Wunderbare DRC-Weine im Wunderbrunnen.

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Es gibt Wein, guten Wein, sehr guten Wein, ausgezeichneten Wein und es gibt Wein der Domaine de la Romanée-Conti, kurz DRC. Ein burgundisches Weingut, das mit einer beeindruckenden Konstanz Weine von wunderbarer Schönheit keltert. Konkret sind es acht majestätische Grand Crus, die bereits in jungen Jahren faszinieren, durch viel Tiefgründigkeit bestechen, die aber auch über Jahrzehnte nobel reifen können und dereinst ihre Geniesser in eine aromatische Wunderwelt entführen, die seinesgleichen sucht.

Ein 2008er Dom Perignon machte den Auftakt (c) vvWine.ch

Es ist ein Privileg, aus meiner Sicht aber auch ein MUST, einmal im Leben die eigene Nase in ein Glas mit DRC-Wein stecken zu dürfen. Ein noch viel grösseres Privileg ist es, wenn man die Weine Jahr für Jahr verfolgend darf um so, peu à peu, ein immer kompletteres Gesamtbild dieser renommierten Domaine zu erhalten. Mit jeder DRC-Verkostung kommen wieder einige Pinselstriche mehr dazu, die dieses Gesamtkunstwerk, zwar noch immer konturenhaft aber in seiner Kernaussage wenigstens erkennbar, umreissen. Ich stelle mir dann meist Fragen wie «Wie entwickelt sich der jüngste Grand Cru der DRC aus der hohen Lage am Corton-Hügel?» Oder ich diskutiere mit meinen Tischnachbarn darüber, ob die einst etwas schwächer bewerteten Lagen Échézeaux und Grands Échézeaux vom Klimawandel profitieren können.

Gestern war es wieder soweit. Ich durfte einem exquisiten Kreis von Weinfreunden beiwohnen, die an diesem Samstagabend im Restaurant Wunderbrunnen nicht weniger als elf verschiedene Weine der DRC genossen. Alle sieben roten Grand Cru Lagen waren, teils mehrfach vertreten (die achte Grand Cru Lage der DRC ist ein Weisswein aus der Spitzenlage «Le Montrachet»). Begonnen beim jüngsten Wein, dem 2015er Corton, genossen wir unter fachkundiger Anleitung von Markus Del Monego, seineszeichens Master of Wine (MW), eine spannende Reise, die einige Stunden später beim legendären 1978er La Tache endete. Bei solchen Proben lasse ich meinen Computer gerne zu Hause, da ich den Genuss suche und mich nicht in minutiösen Verkostungsnotizen verlieren möchte. Dennoch, da nicht jeder so oft wie ich das Privileg hat, DRC-Weine zu probieren, möchte ich meiner Leserschaft die kurz gehaltenen Handnotizen nicht vorenthalten.

Den Auftakt machte ein 2008er Dom Perignon der sich, obwohl natürlich noch jugendlich, bereits gut zugänglich zeigte. Für mich ist der 08er definitiv einer der besseren Dom Perignon Jahrgänge und ich freue mich darauf, die Entwicklung dieses Weins über die nächsten rund 10 Jahre verfolgen zu dürfen. Danach ging es, begleitet von diversen Rösti-Variationen, in Dreierflights in den Weinhimmel der DRC…

Grands Échézeaux 1997, Échézeaux 2007 und Corton 2015 (c) vvWine.ch

2015, Corton Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Kräftiges Rubin. Intensive Nase nach reifen Himbeeren, Kirschen und Granatapfel, dazu Kaffeenoten. Im Gaumen opulent, feine Gerbstofftextur, saftige Frucht, von einer guten Säure gestützt, ungemein harmonisch, gute Persistenz, endet rotfruchtig, feminin. Das warme Jahr ist zu erkennen, ein Wein mit Rubensfigur und dennoch Eleganz. Jetzt (dekantieren) bis 2035, 18.5 vvPunkte (92/100).

