Wein & Stein.
Andreas Meier und sein Weingut zum Sternen sind natürlich kein unbeschriebenes Blatt mehr und ich durfte schon öfters die vorzüglichen Weine probieren, darunter kürzlich den sehr gelungenen Kloster Sion Reserve. Vor einigen Tagen präsentierte Andreas zusammen mit seinem Marketing-Team, zwei befreundeten, weinaffinen Geologen und dem Sommelier Markus Utiger drei seiner Weine. Die Idee war es, einem breit gefächerten Publikum den Einfluss von Böden auf den Charakter der Weine näherzubringen. Präsentiert wurden drei Pinot Noir Weine aus 2018, deren Reben in drei verschiedenen Lagen mit entsprechend anderen, geologischen Untergründen gedeihen. Es waren äusserst spannende Ausführungen, so dass meine Notizen eher kurz gehalten sind, den Charkter der Weine aber dennoch beschreiben sollten.
Der erste Wein stammte aus der Lage Höll (2018er) in Würenlingen, wo geologisch gesehen jüngere Lössböden dominieren. Es sind Schotter-Ablagerung die in der Eiszeit entstanden sind. In der Nase präsentiert sich dieser Wein mit reifer Frucht, er wirkt üppig, leicht kräuterig und mutet eher warm an. Der Gaumen beginnt rund und weich, wirkt äusserst fruchtbetont, fast etwas harmlos, mit einer eher milden Säure und deutlicher Rubensfigur, dennoch bleibt der Wein frisch und ausgewogen. Für mich ein «typischer Schweizier Pinot». Jetzt bis 2025 geniessen, 87/100 vvPunkte
Der zweite Wein stammt aus der Lage Sennhof (2018er) in Döttingen. In dieser steilen, süd-südöstlich ausgerichteten Lage dominieren die Kalkböden des Tafeljura, durchmischt mit etwas Eisen. Dieser geologische Untergrund ist älter als der in der Lage Höll. Der Wein ist etwas heller in der Farbe, wirkt frischer, distanzierter, rotfruchtiger als Höll, zeigt eine deutliche «Kalk-Note» und hat im Duft einen steinig-kühlen Charakter. Der Gaumen ist straff, sehr gradlinig, ungemein klar und rein, lebhaft, energetisch, mit markanterem Tannin und einer lebhaften Säurestruktur. Sehr charaktervoll und stilistisch abolut mein Ding. In meinen Augen hat die Lage Sennhof gerade im Kontext des Klimawandels ein sehr gutes Potential… Jetzt bis 2027+ 89/100 vvPunkte
Der letzte Wein stammt aus der berühmten Lage Kloster Sion (2018er) in Klingnau. Dort wurzeln die Reben auf einem schweren, verwitterten Boden aus Opalinuston. Diese Gesteinsschicht ist nochmals älter sind als die der anderen beiden Lagen. Der Wein ist etwas dunkler und zeigt eine sehr tiefgründige Nase, leicht rauchig, steinig, dunkelfruchtig mit Anflügen von Kräutern und einem Hauch Eukalyptus, dahinter zeigt sich eine deutliche «Mineralik». Im Gaumen vollmundig, rund, druckvoll, bleibt dennoch elegant, die Frucht wird von einer sehr guten Tanninstruktur getragen, eine etwas weniger markante aber wohl integrierte Säure stützt zusätzlich. Dieser Wein ist ein Mix aus Frische und Kraft, Üppigkeit und Eleganz. Hat die besten Lagerreserven und könnte mit etwas Reife sogar noch an Komplexität gewinnen. Jetzt bis 2030+, 90+/100 vvPunkte
Das Fazit der beiden weinaffinen Geologen lautet: «Das Klima bestimmt die Qualität, Winzer und Winzerin bestimmen den Stil, der Untergrund bestimmt den Charakter.» Dem habe ich nichts zuzufügen.
Die oben beschriebenen Weine sind auf der Homepage von Andreas Meier’s Weingut zum Sternen erhältlich. Ebenso ist für lediglich CHF 38.– ein 12er-Set mit Mini-Fläschlein (5cl) erhältlich, das eine kleine Entdeckungsreise durch das Sternen-Sortiment ermöglicht.
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[…] Weinguts zum Sternen präsentierte, deren Reben auf drei unterschiedlichen Böden gedeihen (die Verkostungsnotitzen sind hier nachzulesen). Dabei stiess ich auf Andreas Meiers Antwort auf das momentane Messen- und Ausstellungsverbot: Ein […]
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