Der Weinkritiker.

Das Thema Weinkritiker beschäftigt mich schon lange und dazu habe ich etwa ein so gespaltenes Verhältnis wie zur Bordeaux Subskription. Daher habe ich vorsichtshalber schon mal meinen Wohnort verlegt, eine Namensänderung beantragt und eine behördliche Informationssperre über meine Person verhängen lassen. Sicher ist sicher, denn man macht keine Witze über Weinakademiker und Luca Maroni. Viel zu ernst ist das Thema Wein und viel zu wichtig nimmt sich manch einer, zumindest ab und an, meist jedoch zu oft. Dabei spreche ich jetzt nicht zwingend vom «who is who» der internationalen Weinexperten, sondern von jedem «Weinkritiker» der so unter uns weilt. Sei es der Nachbar, der eben etwas Merlot zwecks Belüftung durch den Mixer gejagt hat oder die 25 Jährige mit Studium des Weinbaus und gefühlten tausend Praktiken, welche sich mit ihrem etwas gepimpten Instagram Account ins Szene setzt.

Aber was genau ist denn ein Weinkritiker? Wikipedia hält fest: «Weinkritiker sind AutorenJournalisten und Weinkenner, die als (meist selbsterklärte) Experten des Weinmarktes gelten (also so einer wie ich). Sie degustieren und bewerten den Wein als Sachverhalt und veröffentlichen ihr Urteil.» Mir scheint, als hätte das ein Weinkritiker geschrieben der selbst noch keinen Tropfen intus hatte, denn normalerweise ist die Wortwahl doch wesentlich blumiger. Wir alle lesen da tagein, tagaus von «Akazienblüten, Dörrpflaumen, Gewürznelken, Gummi, schwarzen Johannisbeeren, Ledersattel, Stallgeruch, Veilchen, Vanille und Zitronenduft.» Die Liste ist fast unendlich erweiterbar und hat hier nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Weinkritiker – Symbolbild (c) AdobeStock

Fact ist, es gibt das typische Weissweinvokabular wie «Honigmelone, Zitrone und z.B Pfirsich» und das typische Rotweinvokabular wie «rotbeerig, Leder, Pflaume, grüne Paprika oder Waldboden». Zu den Evergreens im Rotweinbereich gehören sicherlich die inflationär genutzten schwarzen Johannisbeeren respektive Cassis, die Blaubeeren, Himbeeren, ja eigentlich alle Beeren und roten Steinfrüchte. Je nach Alter und Ausbau gibt’s dann noch Holz, Zedernholz, Zigarrenkiste, Waldboden, Stall, und Leder dazu, Letzteres stand meist in irgendeinem Kontakt mit einem Vierbeiner. Man nennt das im Fachjargon auch «Tertiäraromen». Als Geruchsbeispiel wird gerne das Pferd genommen. Hund, Katzen und Kamele eher gar nie. Auch das Meerschweinchen und Kaninchen riecht man selten im Wein. Das liegt wohl daran, dass der edle Weinkenner wohl eher auf der Rennbahn verkehrt, als seine Nase in einen Hasenstall drückt. Man sieht auf dem Pferd auch einfach besser aus als auf dem Hund. Beim Weisswein sind es dann eben alle gelbfruchtigen Obstsorten. Dazu kommen dann noch olfaktorische Noten von Stein und der frisch berieselten Garagenausfahrt im heimischen Hof dazu.

