Bordeaux Primeurs 2018: Saint-Estèphe.
Die 2018er-Weine aus der Appellation Saint-Estèphe präsentierten sich mehrheitlich sehr kräftig, dicht und konzentriert. Calon Ségur zum Beispiel kelterte einen Grand Vin mit 14.9% Alkohol (was auf der finalen Etikette dann wohl mit 14.5% angeschrieben sein dürfte). Degustativ sind mir diese hohen Alkoholgrade allerdings praktisch nirgends negativ aufgefallen, im Gegenteil. Die üppige Frucht scheint den Überschuss an Alkohol generell gut geschluckt zu haben.
Eine Lanze möchte ich an dieser Stelle für drei Weingüter brechen. Da wäre als Erstes das Château Montrose mit dem Grand Vin, der La Dame de Montrose und dem ebenfalls dazu gehörenden Château Tronquoy-Lalande zu erwähnen. Alle drei Weine präsentierten sich sensationell und ich wage zu behaupten, dass auf Montrose noch nie ein besserer Wein produziert worden ist. Als Zweites ist Château Cos d’Estournel erwähnenswert; hier hat man den schon vor einigen Jahren eingeschlagenen Weg in Richtung Eleganz weiterverfolgt und einen konzentrierten jedoch hocheleganten Wein gekeltert, der nicht mit Holzschminke und Kraft imponiert, sondern mit grosser Finesse. Und last but not least möchte ich Château Phélan-Ségur erwähnen, ein Weingut, das seit vielen, vielen Jahren zu meinen ganz persönlichen, stilistischen Favoriten gehört und preislich noch immer nicht den Boden unter den Füssen verloren hat.
19.5+ vvPunkte (98-100/100): 2018, Château Montrose (pH 3.65 / 14.7% Alkohol / 72% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot, 6% Cabernet Franc, 2% Petit Verdot. Der Most wurde relativ kühl bei 24-25 Grad vergoren um die delikate Frucht zu bewahren): Sehr dunkles Rubin. Die Nase, einfac wow! Da bahnt sich ein grosser Wein an, Veilchen, Rosen, Gewürze, Brombeeren, Kirschen, Johannisbeeren, Tabak, das volle Programm, unglaublich tief, nobel und hochkomplex. Im Gaumen mächtig, kräftig, sehr konzentriert, das hat enorm Druck, sehr viel Gerbstoff, dieser ist aber von höchster Qualität, die Säure puffert die opulente, dunkle Beerenfrucht, der Wein baut am mittleren Gaumen noch aus, wird vollmundig und zieht sich im Abgang ausgesprochen lange hin. Nach dem bereits fantastischen La Dame de Montrose verkostet und… Ja, es geht noch besser als die Dame. Dieser Grand Vin von Château Montrose gehört zweifelsohne zu den ganz grossen Weinen des Jahrgangs 2018. Ein Weinmonument 2028-2055+ (Verkostet auf Château Montrose, am 05.04.2019)
19.5 vvPunkte (96-98+/100): 2018, Château Cos d’Estournel (Natürlich auch auf Cos viel Regen im Winter. Der Austgrieb anfang April, viel Pilzdruck im Frühling. Anfang Juli dann wunderbares Wetter, keine Reifeblockade, das Terroir con Cos reagiert relativ gut auf trockene Wetterbedingungen. Man hat bewusst nicht alles entlaubt, um die Trauben vor der Sonne zu schützen. Der Lesezeitpunkt war wie überall eher früh, obwohl das jahr relativ spät begonnen hat. Lese zwischen dem 19 September (Merlot) und dem 6. Oktober. 3.7 pH, rund 30 Hektoliter pro Hektar. Vergoren wurde, wie auch bei Montrose etwas kühler als normal (27 statt 30 Grad), dies um die Frucht zu bewahren.): Leuchtendes Rubin. Eine Nase zum Eintauchen, Kräuter, Gräser, ein Hauch Tabak über einer konzentrierten Johannisbeerfrucht, dazu Blaubeeren, viel Mineralik, steinig-kühle Noten, ein Sommerregen, florale Töne, hervorragend komplex. Im auftakt seidenweich, vollmundig, reichhaltig, mächtig, dabei aber hochelegant, die Tannine sind von höchster Güte, verleihen viel Struktur, die Säure stützt die Frucht, ungemein präzis, knackig und eher rotfruchtig im Abgang, zeigt dort viel Frische, Sauerkirschen und eine leicht krautige Würze. Einer der schönsten Cos d’Estournel, die ich je verkosten durfte. Hat noch Luft nach Oben… 2025-2050+ (Verkostet auf Château Cos d’Estournel, am 05.04.2019)
