Virtual Battle 1.0: Rive Gauche vs. Rive Droite.

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Da physische Degustationen aktuell kein Thema sind, organisierte ich gestern – quasi als kleines Experiment – ein virtuelles Tasting. Thema war: 2016 Rive Gauche vs. Rive Droite. Am Start standen der 2016er Château Le Reysse aus der Appellation Médoc und Clavis Orea aus Saint-Emilion, ebenfalls mit Jahrgang 2016. Beide Weine haben mir in der Vergangenheit sehr gut gefallen und beides sind äusserst preiswerte Tropfen, deren 2016er Jahrgang gemäss Yves Beck 94 resp. 92 Punkte verdient.

Eine Gruppe von rund 10 Weinfreunden haben an diesem ersten, virtuellen vvWine Battle teilgenommen und sich einen Eindruck über die beiden vermeintlich kleinen Weine aus dem Spitzenjahrgang 2016 machen können. Mit dabei waren auch Yves Beck (der bekannteste, und in meinen Augen beste, aktive Bordeaux-Kritiker der Schweiz) und Lahcene Boutouba von Clavis Orea, der sich aus Bordeaux zuschaltete. Leider war Lahcene’s Internetverbindung etwas schwach auf der Brust, so dass seine bestimmt interessanten Ausführungen nur mit der nötigen Phantasie entschlüsselt werden konnten.

1. Virtual Battle «Rive Gauche vs. Rive Droite» (c) vvWine.ch

Mir hat das Video-Tasting Spass gemacht und die Weine haben mich beide überzeugt. Wie erwartet gingen die Geschmäcker in der Gruppe auseinander, doch beide Gewächse wurden im Durchschnitt mit 90 (Clavis Orea) respektive 91 Punkten (Château Le Reysse) bewertet. Gewissen Teilnehmenden gefiel der frische, gut strukturierte und sehr mineralische Clavis Orea aus St-Emilion besser, andere bevorzugten den opulenteren und noch etwas vom Holzausbau geprägten Château Le Reysse mit seiner eindrücklichen Frucht.

Hier kann man dieses erste, virtuelle vvWine-Tasting in ganzer Länge anschauen. Meine kurzen Eindrücke zu den beiden Weinen sind ab Minunte 23.55 zu sehen, die Statistik der Gruppen-Bewertung ab Minute 53.00.

vvWine Virtual Battle 1.0 (c) vvWine.ch

Und hier nun noch die beiden Verkostungs-Notizen, welche ich kurz vor dem virtuellen Tasting erstellt habe.

2016, Château Le Reysse, Médoc, Bordeaux, Frankreich (70% Cabernet Sauvignon, 28% Merlot, 2% Cabernet Franc, nur 33 HL/Hektar Ertrag, 100% neue Barriques). Kräftigs Rubin, violete Reflexe. Intensive Nase, dunkelfruchtig, noch vom Toasting des Holzes geprägt, viel Rauch, dazu Nelken, deutlich Brombeeren, schwarze Kirschen, Creme de Cassis, darüber Eukalyptus, schwarze Schokolade, sehr komplex. Der Gaumen ist vollmundig und zeigt viel Druck, das ist schon fast „zwei Mund voll Wein“, ungemein konzentriert, die reife Frucht, wird von markanten, fein gewobenen Gerbstoffen und einer top Säurestruktur getragen, enorm opulent, dabei aber nicht behäbig, sondern sehr präzis und mit sehr guter Ausgewogenheit. Endet langanhaltend auf einen Mix aus dunklen Beeren und würziger Paprika. Wird früh Spass machen und dennoch sehr gut reifen. 2021-2038, 18.5 vvPunkte (93/100).

2016, Clavis Orea, Saint-Emilion, Bordeaux Frankreich (100% Merlot, 42 HL/Hektar Ertrag, Ausbau zu 60% in Barriques, davon die Hälfte neu [total betrachtet also 30% Neuholz] und 40% im Stahltank). Mittleres Granatrot. In der Nase rote Kirschen, Pflaumen, Zedernharz, etwas Rhabarber, Blutorangen, Lakritze und frische Oreganokräuter, sehr komplex. Im Gaumen schlank, frisch und elegant im Auftakt, mittlerer Körper, die saftige, knackige Beerenfrucht wird von feinmaschigen, bereits gut integrierten Tanninen und eine wohl dosierte Säure getragen, gut strukturiert und ohne Schwerfälligkeit zieht sich der Wein in ein langanhaltendes, vom Kalkterroir geprägtes Finale. Die Antithese zum «breiten St-Emilion» und trotz 14.5% nicht alkoholisch sondern leichtfüssig und frisch. 2022 bis 2036+, 18.5 vvPunkte (93/100).

Last but not least: Danke an Daniel Gazzar, der diese beiden Preis-/Genuss-Weine selektioniert und die Muster-Pakete geschnürt hat. Wer nun Lust auf die Weine bekommen hat, kann diese auf www.daniel-vins.ch bestellen. Mit dem Code „Adrian“ im Kommentarfeld bei der Bestellung werden die Weine ausnahmsweise bereits ab 24 Flaschen kostenlos geliefert.

PS: Yves Beck ist übrigens einer der einzigen Degustatoren, der trotz der Corona-Krise den 2019er Jahrgang En Primeur verkosten konnte. Somit ist Yves respektive seine Seite http://yvesbeck.wine/ DIE Quelle um Infos zu bekommen, wie 2019 im Bordeaux geworden ist.

2 Kommentare
  1. Matthieu
    Matthieu says:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich überlegte mir soeben, ein Karton Clavis Oréa 2016 zu bestellen und suchte für Referenzen. Sie haben mich überzeugt 😉 Santé!

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