Dann gibt es dann noch sogenannte Trendwörter welche kommen und gehen. Erst waren da die «Mineralik» oder «Grafit». Ganz neu im Trend – vor allem beim Weisswein – ist die «Salzigkeit». Jeder gute, trockene Weisswein ist mittlerweile leicht salzig im Abgang. Oder er schmeckt nach nassem Stein im Frühling. Dem gewieften Kenner reicht das einfache Vokabular dazu aber schon lange nicht mehr aus. Da muss immer öfter ein halb angeschnittener und ganz leicht über ukrainischer Holzkohle angebratener Boskop-Apfel herhalten. Magerwiese nach Tauwetter frisch geschnitten, oder Regenbogen im Spätsommergewitter. Sie wissen nicht wie ein Regenbogen riecht? Wären Sie Weinkritiker, würden Sie das bestimmt wissen. Da müssen Sie eben bei jedem Wetter mal rausgehen, einen Stein ablecken und die Nase in die Wiese drücken und – ganz wichtig – kauen Sie mal an einem Stück Holzrinde rum. Sie müssen sich das wortwörtlich verinnerlichen, sonst wird das nix mit Ihrem professionellen Vokabular und Ihnen bleibt bei der Frage «wie schmeckt denn der Wein?» nichts anderes übrig als wie alle anderen Normalsterblichen zu antworten: «schmeckt lecker». Und damit sind Sie fürs Leben als Weinexperte disqualifiziert!

Professionelle Weinverkostung – Symbolbild (c) AdobeStock

Kleiner Tipp am Rande: Im Notfall, also wenn Sie gefragt werden und unbedingt was sagen müssen, erzählen Sie einfach irgendwas. Das heisst bei Rot bleiben Sie bei den roten Früchten und bei Weisswein bei allem was heller ist. Bleiben Sie dabei begeistert und wohlwollend, vermeiden Sie mögliche Herkunftsbezeichnungen und betreiben Sie kein mutiges Jahrgangsraten und erzählen Sie ja nichts von «Südhang». Ansonsten nehmen Sie einfach den Becher und schütteln die Vokabeln fleissig durcheinander. Wird schon passen.

Punkte? PUNKTE!

Der Weinkritiker zeichnet sich aber nicht nur durch die blumige Sprache aus. Nein, gaanz wichtig: Er verteilt auch Punkte. Die meisten 50-100, der grosse Rest 12-20 und dann gibt es noch Sterne, Gläser, Schnecken (Slow-Food) , AAA’s und dann kenne ich da sogar noch einen, der verteilt 7-10 Punkte, also eigentlich deren vier. Aber lassen wir die Exoten mal bei Seite und widmen uns der meist gebrauchten Skala, der 100er. Der Weinkritiker muss also versuchen, den Wein möglichst objektiv nach seiner Qualität zu bewerten und nicht ob er ihm schmeckt oder nicht.

Punkte werden hier wie je nach Schema ganz unterschiedlich verteilt. Teils bis 7, in anderen Schemen bis 15 Punkte für die Farbe, teils bis 24 oder dann bis 30 Punkte für das Bouquet (also alles was Sie riechen), je nach Konzept bis 34 oder sogar 44 Punkte für alles was sich im Gaumen abspielt (also Säure, Tannine, Körper, Struktur, Komplexität usw.) und nochmals 11 bis zu 35 Punkte für das Gesamtbild wie die Balance, Länge und Typizität. Maximal also 100 Punkte, die in verschiedenen Schemen unterschiedlich gewichtet sind. Ganz einfach also.

Weinbewertung – Symbolbild (c) AdobeStock

Zusammengefasst sieht das so aus.

99 – 100 20/20 ***** Jahrhundertwein, überwältigend
96 – 98 19/20 ***** exzeptionell, berührend, langlebig
93 – 95 18/20 **** gross, individuell, grosses Potential
90 – 92 17/20 **** exzellent, mit eigenem Stil
87 – 89 16/20 *** sehr gut, charaktervoll
84 – 86 15/20 *** sicher gut, schöner Sortenausdruck
81 – 83 14/20 ** gut
78 – 80 13/20 ** befriedigend

