlicher ist die grosse Vielfalt von Rebsorten und Weinstilen, die in dieser norditalienischen Region zu finden sind. Dies mag unter anderem an den unterschiedlichen Terroirs liegen, welche sich von tiefen Lagen auf rund 200 Metern über Meer bis in Höhenlagen auf über 1000 Meter über Meer erstrecken.
Die Gemeinde Auer liegt rund 20 Kilometer südlich von Bozen auf einem Porphyrschutt-Kegel, der über viele Jahr durch den Schwarzenbach angeschwemmt wurde. Das hier ansässige Familienweingut Waldthaler gehörte ursprünglich der Familie von Gaffer zu Feldenreich, bevor es im Jahr 1735 von der Familie Waldthaler erworben wurde. Heute kümmert sich Lorenz Waldthaler bereits in siebter Generation um den Betrieb.
Kultiviert werden Pinot grigio, Sauvignon blanc, Weissburgunder, Cabernet Sauvignon, Lagrein und Merlot, wobei Lorenz Waldthaler mit bewussten Begrünungseinsaaten, einer hohen Pflanzdichte sowie niedrigen Erträge alles daransetzt, gesunde und reife Trauben ernten zu können. Der Grossteil seiner Jahresproduktion stammt aus eigenem Anbau, ein Teil wird von kleinen, lokalen Zulieferern sowie von Verwandten zugekauft. Bei der Vinifikation setzt Lorenz auf schonende Verarbeitung, kontrollierte Gärung und – bei den Rotweinen – auf einen erfreulich subtilen Ausbau in Holzfässern.
In der Schweiz werden die Weine von Jörg Waldthaler, einem Cousin von Lorenz, vertrieben. Die von mir verkosteten Flaschen überzeugten mich mit ihrer lupenreinen Machart und einem schlichten, grafischen Auftritt.
2020, Sauvignon blanc «LENZ», Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Sauvignon Blanc, teilweise im Stahltank, teilweise in gebrauchten Fässern ausgebaut, 12.5% Alkohol) Kräftiges Goldgelb. Die Nase ist reiffruchtig und sehr sortentypisch, dabei jedoch nicht überzeichnet oder kitschig; Litschi, Stachelbeere, Holunder, weisser Pfirsich, dahinter dezent nussige Noten und etwas Löwenzahn. Im Gaumen rund im Auftakt, leichter Körper, knackige Frucht, die Säure steht in guter Harmonie zur Frucht, der Wein zeigt Trinkfluss endet im Abgang eher kurz auf eine anregende Bitternote. Jung und kühl geniessen, passt sowohl als Apéro als auch zu leichten Gerichten. 87 vvPunkte
2020, Pinot grigio, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Grauburgunder, teilweise im Stahltank, teilweise in gebrauchten Fässern ausgebaut, 12.5% Alkohol) Offene Nase, Birne, Mango, Blätterteig. Im Gaumen weich, mit Schmelz, jedoch ohne Schwere, eine milde Säure untermalt die reife Frucht, im Abgang mit getrocknetem Apfel und etwas Ananas. Ein zugänglicher Pinot Gris, der in seiner Jugend getrunken werden möchte. 86 vvPunkte
2020, Weissburgunder, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Weissburgunder, teilweise im Stahltank, teilweise in gebrauchten Fässern ausgebaut, 12.5% Alkohol) Anfangs verhaltene Nase, braucht etwas Zeit im Glas, offenbart dann Düfte, die an weissen Pfirsich, Apfel und Zitrone erinnern, das ganze untermalt mit einem mineralischen Touch. Im Gaumen gradlinig und fruchtbetont, schlanker Körper, eine sehr frische Säure stützt die auf den Punkt gereifte Frucht, der Wein zeigt Lebendigkeit und im Abgang wiederum zitrische Aromen. Unkomplizierter Trinkgenuss. 85 vvPunkte
2015, Merlot Riserva, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Merlot, 13.5% Alkohol) Offene Nase, sehr Merlot, etwas Ledersattel, dezente Animalik, dahinter Pflaume, Schwarzkirsche, Süssholz. Im Gaumen zugänglich und mit enorm viel Trinkfluss, ein Wein im besten Trinkfenster, Tannin und Säure harmonieren mit der Frucht, da ist kein Gramm Fett mit im Spiel, einfach nur Frische, Würze und im Abgang eine gute Länge. Wer einen «easy-drinking» Merlot sucht, der Sortentypizität hat, ist mit diesem Wein bestens bedient. Ein offener, ehrlicher Merlot. 88 vvPunkte
