Utiger Blaufränkisch Rappbühl 2015.
Ich kenne Markus Utiger nun seit Jahren. Stets bescheiden und immer humorvoll haben wir schon oft über die schönen aber auch weniger schönen Seiten der Weinwelt diskutiert. Pragmatisch in seiner Art, fokussiert und in Sachen Sensorik (Markus ist, wie mein Kollege Marcio Hamann, ein Weinakademiker) einer der kompententesten Weinkenner in meinem bescheidenen Dunstkreis.
So erstaunt es nicht, dass Markus seit gut zehn Jahren im Burgenland einen sehr gelungenen Blaufränkisch produziert. Der «Utiger» – der erste Jahrgang war der 2007er – stammt aus der bekannten Lage Rappbühl und ist mit seiner Miniproduktion von ca. 1000 Flaschen (in manchen Jahren noch weniger) sehr rar. Rar heisst aber nicht zwangsläufig teuer. Rund 45 Schweizer Franken kostet die Flasche, was im Kontext anderer, vermeintlich grösserer Blaufränkisch-Gewächse schon fast ein Schnäppchen ist. Denn qualitativ ist der Utiger ausgezeichnet, so gut sogar, dass dieser vor einigen Jahren bei einer Blindverkostung in Österreich zum besten Blaufränkisch des Landes gekürt worden ist. Man stelle sich das mal vor: Ein Schweizer schlägt die ganze, österreichische Blaufränkisch-Elite mit einem Wein ihrer Paradesorte… (nun, das war ja jahrelang beim Skifahren auch so, einfach anders rum).
Letztes Wochenende probierte ich in der Linde Fislisbach im Rahmen der 2017er Utiger-Präsentation eine ganze Vertikale dieses Weines und war beeindruckt von dessen konstanter Qualität und Reifepotential. Der 2017er Jahrgang wurde übrigens zum ersten Mal ohne Schwefel gefüllt (ein Alternativprodukt namens «Epyca», das auch auf Château Vieux Taillefer eingesetzt wird, schützt den Wein zuverlässig vor Oxidation). Neben diesem noch jungen, qualitativ aber hervorragenden 2017er hat mich der 2015er beeindruckt und ich gebe zu: Ich hab mir davon etwas nachgekauft. Vor einigen Tagen gönnte ich mir im Rahmen eines lockeren Treffens mit Weinfreunden den 2015er dann gleich nochmals – eine doppelte, hochseriöse Qualitäts-Überprüfung quasi…
2015, Utiger Blaufränkisch Rappbühl, Burgenland, Österreich. Noch immer jugendliches Rubin, schöner Glanz. In der Nase frisch, fruchtbetont, viele Brombeeren, Kirschen, auch Zwetschgen, darüber Schwarztee und eine krautig-würzige Note, tiefgründig, vielschichtig. Im Gaumen saftig, knackig und frisch, ein herrliches Fruchtbündel, konzentriert, extraktreich aber ohne Schwerfälligkeit, perfekt integriertes Holz, sehr feine, reife Tannine, die Säure schwingt mit und verleiht ordentlich Zug, hochelegant, harmonisch und langanhaltend im Abgang, endet auf Heidelbeeren und einen Hauch Schlagsahne. Wie ein Dessert aber ohne jegliche Süsse. Ein grandioser Blaufränkisch der so manch anderen in den Schatten stellt. Jetzt bis sicher 2030+ geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100).
Es sind noch wenige Flaschen dieses aktuell schon zugänglichen 2015ers sowie eine kleine Menge des Folgejahrgangs 2017 erhältlich (vom 2016er gab’s wegen Frost eine Mini-Produktion, die mittlerweile ausverkauft ist). Somit an dieser Stelle wieder einmal eine ganz offensive aber herzliche Kaufempfehlung. Ein eMail an Markus Utiger genügt.
Ich hatte kürzlich ebenfalls das Vergnügen, eine Flasche zu genießen. Nun, mehr oder weniger kann ich Deinen Ausführungen folgen. Hingegen fehlte mir dann doch die vom westlich gelegenen Leithaberg gewohnte Vielschichtigkeit und verspielte Eleganz, die dann aber auch oft relativ karg wirken kann, insbesonder in jungen Jahren. Ich bin mir nämlich gar nicht so sicher, ob die Geologie des nördlichen bis östlichen Teil des Neusiedlersees wirklich für Blaufränkisch geeignet ist…
Gruß aus Frankfurt, Rico