Fasten your seatbelt: Fitapreta!
Wer mich kennt, weiss, dass ich subtile, frische, gut strukturierte Weine mag, die mit ihrere Eleganz und Finesse verzaubern und nicht mit wuchtiger Frucht, viel Alkohol und mächtig Körper protzen. Denkt man spontan an Wein aus der Region Alentejo in Portugal, erwartet man eher Letzteres. Dass es auch anders geht, beweist Fitapreta, ein noch eher junges, aufstrebendes Weingut im Alentejo, von welchem ich drei äusserst spannende Weine verkosten konnte.
Die Region Alentejo liegt südöstlich von Lissabon und erstreckt sich gegen Süden hin bis zur Algarve. Es ist die grösste Weinbauregion Portugals mit 21’000 Hektar Rebfläche. Das Klima im Alentejo ist sehr heiss und trocken, die Sonne scheint im Durchschnitt während 3’000 Stunden und die Niederschlagsmengen sind mit rund 600mm pro Jahr äusserst gering. Dank lehmigen Böden die teils mit Schiefer, teils mit Granit unterlegt sind, profitieren die an flachen Hügeln gepflanzten Reben dennoch von einem idealen Terroir.
Fitapreta liegt 10 Kilometer nördlich der historischen Stadt Evora, knapp 1 1/2 Autostunden östlich von Lissabon entfernt. Das Fitapreta-Team besteht aus dem portugiesischen Winzer António Maçanita und dem englischen Weinberater und Winzer David Booth, die sich Anfang 2004 kennengelernt haben. Ihr erster Wein war der Preta, ein mächtiger, hochqualitativer Wein, der zwar rasch berühmt wurde, doch für António und David nur der Anfang einer langen Reise durch diese spannende Weinregion war.
Als Bewunderer der langen, römischen Geschichte seiner Regionen lag es António Maçanita stets daran, Tradition und Moderne zu verschmelzen. Er betrieb im Alentejo schon im Jahr 2008 wahre Pionierarbeit, kelterte die ersten Weissweine aus roten Trauben und setzte bereits 2010 mit der Einführung seines Branco de Talha auf den Ausbau von Wein in Amphoren.
Im Jahr 2016 zog Fitapreta in den Paço do Morgado de Oliveira um. Dieser wunderschöne Palast, der im Jahr 1306 erbaut worden ist, verfügt unbestreitbar über grossen historischen Wert und bietet heute den vorbeiziehenden Weintouristen diverse Möglichkeiten, die Weine der Region besser kennenzulernen. Neben Fitapreta besitzt António Maçanita zwei weitere Weingüter, eines davon im Douro, das andere auf den Azoren.
Die drei von mir verkosteten Weine von Fitapreta stammen aus einem mehr als 50 Jahre alten Weinberg namens Chão dos Eremitas. Dieser liegt in einem einzigartigen und symbolträchtigen Teil des Alentejo am Fusse des Berges Serra d’Ossa, wo die Einsiedler von São Paulo ihre ersten Reben pflanzten. Die Böden sind dort vom Granit geprägt, was den Weinen einen ganz eigenständigen, kühlen und mineralischen Charakter verleiht. Sie brechen in ihrer Stilistik nicht nur das gängige Bild eines kräftigen, konzentrierten und stark extrahierten Rotweines, sondern sie spiegeln auch den Alentejo vergangener Zeiten wider.
2020, Tinta Carvalha, Vinho Regional Alentejano, Fitapreta, Portugal, Alentejo (100% Tinta Carvalha. Reben von 1970, die auf Granitböden gepflanzt worden sind; 30% Ganztraubengärung, spontane Fermentation; Ausbau für 12 Monate in Edelstahltanks und gebrauchten, grossen Holzfässern. 12% Alkohol). Sehr helles Rubinrot, weisslicher Rand. Frische Nase, fast schon Pinot-like, zeigt deutlich Himbeeren, Granatapfel und etwas rote Kirschen, dazu eine faszinierend steinige Note. Im Gaumen schlank, leichter Körper, karg und doch mit Charme, der Wein ist gut strukturiert, hat mässig ausgeprägte, bereits gut integrierte Tannine und eine angenehme Säure. Im Abgang mit guter Länge, endet auf reife Walderdbeeren und wiederum Granatapfel. Hochspannend und mit viel Balance! Stilistisch zu 100% auf meiner Linie. Jetzt bis 2030+ 91 vvPunkte
2019, Castelão Vinho Regional Alentejano, Fitapreta, Portugal, Alentejo (100% Castelão, von alten Reben, die 1970 auf kargen Granitböden gepflanzt wurden. Spontan vergoren, 30% mit den Stielen, 12 Monate lang in gebrauchten Barriques ausgebaut. 14% Alkohol). Mittleres Rubinrot, erinnert an einen kräftigen Gamay aus dem Beaujolais. Im Duftbild mit viel Würze, einer klaren, reinen Frucht, Himbeeren, Brombeeren, Sauerkirschen, feuchtes Laub, darüber etwas Süssholz. Im Gaumen kräftig und doch sehr elegant, gut strukturiert, mit feinkörnigen Tanninen, die Säure verleiht dem südlich geprägten Wein viel Frische, die Frucht ist delikat, hält sich vornehm im Hintergrund, überlässt der Struktur die erste Stimme. Der Abgang ist langanhaltend und wiederum würzig, endet auf Brombeerbrause, so dass ich mich fast im Beaujolais wähne. Ein sehr komplexer, finessenreicher und eigenständiger Wein für Leute, die mit gradlinigen Tropfen umgehen können. Jetzt bis 2035+ 92 vvPunkte
2019, Os Paulistas Vinho Regional Alentejano, Fitapreta, Portugal, Alentejo (Assemblage von Tinta Carvalha, Castelão, Moreto, Alfrocheiro, Trincadeira, von über 50-jährigen Reben, die auf Granit- und Sandböden gedeihen. Selektion auf dem Sortiertisch, spontane Vergärung, 30% Ganztrauben, Ausbau während 18 Monaten in gebrauchten französischen Barriques. 13.5% Alkohol). Leuchtendes Rubinrot. Komplexes, sehr vielschichtiges Bouquet, würzige Noten, Pfeffer, einem ganzen Korb von dunklen und roten Beeren, dazu Granatapfel, Zwetschgen und florale Töne, ein Gedicht. Der Gaumen ist ungemein frisch und elegant, da ist zwar Kraft, jedoch auch eine umwerfende Frische, tänzerisch leicht, mit grosser Harmonie und sehr hochwertigen Tanninen umgarnt der Wein die Zunge, die delikate Frucht ist zum Reinbeissen knackig, die Säure beschwingt, wow, da muss man hin und weg sein. Langer, feinwürziger und hocheleganter Abgang. Das ist Grand Cru Qualität. Ab sofort bis 2035+. 94 vvPunkte
Die Weine sind in der Schweiz bei Gerstl erhältlich. Für Quellen in Deutschland, Österreich oder anderen Ländern empfehle ich die Suche mittels Wine-Searcher.
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