2015, Cabernet Riserva, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Cabernet Sauvignon, drei Jahre im Barrique ausgebaut, wenig Neuholz, 13% Alkohol) Leuchtendes Rubinrot. Die Nase könnte Cabernet-typischer nicht sein, schwarze Johannisbeeren dominieren, dazu Kirschen, eine leicht krautige Note schwingt mit, deutliche Mineralik, kühler, feuchter Stein, Herbstlaub, wunderschöner Duft. Im Gaumen klar und rein, schlanke bis mittlerer Körper, top integriertes, nicht überbordendes Tannin, die Säure tänzelt mit einer auf den Punkt gereiften Frucht um die Wette, der Alkohol hält sich dezent im Hintergrund, da ist Eleganz, Trinkfluss und eine bezaubernde Leichtigkeit mit im Spiel. Mittellanger, herber Abgang. Ein stilistisches Highlight. Ab sofort bei 16 Grad geniessen. 90 vvPunkte
2018, Lagrein Riserva, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Lagrein, 2.5 Jahre im Barrique ausgebaut, wenig Neuholz, 13.5% Alkohol) Dichtes Purpurrot. Dunkelfruchtig und mit feiner Röstaromatik strömt der Wein aus dem Glas, Heidelbeeren, Brombeeren, trockenes Laub. Im Gaumen gradlinig, kernig, knackige, dunkle Beerenfrucht, unterlegt von merklich Gerbstoff und einer rassigen Säure, eine fast schon pfeffrige Würze schwingt mit, der Wein ist sehr charaktervoll und hinterlässt im Abgang Noten von Heidelbeeren und Schwarzkirschen. Am besten zu einem herzhaften Stück Fleisch vom Grill oder noch besser zu einem Schmorgericht. 89 vvPunkte
2015, Merlot RAUT, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Merlot, 13.5% Alkohol) Helles Rubinrot. Die Nase ist komplex, zeigt neben kräuterigen Noten, die getrockneten Oregano erinnern auch Anflüge von Lakritze, Zedernholz, Backpflaumen, roten Kirschen und… Der Auftakt ist gradlinig, schlank, feingliedrig, balanciert, mit top verpackten Tanninen, einer anregenden Säure bietet dieser Wein höchsten Trinkgenuss, gefühlt kein Gramm Fett, dennoch druckvoll und mit einem sehr langen Abgang. Ab sofort bis 2028 geniessen, 90 vvPunkte
2016, Cabernet RAUT, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Cabernet Sauvignon, 13% Alkohol) Leuchtendes, jugendliches Rubinrot. Wunderschöne Nase, sehr Cabernet, mit dieser Krautigkeit von grüner Paprika, dazu schwarze Johannisbeeren, Kirschen, Zedernholz, Veilchen, Tabak. Im Gaumen fruchtbetont, knackig, das ist wie ein Biss in ein Waldbeerendessert, leichter bis mittlerer Körper, frisch, mit feinkörnigen, bereits gut verpackten Tanninen und einer top Säure ausgestattet umgarnt der Wein die Zunge, alles ist hier an seinem Platz, nichts überwiegt. Langer, dunkelfruchtiger Abgang. Ein wunderbarer Cabernet der ab sofort bis sicherlich 2030 Genuss bietet. 92 vvPunkte
2016, Lagrein RAUT, Waldthaler, Italien, Südtirol (100% Lagrein, 13% Alkohol) Kräftiges Rubinrot, anfangs leicht staubige Nase, dunkle Frucht, eingekochte Kirsche, Pflaume, Speckstein, Trockenkräuter und Herbstlaub. Im Gaumen weich und zugänglich, merklich Säure, bereits abgeschmolzene Tannine, der Wein ist ausgewogen, hat Eleganz, wirkt deutlich weniger rustikal, als manch anderer Lagrein, das Holz ist sehr gut verpackt. Mittellanger Abgang mit etwas Leder im Rückaroma. Ein authentischer, harmonischer Wein. Jetzt bis 2030+, 89 vvPunkte
Ahh,
das Weingut ist also nun von Clemens Waldthaler auf seinen Sohn Lorenz übergegangen. Und dieser hat anscheinend sogleich das Portofolio deutlich gestrafft – oder sind die fraglichen Weine nicht in der Schweiz im Vertrieb?
Ich vermisse den Basis-Blauburgunder und die Raut-Weine Bianco-Grigio (Weissburgunder – Pinot Grigio) und Rosso (Merlot-Cabernet). Schade, gerade diese Weine waren für meinen Geschmack meist recht überzeugend.
Weisst Du mehr?
Hallo Ralf, nein, ich weiss nicht mehr. Aber Jörg, den findest du auf der Website, kann sicher Auskunft geben… Lieber Gruss Adrian
Lieber Ralf, der Rosso RAUT ist leider momentan ab Weingut ausverkauft, der Bianco-Grigio wird schon seit geraumer Zeit nicht mehr produziert, allerdings ist Lorenz bereits an neuen Projekten dran.
Den „Basis“ Blauburgunder Riserva gibt es, ich importiere diesen jedoch nur auf Anfrage. Es gibt auch noch diverse Magnums mit reifen Jahrgängen z.B. Cabernet RAUT 2014 oder Lagrein Riserva 2013…
Lieber Jörg, vielen Dank für deine Infos an dieser Stelle. Ich werde wohl mal wieder in der kommenden Zeit im Auerer Weingut vorbeischauen. Ein Versand aus der Schweiz würde sich für mich nicht lohnen, aber als Bayer komme ich dann und wann nach Südtirol.
LG