Ich habe mir mal drei Verkoster rausgepickt die mancher bestimmt kennt. Es gibt noch viel, viel mehr, aber auf alle eingehen zu wollen, würde den Rahmen einer Kolumne sprengen. Ich spar mir das dann auf für meine Doktorarbeit. Da wäre also der Robert Parker, Grand Signore of Wine Points, Jancis Robinson, Master of Wine from the British Empire und unser lieber René Gabriel, die Toblerone und somit Schweizer Exportschlager unter den weltbekanntesten Kritikern. Helvetisches Kulturgut sozusagen. Das schaut dann aus wie folgt:

Beim Röbi Parker so:

96 – 100 Ausserordentlich
90 – 95 Hervorragend
80 – 89 überdurchschnittlich bis sehr gut
70 – 79 durchschnittlich
50 -69 schlecht bis unterdurchschnittlich

Bei Jancis Robinson so:

20 Ausnahmewein
19 Spitzenklasse
18 besser als ausgezeichnet
17 ausgezeichnet
16 sticht aus der Masse heraus
15 durchschnittlich
14 dumpf und langweilig
13 grenzwertig fehlerhaft oder unbalanciert

Und beim René Gabriel so:

20 Jahrhundertwein
19 Spitzenwein
18 Ausserordentlich
17 Gross
16 Sehr gut
15 gut
14 befriedigend
13 unterdurchschnittlich

Während beim Parker bis 79 Punkte der Wein noch durchschnittlich ist, sind es bei Mrs. Robinson noch deren 15 Punkte und beim Gabriel sind es dann wohl unter 14 aber über 13 (also 13.5, was René nicht verteilt) was dann nicht mehr befriedigend aber auch noch nicht unterdurchschnittlich ist.

Das kann dann zu folgenden Bewertungen führen wie z.B bei einem 09er le Boscq, einem Bordeaux aus St. Estèphe: Gabriel verteilt deren 19 Punkte, hat also ein Spitzenwein im Glas. Der Röbi verteilt für denselben Wein noch 88 Punkte und hat immerhin noch einen überdurchschnittlichen bis sehr guten Wein im Glas, während Jancis deren 14.5 Punkte verteilt und somit nur noch einen dumpfen und langweiligen Wein schmeckt (Quelle: wine-searcher.com)

Die Qual der Wahl am Weinregal – Symbolbild (c) AdobeStock

Ausgesprochen in Worten tönt das dann so…

Röbi: «A very reliable cru bourgeois from St.-Estephe, this wine exhibits notes of damp forest floor intermixed with excellent black cherry and black currant fruit. Some hints of camphor and truffle are also present in this medium to full-bodied, well-made wine. It should drink nicely for at least a decade.»

René: «Berauschendes Nasenbild, reife Pflaumen, Cassis und Kokos, fast rahmig durch seine Nasenfülle. Im Gaumen süsses Extrakt, mal nach Pralinen, dann nach Black Currant, dann nach Brombeeren schmeckend, exotische Edelhölzer und mit Bounty im Finale endend. Eine Orgie von einem Wein der vom Geschmack her einen Fuss in Bordeaux behält und mit dem anderen irgendwo im Ribera del Duero steht oder gar im Sonoma Valley. Darf man einen Wein mit dem Begriff „geil“ bezeichnen? Wer einen Schluck von diesem 2009er Le Boscq probiert wird diesen Vorschlag gerne akzeptieren. Und seine leicht antypische Nuance darf man auch nicht bestrafen, wenn man dem Cos heuer die Maximalnote gibt. Seit Jahren ein Winner und heuer mit dem besten Le Boscq seine noch junge Geschichte aufwartend.»

Und die Jancis schreibt: «Hint of brett? Lacks freshness though there is tidy neat fruit. Very introvert!» 