2007, Échézeaux Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Reifes Rubin, aufgehellter Rand. Würzig in der Nase, deutlich rote, leicht gekocht wirkende Frucht, Trüffel, Lakritze, ätherische Noten, zeigt mehr und mehr Erdbeermarmelade, ein Schnüffelwein, Rayas lässt grüssen. Im Gaumen schlank, frisch, mit guter Säure welche die reife Frucht stützt, das Tannin ist markant, lässt den Wein im Abgang leicht trockend wirken. Hält im Gaumen nicht ganz, was die Nase verspricht. Trotzdem, eine Droge… Bis 2028+ geniessen. 18.5 vvPunkte (93/100).

1997, Grands Échézeaux Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Reifes Rubin. Rauchige Nase, kühl anmutend, Torf, dunkle Schokolade, viele Kräuter, ätherische Öle, mit mehr Luft Trockenfrüchte. Im Gaumen schlank, präzis, wunderbar frisch, elegant, zeigt Druck und viel Harmonie, markante, jedoch gut eingebundene Säure, endet langanhaltend und feinwürzig. Auf dem Peak. Jetzt bis 2027, 19 vvPunkte (94/100).

Der 1989er Richebourg fiel im Kontext seiner beiden Glasnachbarn etwas ab (c) vvWine.ch

2009, Grands Échézeaux Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Kräftiges Rubin. Intensive, sehr würzige Nase, Weihnachtsgebäck, Gewürzkuchen, reife Früchte, Rauch, Trockenkräuter, tiefgründig. Im Auftakt vollmundig und sehr reichhaltig, noch markant vom Holz geprägt, jugendlich und ungestüm, top Säure und feinmaschige Gerbstoffstruktur. Ausgezeichnete Länge, zeigt jedoch erst einen kleinen Teil seines aromatischen Potentials. Unbedingt liegen lassen, hier schläft eine Beauty. 2025-2040+, 19+ vvPunkte (95+/100).

1989, Richebourg Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Reifes Rubin, Trubstoff. In der Nase etwas irritierend, oxidative Noten, viel reife Pflaumenfrucht, dazu Trüffel, Leder, Unterholz und Pilze, weit entwickelt. Der Gaumen ist gut strukturiert, wirkt frischer als es die Nase vermuten lässt, rotfruchtig, mit noch immer Gerbstoff und einer saftigen Säure ausgestattet hallt der Wein im Abgang lange nach. Ich verfolgte diesen 89er über fast eine Stunde im Glas, war gespannt, ob sich die Nase verbessert. Fehlanzeige: Die etwas gar müden Düfte blieben. Für Altweintrinker sicher ein toller Genuss, ich war – immer im Kontext des allgemein hohen Niveaus – etwas enttäuscht von diesem 1989er. Vielleicht keine optimale Flasche? In diesem Zustand: austrinken. 18 vvPunkte (91/100).

2010, Richebourg Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Helles Rubin. Kühle, rauchige Nase, deutlich vom Holz geprägt, viele Kräuter, rote Kirschen, Granatapfel, Blutorangen. Im Gaumen druckvoll und dennoch sehr elegant, fast schon mit einer spicy Würze, exotisch, warm, ja fast schon etwas hitzig, doch ohne jegliche Breite oder Schwerfälligkeit. Noch ungestüm, will sich nicht zeigen, braucht viel Zeit. Ich stellte den Wein für 2h zur Seite und was sich dann im Glas zeigte, bestätigte meine Vermutung (und Erfahrung) mit Richebourg: Der Wein braucht Zeit, dürfte hervoragend reifen. Unbedingt liegen lassen, hat viel Luft nach Oben, daher die beiden ++ in der Bewertung. 2025-2040+, 19++ vvPunkte (94++/100).

