Klassische Barolo von Fenocchio.
Weil nach dem Besuch beim Aldo Conterno noch etwas Nachmittag übrig war, besuchten wir einen weiteren «Kultwinzer» des Barolo-Gebiets. Der Name: Fenocchio. Die Weine: klassisch, gradlinig, straff und charaktervoll – viel tradiditioneller geht Barolo fast nicht.
Das Weingut liegt in der Gemeinde Monforte d’Alba und besteht seit über 150 Jahren (gegründet wurde es im Jahr 1864). Heute kümmert sich Claudio Fenocchio in fünfter Generation um die 14 Hektaren Rebfläche, zu welcher unter anderem die berühmten Lagen Bussia, Cannubi, Castellero und Villero gehören. Die Barolo-Weine werden mit natürlichen Hefen relativ lange vergoren (meistens rund 30-40 Tage) und verfügen über entsprechend viel Tannin. Ausgebaut werden die Weine während zwei Jahren ausschliesslich in grossen Fässern aus slawonischer Eiche.
Wir verkosteten die 2014er-Kollektion. Weine also, die aus einem Jahr stammen, das nicht zu den besten im Piemont gehört, jedoch Weine hervorgebracht hat, welche schon relativ früh Spass machen werden. Ideal also, um die Wartezeit auf andere Jahrgänge zu verkürzen.
2014, Giacomo Fenocchio, Barolo Cannubi, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo): Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. Offene Nase, feinduftig, floral, Noten von Veilchen, getrockneten Kräutern, dazu reife Kirschen, sehr gute Komplexität. Im Gaumen weich im Auftakt, dann packt der Wein zu, wird straffer, zeigt einen mittleren Körper, die Frucht ist reif, wird gestützt von markantem, qualitativ hochwertigem, gut stützendem Tannin. Im Abgang von sehr solider Länge. Ein gelungener, filigraner 14er der schon bald Trinkspass bietet und dennoch reifen kann. 2019-2032+, 18 vvPunkte (90/100).
2014, Giacomo Fenocchio, Barolo Castellero, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo): Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase zugänglich, mit reifer Kirsche, Leder, Lakritze, auch viele Gewürze, gute bis sehr gute Komplexität. Der Gaumen beginnt weich, zeigt Schmelz und eine gewisse Fülle, mittlerer Körper, die Tannine sind fein, nicht ganz so ausgeprägt wie beim Cannubi, eine schöne Säure verleiht der reifen, roten Frucht eine gewisse Frische und zieht den Wein in einen mittellangen Abgang. Endet auf rote Kirschen und Orangenzesten. Aktuell zugänglicher als der Cannubi, hat vielleicht nicht ganz dessen Potential. 2019-2030+, 17.5 vvPunkte (89/100).
2014, Giacomo Fenocchio, Barolo Villero, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo, von weniger sandigen Böden auf Basis von Tuffstein): Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. Expressive Nase, eingemachte Kirschen, Süssholz, Oreganokräuter und Leder, darüber florale Noten, sehr gute Komplexität. Der Gaumen beginnt mit Druck und Konzentration, weich, mit Schmelz und gewissen Rundungen, für Barolo fast schon Rubens, wäre da nicht diese top Struktur, die am mittleren Gaumen zupackt, den Wein straffer macht, die Säure ist wunderbar eingebunden, balanciert die reife Frucht. Im Abgang von sehr guter Länge. Ein wahrlich schöner Mix aus Kraft und Finesse. 2019-2033+, 18.5 Punkte (92/100).
2014, Giacomo Fenocchio, Barolo Bussia, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo): Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase zeigt getrocknete Blüten, ein Hauch Kaffee, Rauch, auch fleischige Noten, tiefgründig und mit sehr guter Komplexität. Im Auftakt weich, fast harmlos, packt dann zu, zeigt ungemein viel Kraft und Konzentration, wirkt dabei aber nicht überextrahiert sondern zeigt viel Finesse, im mittleren Gaumen charaktervoll, mit samtiger, fast schon cremiger Textur und einer sehr guten Länge. Hat vielleicht nicht ganz die Finesse des Cannubi, verfügt aber über sehr gute Reserven. 2019-2033+, 18 vvPunkte (91/100).
2012, Giacomo Fenocchio, Barolo 90 Di Riserva, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo, 90 Tage Maischegärung, anschliessender Ausbau während 4 Jahren in grossen Fässern, nur rund 4000 Flaschen werden jährlich gefüllt). Mittleres Rubin, jugendlicher Glanz. Sehr komplexe Nase, Blüten, Gräser, Kirschen, Johannisbeeren, Trüffel, Leder, das ist verspielt, komplex, verändert sich mit Luft, herrlich. Der Gaumen beginnt seidenweich, wird dann straffer, zeigt eine reife, rote Frucht die mit einer markanten Gerbstoff-Struktur duelliert, mittlerer Körper, sehr schön integrierte Säure. Im Abgang mit Länge und einer herrlichen Würzigkeit, endet auf eine dezente Bitterorangennote. 2019-2035+, 18.5 vvPunkte (93/100).
Und weil die Weine von Fenocchio so wunderbar reifen, öffnete ich kürzlich meinen letzten 1999er: Ein 20-jähriger Fenocchio-Wein, der aktuell aus dem Grassl-Glas (das Grassl Cru eignet sich neben Pinot Noir auch fantastisch für Nebbiolo-Weine) so richtig viel Trinkspass bietet…
1999, Giacomo Fenocchio, Barolo Bussia, Barolo, Piemont, Italien (100% Nebbiolo). Reifes Granat, leicht orangefarbener Rand. In der Nase nach kurzer Dekantierzeit herrlich offen, sehr Barolo, duftig, getrocknete Veilchen, Weihnachtsgewürze, Leder, Tabak ein wenig Herbstlaub, Waldboden, Champignon, Kümmel, Anis, Muskat, ein herrlicher Gewürzschrank. Im Gaumen zugänglich, mittlerer Körper, noch immer mit markantem, reifem Tannin und einer perfekt eingebundenen Säure, die Struktur trägt die rote, reife Kirschfrucht, umgarnt diese mit straffem Korsett, der Wein zeigt Charakter und eine schöne Eleganz. Im Abgang mit sehr guter Länge, endet auf reife Kirschen, Leder und Rost. Wunderbar gereift. Trinken bis 2025, 18.5 vvPunkte (92/100).
In der Schweiz sind die Fenocchio-Weine zu fairem Kurs bei Staldenwein erhältlich.
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