Hab ich den Wein gekauft? Ja! Das «geil» vom René hat mir gut gefallen. Das weckt bei mir Emotionen und mit dem konnte ich was anfangen. Also ich habe mir davon ne Kiste gekauft. Sie sehen also das Problem? Drei Kritiker, drei Meinungen und nun setzen Sie dieses Spiel an der nächsten geselligen Tischrunde fort, Sie werden so viele Meinungen bekommen wie Anzahl Gäste oder sogar noch eine mehr. Ausnahmen bilden natürlich die Regel. Denn wenn Sie mit den Weinhändlern Lobenberg und Gerstl oder mit Luca Maroni am Tisch sitzen, dann trinken Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit nur 19 Punkte Weine oder mindestens 98-100. Also nur das Beste vom Besten. Wenn Sie hingegen mit Jancis Robinson am Tisch sitzen, wird’s bitter; mit Jancis trinken Sie zu 90% durchschnittliche Weine mit einer kleinen Chance, dass der eine oder andere Wein aus der Masse heraussticht. Sie können sich also selbst aussuchen wie dicke Sie auftragen möchten.

Oder hier ein weiteres, anschauliches Beispiel: Adrian van Velsen und Yves Beck beschreiben den 18er Chateau Giscours:

Die Verkostungs-Notiz von Adrian van Velsen und Yves Beck zum 2018er Château Giscours (Quelle: www.daniel-vins.ch)

Wenn auch ich bei den beiden eine gewisse Kongruenz feststellen kann, was die Bewertung anbelangt, könnte ich aufgrund der Beschreibung nicht erkennen, dass es sich um denselben Wein handelt.

Was tun also? Sie können nun selbst das Heft in die Hand nehmen und fleissig anfangen Wein zu trinken. Rennen von Verkostung zu Verkostung und spucken dort mit den Leuten um die Wette, lernen etwas Vokabular und trainieren mässig hart, damit Sie einen Chardonnay locker von einem Pinot unterscheiden können. Dasselbe lernen Sie auch wenn Sie «Weinakademiker» werden wollen, mit dem kleinen Unterschied, dass Sie dann noch eine Art «Bachelor im Saufen» haben.

Die andere Möglichkeit ist, Sie ziehen für ein paar Wochen in die Wohnung Ihres Lieblingskritikers ein und lernen 1:1 (das versuche ich von Zeit zu Zeit und es funktioniert ganz gut. Mal sehen ob das nach dieser Kolumne immer noch so einfach geht, oder ob ich nach einer unter Zwang eingeflössten Flasche Primitivo in der Reuss ertränkt werde).

Rotwein: Meist ein ganzer Früchtekorb – Symbolbild (c) AdobeStock

Doch Hand aufs Herz: Ohne Weinkritiker geht es eben doch nicht so gut. Denn ich kann ja unmöglich jeden Wein, den ich mir zulegen will, vorher selbst verkosten. Manchmal ist blindes Vertrauen nötig, wenn es darum geht sich ein Bild davon zu machen. Und dabei ist es mir egal ob und wie viel Punkte ich kaufe. Und ehrlich gesagt finde ich es auch beeindruckend, wenn mir jemand an einer Blindverkostung sagen kann was für eine Traubensorte er im Glas hat, von welchem Land, ja sogar die Appellation nennen kann und dann noch den Jahrgang korrekt nennt und es schlussendlich noch mit der Nennung des Produzenten topt. Das ist so voll James Bond mässig und hat mein voller Respekt!

Was also tun, um nicht den Überblick zu verlieren und sich in der Flut der Kritiken besser orientieren zu können? Lesen Sie die Bewertungen. Kaufen Sie den Wein und versuchen Sie zu verstehen, was der Weinexperte mit seinem Text zum Ausdruck bringen wollte. Fragen Sie sich, ob Sie es nachvollziehen können. Das machen Sie so lange, bis Sie den Kritiker gefunden haben, mit welchem Ihr Gaumen am meisten korreliert. Auf dessen Urteil können Sie sich dann meist recht gut verlassen und Sie wissen, was Ihnen aufgrund von Punkten und Beschrieben schmecken könnte, oder auch nicht. Aber hören Sie auf Punkte zu sammeln und lesen Sie sich in das Thema ein.

