Video Tasting: Wein- und Sektgut Barth.

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Aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. Das trifft auch auf Winzer und Weinhändler zu. Wenn man also keine physischen Degus mehr durchführen kann, verlegt man das Tasting ganz einfach in die eigenen vier Wände der Weinkonsumenten. Musterflaschen werden per Post verschickt und zu einer vordefinierten Zeit entkorkt man dann die Weine gemeinsam per Video-Chat. Es wird analysiert, diskutiert, gelacht und natürlich auch ein wenig genossen. Wenn dann bei so einem, Event noch der Winzer höchstpersönlich dabei ist, wird’s richtig gut. So geschehen am Gründonnerstag, als ich während einem virtuellen Tasting Mark Barth kennenlernen durfte, der eloquent über das Schaffen seines Familienbetriebes in Hattenheim im Rheingau erzählte.

Zoom, Microsoft Teams, Google Hangouts: Ohne Video-Chats läuft aktuell gar nichts. Mit Riesling im Glas, macht’s noch mehr Spass (c) vvWine.ch

Raphael Steffen und der mittlerweile auch bei Terravigna arbeitende Tobias Hess organisierten dieses gelungene Winzer-Tasting, bei dem teils nicht ganz unbekannte Weinnasen wie Peter Keller (NZZ), Stefan Iseli (Ex Cafe Boy) oder Madelyne Meyer (Edvin Uncorked) dabei waren. Mark Barth stellte der interessierten Runde vier seiner Weine vor, die allesamt (seit 2013 zertifiziert) nach biologischen Richtlinien erzeugt werden. Ich kannte das Weingut Barth bisher nur vom Hörensagen und war entsprechend gespannt, was dieses Rheingauer Wein- und Sektgut, wie es sich offiziell nennt, zu bieten hat. Mein Fazit der Verkostung: Das ist definitiv ein Riesling-Betrieb, den man im Auge behalten sollte. Die Qualitäten sind ausgezeichnet und die Preise scheinen mir fair kalkuliert. Nachfolgend meine Notizen zu den vier verkosteten Weinen.

Riesling Extra-Brut, Riesling Sekt, Barth, Rheingau, Deutschland. (Selektiv von Hand gelesen und nach schonendster Pressung vinifiziert. Traditionelle Flaschengärung, zwei Jahre Hefereifung, max. 4g Dosage, Basis 2017) Grüngelb, relativ dezente Perlage. In der Nase grüner Apfel, Spargel, weisser Pfirsich, feuchter Stein und frisch geschnittene Gräser, die Sorte ist klar zu erkennen, entwickelt sich mit Luft sehr schön, wird komplexer. Im Gaumen fruchtbetont, zeigt Druck und eine dezente, relativ rasch verschwindende Perlage, die Säure ist gut integriert, verleiht Frische und eine solide Struktur. Mittlerer Abgang, macht Lust auf einen nächsten Schluck. 17.5 vvPunkte (88/100).

2018, Riesling Charta, Barth, Rheingau, Deutschland. (100% Riesling, von Hand gelesen, spontan im Stahltank vergoren. 12% Alkohol). Intensive Nase, florale Noten, viel grüner Apfel, auch deutlich würzige Aromen. Im Gaumen gradliniger, frischfruchtiger Auftakt, zeigt Schmelz und eine markante Fruchtsüsse, diese wird von einer vifen Säure gekontert, endet mittellang und wieder auf Noten von grünen Äpfeln und etwas Pfirsich. Ein rassiger, im Stil etwas vom warmen Jahr geprägter Wein mit einem markanten Zuckerschwänzchen. Kann ab sofort Fruchtphase genossen werden, dürfte sich in den nächsten zwei bis vier Jahren noch schön entwickeln. Bis 2025+ geniessen, 17.5+ vvPunkte (88+/100).

Gelungene Weine mit Finesse: Wein- und Sektgut Barth (c) vvWine.ch

2017, Hattenheimer Schützenhaus, Barth, Rheingau, Deutschland (100% Riesling, spontan vergoren, von Böden mit Löss-Lehm, schwerem Ton und Bundschieferverwitterung. Das leichte Westgefälle schützt die Reben vor den starken Ostwinden). Helles Gelb. Was für eine Nase, sie springt förmlich aus dem Glas, sehr intensiv, sehr sortentypisch, Pfirsich, Apfel, Melone, viele Blüten, auch Sommerregen auf der Strasse, Curry, spannend. Im Gaumen kraftvoll, fast schon opulent, bleibt dabei sehr gradlinig und balanciert, eine herrliche Säure stützt, gefühlt trocken und mit viel Zug hallt der Wein nach dem Schlucken angenehm lange nach, endet auf eine feine Fruchtsüsse. Ein kräftiger und doch finessenreicher Riesling, den ich am liebsten zu einer schönen Käseplatte servieren würde. Jetzt bis 2028, 18 vvPunkte (90/100).

2016, Hassel Riesling GG, Barth, Rheingau, Deutschland (100% Riesling von tiefgründigen Löss-Lehmböden, die sich schnell erwärmen und das Wasser gut speichern. Der Name leitet sich von einem Haselnussstrauch ab. Selektive Handlese hochreifer Trauben, extrem geringer Ertrag (unter 50hl/ha). Spontanvergärung und lange Reifung auf der Feinhefe.) Helles Gelb. Stille, anfangs zurückhaltende, sehr schöne und tiefgründige Nase, vielschichtig, grüner Apfel, Zitrusfrüchte, Melone, dazu ein ganzer Kräutergarten, viele Blüten, Blütenhonig, Kardamom, feuchter Stein, verändert sich mit Luft, wird immer verspielter und würziger, ein Gedicht. Im Gaumen mit Druck und viel Kraft, sehr saftig, frisch und lebhaft, energiegeladen, mit Trinkfluss und einer grossen, aromatischen Komplexität im Abgang, endet auf Zitrusfrüchte und wiederholt die faszinierende Würzigkeit, die schon in der Nase auffällt. Ein eindrücklicher Riesling mit sehr guten Reserven. Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (93/100).

Es bleibt mir an dieser Stelle Danke zu sagen. Danke an Mark Barth für die tollen Ausführungen. Und danke ans Team von Terravigna: Der Event wurde sehr gut aufgegleist und von Tobias Hess kompetent moderiert. Ich werde mir auf jeden Fall ein paar Flaschen Barth in den Keller legen…

Die Weine des Wein- und Sektguts Barth sind in der Schweiz bei Terravigna erhältlich.

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