19 vvPunkte (95-97/100): 2018, Château Calon Ségur (65% Cabernet Sauvignon, 17% Merlot, 15% Cabernet Franc, 3 Petit Verdot): Leuchtendes Rubin, strahlender Glanz. Feinduftig, würzig, kräuterig in der Nase, dahinter reife Brombeere und Johannisbeere. Weicher Antrunk, vollmundig, sehr cremig mit viel Druck, äusserst konzentriert, reichhaltig mit seidenweichen Tanninen, einer frischen Säure und einem langen, noch leicht vom Ausbau geprägten Retrofinale. Ein grosser wenn auch etwas atypischer Calon, stilistisch deutlich opulenter als in anderen Jahren, wie immer aber mit sehr viel Ausgewogenheit. 2025-2048+ (Verkostet auf Château Calon-Ségur, am 4.4.2019)
19 vvPunkte (94-96/100): 2018, La Dame de Montrose (52% Merlot, 39% Cabernet Sauvignon, 5% Petit Verdot, 4% Cabernet Franc): Sehr dunkles Rubin. Noble Nase, steinig kühl, etwas Rauch, viel dunkle Frucht, getrocknete Rosen, komplex, verspielt, das könnte vom Duft her schon der Grand Vin sein. Kräftiger, vollmundiger Auftakt, ungemein dicht, die Frucht wirkt mächtig, warm, wird getragen von einer ausgezeichneten Gerbstoffstruktur, das ist qualitativ schon auf enorm hohe, Niveau. Im Finale ausgesprochen lang, hallt sicherlich eine Minute nach und endet auf eine feine Salzigkeit. Eine grosse Dame ist das, wenn dieser Wein preislich nicht durch die Decke geht sicherlich ein sehr interessanter Kauf. Hervorragend! 2028-2045+ (Verkostet auf Château Montrose, am 05.04.2019)
18.5 vvPunkte (91-93/100): 2018, Château Tronquoy Lalande: Sehr dunkles Rubin. Die Nase zeigt eine intensive Brombeerfrucht, darüber florale Noten, auch deutlich Cassis, das Holz wahrnehmbar aber gut eingebunden. Der Gaumen beginnt weich, sehr feine Textur, zeigt Schmelz und Volumen, mittlerer bis kräftiger Körper, wirkt opulent sehr rund, ist mit feinen Gerbstoffen ausgestattet, das hat richtig Klasse, Druck und eine sehr gute Länge. Ein ausserordentlich gut gelungener Wein für eine lange Reife gebaut. 2028-2045+ (Verkostet auf Château Montrose, am 05.04.2019)
18.5 vvPunkte (92-93/100): 2018, Château Phelan-Segur:Dichtes Rubin. Feinduftige Nase, sehr floral, feminin, frisch und verspielt, rote und dunkle Beeren, ein Hauch Rauch, komplex. Der Gaumen schlank, präzise Frucht, sehr elegant mit guter Struktur, feinmaschigem Tannin und ohne jegliche Überextraktion. Im Abgang langanhaltend, rotfruchtig, würzig. Sehr gelungen! 2028-2040+ (Verkostet auf Château Batailley (UGCB), am 01.04.2019)
18+ vvPunkte (91-93/100): 2018, Les Pagodes de Cos: Leuchtendes Rubin. Intenive Nase, dezent rauchig, viel schwarze Johannisbeere, auch Brombeere, eine steinige Kühle schwingt mit, dazu getrocknete Kräuter. Der Gaumen beginnt weich, fast harmlos, dann breitet sich der Wein aus, zeig einen mittleren Körper, feine Gerbstoffe, eine sehr gute Struktur, die Frucht ist knackig und rotfruchtig, zeigt im Abgang viel Frische, eine leicht krautige Würze, endet auf Sauerkirschen. Dürfte schon früh Spass machen. 2022-2034+ (Verkostet auf Château Cos d’Estournel, am 05.04.2019)