Wie schmecken 51.23 Punkte? (c) www.MuellerTauscher.ch

Last but least, bilden Sie sich Ihre eigene Meinung. Seien Sie mutig und sagen Sie «nein, schmeckt mir nicht» auch wenn die Pulle 99 Maroni und 100 Sucklinge erhalten hat und in einer edlen Tischrunde auf Château Papipapo als Jahrundertwein kredenzt wird. Denn schlussendlich entscheiden nur Sie selbst ob Ihnen ein Wein schmeckt oder eben nicht. Dafür müssen Sie sich auch nicht schämen.

Mein Wunsch an die Kritikerguilde: Fahrt den Obstkuchen und die Früchtekörbe etwas zurück. Beschreibt mir lieber was für Emotionen geweckt werden und wie es sich anfühlt. Denn ehrlich gesagt, auch ich habe keinen blassen Schimmer wie ein halb angeschnittener und ganz leicht über ukrainischer Holzkohle angebratener Boskop-Apfel riecht und schmeckt.

Cheers.

NB: Die Kolumne gibt die Meinung des Autors Philipp Uehlinger wieder und muss sich nicht mit der Meinung der vvWine Redaktion zu einem bestimmten Thema decken.

4 Kommentare
  1. Katarina
    Katarina says:

    Hallo Philipp

    Vielen Dank für diese unterhaltsame Kolumne. Ach ja, die Weinkritiker. Ebenso sonderlich finde ich aber das Verhalten vieler Weinkäufer und –konsumenten, die auf die Punkte schauen. Oder vielleicht sollte man sagen, die sich noch immer an der Nase herum führen lassen. Vielleicht ist es auch einfach nur Ignoranz oder mangelnde Bereitschaft, sich zu informieren.

    Nicht wenige Weinhändler bewerben die von ihnen angebotenen Weine immer noch mit Parker Punkten. Das ist erstaunlich, denn zum einen ist es ja so, dass Robert Parker selber schon lange nicht mehr alle Weine die mit ihm beworben werden, persönlich geprüft hat. Wenn, dann ist es vielmehr der Wine Advocate, der dahinter steckt mit seinen unzähligen Verkostern und Weinkritikern. Aber kaum ein Weinkonsument hat den Wine Advokate abonniert, man glaubt einfach den in den bunten Broschüren abgedruckten Punkte-Zahlen.

    Bereits 2012 hat Robert Parker seine Anteile am Wine Advokate verkauft und sich in der Folge Schritt für Schritt aus dem Alltagsgeschäft zurückgezogen und sich nur noch auf wenige Weinregionen bei der Bewertung zurückgezogen (ich glaube es war dann nur noch Bordeaux und Kalifornien). Das Gros der anderen Weine und Regionen wurde von anderen Wine Advokate Testern beurteilt und bewertet.

    Wenn also in den folgenden Jahren Parker Punkte für einen Spanier, Burgunder oder deutschen Riesling vergeben wurden, dann wurden diese Weine von anderen Leuten bewerten, nicht aber von Robert Parker. Der Weinhandel wirbt aber teilweise immer noch mit Parker Punkten und suggeriert dem Verbraucher, Mr. Parker persönlich habe den Wein bewertet. Dann geht eben dieser Weinkäufer von einem bestimmten Weintyp aus. Das ist irreführend, denn die Wine Advokte Verkoster haben sicherlich alle andere Vorlieben und bewerten anders als Mr. Parker.

    Im Frühjahr dieses Jahres wurde dann bekannt, dass Robert Parker sich zur Ruhe setzt und vollständig aus dem Wine Advokate zurückzieht. Aber immer noch stehen in Weinwerbungen Parker Punkte. Na ja, wer sich dadurch täuschen lässt, ist selber schuld.