Das Bessere ist der Fein des Guten: Der Romanée-Conti 2009 war mein ganz persönlicher WOTN (c) vvWine.ch

1994, Romanée-St-Vivant Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Helles, reifes Rubin. Tiefgründige Nase, ein feiner Duft, rote Kirsche, Johannisbeere, Kräuter, Gräser, Granatapfel, mit mehr Luft auch Dörrfrüchte, Nüsse, Leder, spannend. Der Gaumen ist straff, leichter Körper, markante Säure, wirkt lebendig, nicht enorm komplex, zeigt aber Charme und viel Trinkfluss. Das macht richtig Spass, kommt nicht die Vielschichtigkeit eines grossen Jahres heran, doch das tut den Genuss in diesem Fall nicht mindern. Ein ehrlicher, im Kontext seines Alters erstaunlich frischer Pinot. Endet mittellang auf Sauerkirschen und Leder. Trinken, 18.5 vvPunkte (92/100).

2010, Romanée-St-Vivant Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Helles Rubin. In der Nase anfangs vom Holz geprägt, die Röstnoten jedoch weniger markant als bei Richebourg, duftig, vielschichtig, mit reifer, roter Frucht und ungemein viel Würze, ein Wein zum Eintauchen. Der Gaumen ist präzis, top strukturiert, saftig und druckvoll, ein Kraftpaket mit tänzerischer Eleganz, die markanten Tannine sind von ausgezeichneter Qualität, die Säure reif und genau richtig dosiert. Der Wein bestätigt, was ich nun schon öfter erlebt habe: Der Romanée-St-Vivant ist, von La Tache und Romanée-Conti einmal abgesehen, mein ganz persönlicher Favorit im DRC-Portfolio. 2025-2040+, 19.5 vvPunkte (96/100).

Pirat 2009, Pinot Noir Unique, Weingut Donatsch, Graubünden, Schweiz. Die erste Nase sagt mir: Das muss Graubünden sein. Offen, mit reifer Pinot-Frucht, deutlichen Räucherspecknoten, Gewürze… Ich tippte auf Donatsch und – es war Donatsch. Im Gaumen kräftig, sehr gut strukturiert, herrliche Gerbstoffstruktur und sehr gute Säure, würzig, ausladend und mit sehr guter Länge im Abgang, endet auf eine Kaffee-Note. Ein opuleter Bündner, der noch immer stark vom Holz geprägt ist. Ob sich dieses jemals einbinden wird? Reserven hat der Wein auf jeden Fall. Jetzt bis 2030, 18+ vvPunkte (91+/100).

Im Weinhimmel: 11 Mal Domaine de la Romanée-Conti (c) vvWine.ch

1978, La Tache Grand Cru Monopole, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Sehr reifes Rubin, orangefarbene Ränder, hell. In der Nase fällt mir spontan die nördliche Rhone ein, trockenes Leder, weisser Pfeffer, exotische Gewürze, reife, leicht rosinige Frucht, Speck, eine absolute Droge, man könnte stundenlang schnüffeln, Gänsehaut. Im Gaumen weit entwickelt jedoch noch immer mit solider Struktur, steht während rund einer Stunde wie eine Eins im Glas, fällt nicht in sich zusammen, offenbart im Kontext des Alters erstaunlich viel Frische. Säure, Gerbstoff und Frucht sind in perfekter Balance, in Sachen Harmonie ist dieser Wein über alle Zweifel erhaben. Endet sehr, sehr, sehr langanhaltend. Was für ein Altwein. Wer das im Keller hat, sollte diesen einfach nur trinken und geniessen. Jetzt bis 2025, 19.5 vvPunkte (97/100).