18+ vvPunkte (90-92+/100): 2018, Château Lafon-Rochet: Dichtes Rubin. Feinduftig, Kräuter, Brombeere, Cassis, Blüten, noch verhalten, deutet Tiefe an. Der Gaumen füllig, vollmundig, zeigt Druck und Körper, reife Frucht, moderate Säure, feine Gerbstoff-Struktur, am mittleren Gaumen mit kleinem Durchhänger, würzig und ausgewogen im rotfruchtigen Abgang. Muss sich noch finden. 2026-2040 (Verkostet auf Château Batailley (UGCB), am 01.04.2019)
18 vvPunkte (90-91/100): 2018, Château Cos Labory: Dichtes Rubin. Rauchige Nase, sehr dunkelfruchtig, Jamaican All Spice, Trockenkräuter, komplex. Weicher Auftakt, fülliger Körper, wird dann straffer, gut strukturiert, dicht, konzentriert, mit massig Gerbstoff, eher moderater Säure, im Abgang wieder mit reifen, dunklen Früchten und etwas Gewürzbrot. Stilistisch eher auf der wuchtigen Seite der Appellation. 2026-2040 (Verkostet auf Château Batailley (UGCB), am 01.04.2019)
17.5+ vvPunkte (89-91/100): 2018, Marquis de Château Calon Ségur (14.9%, 53% Merlot, 47% Cabernet Sauvignon von jungen Reben): Leuchtendes Rubin, strahlender Glanz. In der Nase reife Frucht, leicht pfeffrige Würze, Anflüge von Sahne und getrockneten Kräutern. Der Gaumen ist wuchtig, sehr opulent, zeigt Druck und Struktur, die Frucht ist beeindruckend, die Gerbstoffe markieren, sind von guter Qualität, die Säure hält frisch, im Abgang reifer, süsser Beerenfrucht und sehr guter Länge. Ein relativ mächtiger Wein, der aber jung Spass machen dürfte. 2025-2035+ (Verkostet auf Château Calon-Ségur, am 4.4.2019)
17.5+ vvPunkte (89-90/100): 2018, Château Château La Haye: Dichtes Rubin. Florale Nase, intensiv duftend, verspielt, feminin, ein richtiges Parfum. Der Gaumen beginnt harmlos, schmeichelhaft, wirkt ruhig, breitet sich aus, belegt die Zunge mit feinen Gerbstoffen, die Säuer ist stimmig, die Frucht reif, feinwürzig, elegant und mit pfeffriger Würze im Abgang. Ein stimmiges Paket mit schöner Balance. 2028-2040 (Verkostet auf der Presse-Degustation des Grand Cercle, am 30.3.2019)
17.5+ vvPunkte (88-90/100): 2018, Château Capbern: Leuchtendes Rubin, strahlender Glanz. Intensive Nase, noch vom Holz geprägt, dahinter reife Beerenfrucht, Kräuter. Im Gaumen dicht, konzentriert, zeigt einen fülligen Körper, feine Gerbstoffstruktur, die Frucht wirkt reif und rund, die 14.6% Alkohol sind sehr gut verpackt, endet angenehm lang auf reife, rote und dunkle Beeren. 2025-2035+ (Verkostet auf Château Calon-Ségur, am 4.4.2019)
17.5+ vvPunkte (88-90/100): 2018, Goulée: Leuchtendes Rubin. Die Nase eine Fruchtexplosion, sehr intensiv, schwarze Johannisbeeren, dezent florale Noten, feine Würze, ein Hauch Kaffee, gute bis sehr gute Komplexität. Der Gaumen ist seidenweich, sehr feine Textur, mittlerer Körper, samtige, gut integrierte Gerbstoffe, die Frucht wirkt zart, lebendig, frisch, eine gute Säure stütz. Im Abgang von guter Länge, endet auf eine feine Cabernet-Würze. Wird jung Spass machen. 2022-2028 (Verkostet auf Château Cos d’Estournel, am 05.04.2019)
17.5 vvPunkte (88-89/100): 2018, Château Les Ormes de Pez: Dichtes Rubin. Vom Ausbau geprägte Nase, deutlich Holz, dahinter eine sehr expressive Frucht, viele Himbeeren, auch Cassis. Im Gaumen mit schöner Frucht, rund und weich, saftig, knackig mit mittlerem Körper, die Gerbstoffe markieren, sind leicht trocknend, im Abgang sehr lang und wieder mit einer fruchtigen Himbeeraromatik. Muss sich noch finden. 2026-2040 (Verkostet auf Château Batailley (UGCB), am 01.04.2019)
17.5 vvPunkte (88-89/100): 2018, Château Sérilhan: Sehr dichtes Rubin. Markant vom Holz geprägte Nase, dahinter aber auch florale Düfte, sehr feinduftig, kräuterwürzig, verspielt. Im Gaumen ungemein dicht, saftig, knackig und mit markanten Gerbstoffen, die süsse Frucht wird durch eine gute Säure gepuffert, die Würzigkeit im Abgang ist angenehm langanhaltend. Das macht Spass, hat Rasse und Energie. 2025-2038+ (Verkostet auf der Presse-Degustation des Grand Cercle, am 30.3.2019)
