Aber hallo! Weingut Peter Wagner.
Einer meiner äusserst süffisant schreibenden Facebook-Weinfreunde machte mich kürzlich auf das Weingut Peter Wagner im Kaiserstuhl aufmerksam. Sein Beschrieb des 2017er Grauburgunders vom Schlossberg las sich so gut, dass ich mir sicher war, dass ich die Wagner-Weine mögen würde. Kurzum organisierte ich mir ein Probepaket von sechs Flaschen und verkostete diese mit viel Genuss: Soviel vorweg: Ein Volltreffer!
Das Familien-Weingut liegt in Oberrotweil im Kaiserstuhl und hat sich den Burgundersorten Pinot Noir, Pinot Gris und Chardonnay verschrieben. Die Guts- und Ortsweine wachsen auf tiefgründigem Löss, die Parzellen für die Lagenweine Henkenberg, Schlossberg, Kirchberg und Eichberg bestehen aus schwarzem Vulkanverwitterungsgestein. Gearbeitet wird so naturnah wie möglich. Gedüngt wird beispielsweise mit Pferdemist und mittels Einsähen von nützlichen Gräsern und Kräutern fördern die Wagners die Biodiversität im Weinberg.
Die vielschichtigen, oft terrassierten vulkanischen Böden des Kaiserstuhls verleihen den Weinen einen unverwechselbaren Charakter welcher weniger auf Üppigkeit beruht als vielmehr auf Präzision, Gradlinigkeit und Frische. Wenig bis Null Gramm Restzucker und markante Säuren prägen die Wagner-Weine und machen Sie zu animierenden Tischgenossen, welche Zunge und Gaumen beleben, ganz nach der Devise: Bitte noch ein Glas!
2019, Oberrotweil Grauburgunder, Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Grauburgunder, 12.5% Alkohol, 0.6 g Restzucker bei 5.9g Säure). Helles Gelbgold. In der Nase kühl, anfangs fast etwas distanziert, wirkt burgundisch, steinig, auch leicht kräuterig, öffnet sich, bleibt im Duft frisch mit etwas Zitrone, weisser Birne Hauch Grapefruit. Im Gaumen gradlinig und klar, da ist kein Gramm Fett zu spüren, die reife Frucht wird von einer top Säure getragen, lebendig, animierend, saftig und mit ungemein viel Trinkfluss ausgestattet tänzelt der Wein über die Zunge und hallt im Abgang mittellang nach, hinterlässt eine feine Salzigkeit. So kann Grauburgunder sein: Zwar kein Ausbund an Komplexität aber vif im Charakter und so herrlich elegant… Jeder Schluck macht Lust auf den nächsten. Jetzt bis 2025 geniessen, 87/100 vvPunkte.
2017, Oberrotweil Grauburgunder vom Schlossberg «Käsleberg», Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Grauburgunder, 12.5% Alkohol, 0.5 g Restzucker bei 6.8g Säure, 18 Monate im grossen Holzfass ausgebaut. Der Wein stammt von erst fünfjährigen Reben an einer eher kühlen Lage die früher mit Müller-Thurgau bestockt war). Mittleres Goldgelb. Auch dieser Wein wirkt auf den ersten Riecher sehr burgundisch, nobel, leicht reduktiv, dezent auch vom Holz geprägt, doch nichts dominiert, öffnet sich mit Wärme und Luft wunderbar, zeigt Noten von Feuerstein, külem Rauch, dazu Zitrusfrüchte, Pfirisch und Williamsbirne, darüber Zitronentyhmian. Der Gaumen zeigt Kraft und Druck, bleibt dabei hochelegant, schlank und präzis, sehr energetisch, mit sensationeller Säurestruktur und einer ungemein knackigen Frucht, wow, das macht irre Spass, lässt meine Sinne jubeln, endet mit Würze und einer feinen Salzigkeit. Dieser Wein hat kein Gramm Fett auf den Rippen, null Süsse, zeigt einfach nur diese gnadenlose Gradlinigkeit wie ich sie Liebe. Wer Grauburgunder sonst hasst, muss diesen Wein probieren. Jetzt bis 2027+, 91/100.