2011, La Tache Grand Cru Monopole, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Kräftiges Rubin. In der Nase mit diesem typischen 2011er Duft, etwas Cassis, Pfeffer, auch leicht laktische Noten, Gewürze, rote Kirschen, offenbart erst einen Bruchteil dessen, was hier noch kommen könnte. Der Gaumen ist mächtig, sehr gut strukturiert, konzentriert, saftig, mit Frische und einer beeindruckenden Fülle, bleibt dabei aber ohne jegliche Schwere. Noch sperrig, jugendlich endet der Wein im Abgang auf zitrische Noten. Unbedingt schlummern lassen, hier kommt noch viel mehr. 2026-2038+, 19+ vvPunkte (95+/100).

Zwei Wein-Monumente, La Tache 1978 und Romanée-Conti 2009 (c) vvWine.ch

2009, Romanée-Conti Grand Cru Monopole, Domaine de la Romanée-Conti, Burgund, Frankreich. Mittleres Rubin. Die Nase lässt mich sprachlos, was für ein Tiefgang, was für eine Komplexität, unglaublich nobel, verspielt, vielschichtig, ein Parfüm höchster Güte, ein Gedicht für die Nase, gleich nochmals Gänsehaut. Im Gaumen dicht und konzentriert, wirkt noch jugendlich und ungestüm, viel satte, saftige Frucht, viel Tannin, perfekt integrierte Säure, nichts dominiert, alles ist in grosser Harmonie. Ich verfolgte den Wein über fast zwei Stunden, schnüffelte, tauchte ein, nahm immer mal wieder einen kleinen Schluck und war stets sprachlos. Gross, sehr gross und für eine gefühlte Ewigkeit gebaut. Gehört zweifelsohne zum Besten, was ich je im Glas hatte. Jetzt (mit viel Luft), besser ab 2028-2048+ geniessen. Eigentlich heute schon perfekt, wüsste man nicht, dass hier noch mehr kommt. 19.5++ vvPunkte (98++/100).

Pirat 2007, Pinot Noir «Hommage», Friedrich Becker, Pfalz, Deutschland. Dichtes Rubin, wirkt noch jugendlich. Die Nase wirkt kühl, erhaben, tiefgründig mit einem Mix aus dunklen und roten Beeren, frischen Kräutern, Rauch und einer steinigen Mineralität (Ich tippte von der Aromatik her auf einen Wein von Georg Fromm). Im Gaumen dicht, konzentriert, ungemein saftig und klar, da jubeln die Sinne, gradlinig, elegant, mit enormem Druck und einer fantastischen Länge. Endet rotfruchtig und feinwürzig. Grosses Pinot-Kino und noch mit sehr guten Reserven. Jetzt bis 2030. 19 vvPunkte (94/100).

11x DRC: Eine wunderbare, unvergessliche Probe (c) vvWine.ch

Es bleibt mir an dieser Stelle, dem Organisator Roger Hirzel danke zu sagen. Danke für einen unvergesslichen Abend mit Weinen, die leider von vielen lieber gehandelt als getrunken werden. Schön, dass es Menschen wie Roger gibt, die Genuss dem Profit vorziehen. Ich ziehe meinen Hut!

2 Kommentare
  1. Meng Ernest5
    Meng Ernest5 says:

    Danke Adrian.v.V. Nur schon das Lesen, macht mich schwindlig. Kann das meiste mir sehr gut vorstellen. Als Sommelier Student, wagte ich DRC zu besuchen und läutete vor dem massiven Kunstschmiede Tor. Das kam nicht gut. Wurde barsch abgewiesen, was ich verstand. Einige unbekannte Winzer nahmen sich viel Zeit um mir Fassproben zu erklären. Da Gevrey- Chambertin mein Lieblings Pinot Noir ist, fand ich in einem kleinen Restaurant eine Wahnsinns Flasche. Nie mehr habe ich so einen Pinot gefunden. Beneide Sie ein wenig, aber vielen Dank für die wunderbare Beschreibung. Es war ein seltener Genuss. Nun öffne ich einen von Tscharner Mariafeld 2013 Jenins leider noch jung aber bereits ein Träumchen. Liebe dieses Parfum wo nur von Mariafeld mir bekannt ist.

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