17.5 vvPunkte (88-89/100): 2018, Château De Pez: Dichtes Rubin. Würzig, rauchig, mit Noten von Kardamom und welken Blüten, ein Mix aus dunklen und roten Früchten. Weicher Gaumen, reife Frucht, markantes, leicht flockiges Tannin, eher moderate Säure, wirkt etwas behäbig, zeigt im Abgang aber eine schöne Länge und viel dunkle Frucht. 2026-2038 (Verkostet auf Château Batailley (UGCB), am 01.04.2019)
17.5 vvPunkte (88/100): 2018, Château Château Tour Saint-Fort: Kräftiges Rubin. Intensive Frucht in der Nase, dunkle Beeren, Brombeeren, Heidelbeeren, keinerlei Holzdominanz. Im Gaumen rund, vollmundig, zeigt einiges an Schmelz, eine cremige Textur, fein gewobene Gerbstoffe und eine moderate Säure, die Frucht wirkt reif, opulent, dennoch ist der Wein nicht schwerfällig sonder sehr ausgewogen. Im Abgang eher kurz aber stimmig. 2023-2035 (Verkostet auf der Presse-Degustation des Grand Cercle, am 30.3.2019)
17.5 vvPunkte (88/100): 2018, Château Tour des Termes: Kräftiges Rubin. Die Nase offen wie ein Scheunentor, reife, warme Frucht, feine Würze, Blüten, Kaffee. Der Gaumen ist weich, anfangs schmeichelhaft, zieht gegen Hinten zu, zeigt Struktur und markante Gerbstoffe, das hat durchaus Charakter und eine schöne Würze. Braucht etwas Zeit und sicherlich etwas zu Essen. 2025-2038 (Verkostet auf der Presse-Degustation des Grand Cercle, am 30.3.2019)
17.5 vvPunkte (88/100): 2018, Château Château Petit Bocq: Dichtes Rubin. Offene, fruchtbetonte Nase, dunkle Kirschen, Brombeeren, ein Hauch Veilchen, komplex. Weicher Auftakt, mittlerer Körper, reife, dunkle Frucht getragen von feinen Tanninen, moderate, gut eingebundene Säure, gute Länge und schöne Würze. Ein Saint-Estèphe der schon rasch zugänglich sein dürfte. 2023-2035 (Verkostet auf der Presse-Degustation des Grand Cercle, am 30.3.2019)
Zum Schluss auch für Saint-Estèphe die beiden einzigen, von mir verkostete Weissweine der Appellation: Die weissen La Pagode de Cos sowie Château Cos d’Estournel Blanc.
17+ vvPunkte (87-88/100): 2018, Château Pagodes Blanc: Helles Gelb. Feinduftige Nase, etwas weisse Grapefruit, Zitrone, Thymian. Der Gaumen ist schlank, sehr frisch, feine Textur, saftig und elegant, aromatisch nicht sehr komplex jedoch mit schöner Ausgewogenheit, endet auf eine feine Grapefruitnote. Wird in seiner Jugend am meisten Spass machen. (Verkostet auf Château Cos d’Estournel, am 05.04.2019)
18+ vvPunkte (90-92/100): 2018, Château Cos d’Estournel Blanc (dieses Jahr mit 33% statt normalerweise um 20% Semillon): Mittleres Gelb. Feine, komplexe Nase mit Kräutern, Gräsern, Zitrone, dezent weisse Grapefruit und auch etwas Stachelbeere, keinerlei Holzdominanz. Der Gaumen beginnt schlank, breitet sich dann aus, zeigt eine gute Struktur, die feine Frucht harmoniert sehr gut mit der markanten, gut eingebundenen Säure, das ist frisch, saftig und im Abgang von sehr guter Länge, endet auf weisse Grapefruit, einen Hauch Limette sowie eine noble Salzigkeit. Ein sehr ausgewogener Weisswein ohne jegliche Schwere. (Verkostet auf Château Cos d’Estournel, am 05.04.2019)
Die Bordeaux Primeurs 2018 sind in der Schweiz bei verschiedenen Händlern erhältlich. Zu den preislich attraktivesten Händlern in der Schweiz zählt in aller Regel Daniel-Vins. Weiter Händler findet man hier.
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