    VG
    Katarina

    Antworten
  2. Hannes Locher
    Hannes Locher says:

    Ich sehe das genau so wie du. Ohne die Kritiker und deren Punkte geht es nicht. Zu viel Auswahl gibt es. Ich halte es so: Der zuverlässigste Kritker ist die Schwarmintelligenz, der Konsens:

    Bei Weinen, welche schon ein paar Jahre auf dem Markt sind, gibt es keinen besseren Kritker als Cellartracker, auf diesem Portal verkehrt der geneigte Weintrinker und benotet seine Weine. Der Konsens aus vielen Bewertungen über die Zeit ist recht zuverlässig.

    Für junge Weine (insbesondere solche, die man danach kaum noch findet) muss man, wie du schön beschreibst, den Kritker finden, mit dem man in der Vergangenheit die grösste Übereinstimmung hatte. Am besten wird das gute Urteil noch durch gute Urteile anderer Kritker bestätigt. Also ein Hauptkritker plus Absicherung durch Konsens der anderen Kritker.

    @Katarina: Ich kaufe definitiv stark nach Punkten. Ich finde das nicht „sonderlich“, sondern eher smart und für mich der einzig gangbare Weg. Ich habe wenig Lust auf mittelmässig Wein (wie heisst es so schön: das Leben ist zu kurz für schlechten Wein). Wenn ich dem Pfad wie oben beschrieben folge (Cellartracker Konsens für älter Weine, Hauptkritker + Kritkerkonsens für jüngere Wein), habe ich die maximal mögliche Sicherheit: Einerseits besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass der Wein wirklich gut ist. Und anderseits, führen die hohen Ratings dazu, dass ich Investitionssicherheit habe. Sollte der Wein wider erwarten doch nicht gut sein, kann ich ihn dank den hohen Ratings zu guten Preisen weiterverkaufen. Klar gibt es daneben aber auch immer Weine oder Weingüter, zu welchen man eine Verbindung hat und die man jedes Jahr will, unabhängig von Ratings.

    @Philipp Zum Thema blumige Ausprache: Das sehe ich genau so. Mich stört nicht mal, dass es die leicht geröstete Schale von der Jamaikanischen Kokosnuss sein muss, sondern dass zu wenig Kontext und Emotion vermittelt wird. Viel wichtiger als dass der neue Dom Perignon nach grünem Apfel schmeckt, interessiert den Käufer ja, vom Experten zu hören, dass es der beste junge Dom Perignon seit 1970 ist und der schönste im ganzen Jahrgang und dass er die Weicheit vom Cristal hat, so dass es Hühnerhaut gab etc. etc.

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  3. Philipp Uehlinger
    Philipp Uehlinger says:

    Vielen Dank für euer Feedback!

    Ich spreche da vom 100 Punkte-System im Allgemeinen. Das gibt es schon länger als Robert Parker es nutzt. Die Skala alleine wird fälschlicherweise immer mit/als Parker Punkte verwechselt.

    Und ja, viele Menschen orientieren sich an Punkten. Doch ist es so, dass alles was unter 90 Punkte bewertet wird, kaum gekauft wird. Ja – man bekommt den Eindruck, dass alles darunter ein schlechter Wein ist. Das wir bereits ab 84/15 Punkten bereits einen sehr guten Wein im Glas haben können, wird oft vergessen.

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  4. Hannes Locher
    Hannes Locher says:

    Das stimmt schon. Man darf nicht vergessen, dass schon viel. Ich hatte aber noch nie einen 84 Punkte Wein von Parker, 86 von Galloni oder 88 von Suckling oder Wine Spectator oder von irgendjemandem, der mich besonders begeistert hat. Nicht das diese Weine schlecht wären, aber es gibt einfach so viel Gutes da draussen. Wieso sich mit dem „guten Wein“ abfinden, wenn es daneben Massen an viel besseren Weinen gibt? Die einzige Einschränkung ist natürlich hier klar das finanzielle. Aber selbst mit kleinen Budgets (25.- pro Flasche) muss man ja kaum etwas unter 90 Punkten kaufen.

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