2019, Oberrotweil Chardonnay, Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Chardonnay, 12.5% Alkohol, 0 g Restzucker bei 6.3g Säure, 10 Monate im Barrique ausgebaut). Mittleres Gelb. Die Nase leicht reduktiv, dezent käsig, braucht viel Luft, öffnet sich dann mehr und mehr, zeigt neben sehr dezenten Röstnoten etwas Apfel, Kräuter und grüne Haselnuss. Im Gaumen mit weichem Auftakt, dabei knockentrocken, die Säure ist auch hier ein Hit, stützt die Frucht, verleiht Zug und Frische, sensationell balanciert, karg und doch mit Charme, das Holz perfekt verpackt, sehr gute Balance der Elemente und null Prozent Üppigkeit. Endet mittellang auf grüne Äpfel. Nix für Kuscheltrinker und Säurehasser – auch dieser Wein vom Stil her voll auf meiner Linie. Jetzt bis 2026+, 88/100 vvPunkte.
2018, Oberrotweil Spätburgunder, Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Pinot Noir, 12.5% Alkohol, 1 g Restzucker bei 6.6g Säure, im Barrique vergoren und danach 12 Monate im Barrique ausgebaut). Leuchtendes Rubin. Sehr fruchtbetonte Nase, reife Kirsche, Granatapfel, ein Hauch Cassis und Kräuter Rosmarinblüten. Im Gaumen zugänglich, weich, die rote Frucht wird von feinmaschigem, bereits gut integriertem Tannin gestützt, die Säure ist markant, verleiht Frische und Zug, das Holz ist perfekt verpackt, im Abgang von mittlerer Länge, endet auf Sauerkirschen und einen Hauch Blutorangenzesten. Top ausgewogen, fordernd in seiner Art, wer Burgund liebt, mag auch diesen Wein. Jetzt bis 2026, 89/100 vvPunkte.
2018, Oberrotweil Spätburgunder Alte Rebe, Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Pinot Noir, 13 % Alkohol, 1.8 g Restzucker bei 5.2g Säure, im Barrique vergoren und danach 18 Monate im Barrique ausgebaut). Kräftiges Rubin. Etwas mehr vom Holz geprägt, wirkt einen Tick wärmer als der Oberrotweiler Spätburgunder, zeigt neben Granatapfel, Sauerkirschen und Cassis auch rauchige Noten vom Holzfass, öffnet sich mit Luft immer mehr, florale Töne die an Veilchen erinnern ergänzen das Duftbild. Im Gaumen druckvoll, knackig und frisch, die Fruchtsüsse wird durch die top integrierte Säure gepuffert, mittelkräftige Gerbstoffe verleihen zusätzliche Struktur. Im Abgang etwas aromatischer und länger als Oberrotweiler Spätburgunder, zeigt im Retrofinale neben Sauerkirschen und Himbeeren auch würzige Noten. Dieser Wein muss das Holz noch etwas verdauen, kann in 1-2 Jahren noch einen Punkt zulegen. 89+/100 vvPunkte.
2018, Oberrotweil Spätburgunder «Henkenberg», Weingut Peter Wagner, Kaiserstuhl, Baden, Deutschland (100% Pinot Noir, 13 % Alkohol, 0.9 g Restzucker bei 6.3g Säure, im Barrique vergoren und danach 18 Monate im Barrique ausgebaut). Leuchtendes Rubin. Die Nase ist noch vom Holzfass geprägt, tiefgründig, sehr burgundisch, etwas funky, dezent reduktiv, Feuerstein duelliert mit roten Kirschen, Himbeeren, Cassis, Lavendel und einem Hauch Minze, nobel, jugendlich. Im Gaumen straff, konzentriert, top strukturiert, markante, aber feine Gerbstoffe und eine ausgezeichnete Säure verleihen Struktur, das Holz ist sensationell verpackt, der Wein wirkt lebhaft, sehr energetisch, dicht und doch hochelegant. Im Abgang feinwürzig und langanhaltend, endet rotfruchtig auf Blutorangen, Himbeeren und Rosentee. Zweifelsohne ein Top-Pinot der mit einem meiner Lieblings-Pinots aus der Schweiz (Fromm Selvenen 2017) auf Augenhöhe spielt. Hut ab, das ist Burgund aus Baden. Jetzt (belüften) bis 2030+, 92/100 vvPunkte.
Die Weine sind direkt beim Weingut Peter Wagner erhältlich.
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