Strahlkraft des Südens: Chateau La Négly

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Im Rahmen meiner 2017er-Primeur-Verkostung in Bordeaux lernte ich auf Château Ripeau ein als «Gastweingut» präsentes Château aus Südfrankreich kennen: Château de La Négly. Das Weingut liegt zwischen Narbonne und Béziers im südfranzösischen Languedoc. Auf Ton-, Sand- und Kalkböden gedeihen hier mehrheitlich die lokal dominierenden Sorten Syrah, Mourvèdre, Grenache, Cinsault and Carignan. Insgesamt umfasst das Gut rund 50 Hektar Rebfläche, welche von 12 fest angestellten Mitarbeitern nachhaltig und mit dem entsprechenden Respekt für die Natur bewirtschaftet wird. Natürlich, die Weine von Château de La Négly sind sehr kräftige Weine, ungemein dicht und konzentriert. Dennoch verfügen sie über eine gewisse Finesse und aufgrund des spannenden Terroirs über sehr viel Strahlkraft und Charakter.

Farbenfroh wie der Süden: die Weine von Château de La Négly (c) vvWine.ch

2017, La Natice, Château de La Négly, AOP Languedoc, Frankreich (Rosé Saignée aus den Traubensorten Cinsault, Mourvèdre, Grenache und Syrah). Lachsrosa mit Kupferreflexen. In der Nase anfangs etwas dumpf und leicht reduktiv, braucht einige Minuten Zeit sich zu öffnen, zeigt dann ein ganzes Bündel von Aromen, mehliger Apfel, reife Aprikosen, Pfirsich, rosa Grapefruit und getrocknete Kräuter, ganz schön komplex ist das. Im Auftakt mit Schmelz, zeigt Volumen und Körper, die reife Frucht erinnert an Erdbeeren, gelben Pfirsich und Honigmelone. Getragen von einer guten Säure und ohne störende Süsse hält sich der Wein im Abgang angenehm lang, endet stimmig auf rosa Grapefruit. Ein erstaunlich schöner Rosé der natürlich jetzt im Sommer Trinkspass bietet doch auch zu einer herbstlichen Vorspeise durchaus eine gute Falle machen dürfte. Jetzt bis 2021 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

2017, La Brise Marine, Château de La Négly, AOC, La Clape, Languedoc, Frankreich (Clairette, Roussanne, Bourboulenc). Kräftiges Goldgelb, schöner Glanz. Kräftige Nase mit Pfirsich, Ananas, exotischen Früchten und Anflügen von Anis, das ist schon fast wie ein Glas kühler Pastis serviert zu frisch aufgeschnittenen Frühstücks-Früchten. Im Auftakt ist der Wein vollmundig, zeigt Druck und Schmelz, konzentrierte, reife Frucht, moderate Säure, die 13.5% Alkohol sind gut verpackt, trotz seiner Opulenz wirkt der Wein nicht plump. Im Abgang mit viel Schmelz, Würze und einer sehr guten Länge. Dieser Wein zu einer gegrillten Languste genossen, dazu etwas Meeresbrise und Schatten – man könnte verweilen. Jetzt bis 2023 geniessen, 18 vvPunkte (90/100).

Sehr viel Weisswein fürs Geld: La Brise Marine, Château de La Négly (c) vvWine.ch

2017, L’Oppidum, Chardonnay, Château de La Négly, IGP Pay d’Oc, Frankreich (100% Chardonnay). Kräftiges Goldgelb. Etwas verhaltene Nase, mit Luft rauchige Noten, reifer Apfel, Zitrusfrucht, Algen, gute Komplexität. Im Auftakt körperreich, dicht und konzentriert, sehr reife Frucht, getragen von einer erstaunlich schönen Säure, solide Struktur, aromatisch mit reifen Zitrusfrüchten, Pfirsich, getrockneten Kräutern. Im Abgang langanhaltend und leicht salzig. Ein Wein der definitiv etwas zu Essen braucht: zu einem Meerfisch vom Grill, mit etwas Gemüse und Olivenöl dürfte das richtig Spass machen. Jetzt bis 2022 geniessen, 17 vvPunkte (87/100).

2016, La Falaise, Château de La Négly, La Clape, Frankreich (55% Syrah, 35% Grenache, 10% Mourvèdre). Kräftiges Rubin, violette Reflexe. In der Nase ein eindrückliches Fruchtkonzentrat, Brombeeren, Kirschen, Heidelbeeren und reife Himbeeren, dazu Leder, gegrillte Aubergine und getrocknete Kräuter, sehr vielschichtig. Im Auftakt fruchtbetont und weich, sehr vollmundig, dabei aber ohne jegliche Überreife, auch hier konzentrierte Frucht, schwarze Kirschen, Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, getragen von einer sehr guten Struktur, die fein gewobenen Gerbstoffe streicheln die Zunge, eine moderate Säure verhindert potentiell alkoholbedingte (15%) Ermüdungserscheinungen. Der Wein ist opulent aber nicht plump, zieht sich im Abgang sehr lange hin. Wer Frucht-Bomben nicht aus Prinzip ablehnt und es gerne etwas Kräftiger mag, ist hier genau richtig. Jetzt bis 2026 aus grossen Gläsern geniessen und unbedingt vorher dekantieren. 18.5 vvPunkte (92/100).

Kraft und Finesse: L’Ancely, Château de La Négly (c) vvWine.ch

2015, L’Ancely, Château de La Négly, La Clape, Frankreich (100% Mourvèdre). Kräftiges Rubin, hohe Viskosität. Tiefe, sehr vielschichtige Nase, Rauch, Teer, dunkle Kirschen, Pflaumen, Leder, Süssholz, dunkle Schokolade, Kräuter, ausserordentlich komplex. Im Auftakt kraftvoll, üppig, sehr konzentriert, dichte, dunkle Frucht, viel Körper und Kraft, ausgezeichnete Struktur, die Tannine seidig fein gewoben, umgarnen die Zunge, stützen die Frucht, die 15.5% Alkohol sind natürlich spürbar aber sehr gut verpackt, das ist ein Kraftakt sondergleichen, ein Powerwein mit enormem Potential und trotz der Kraft mit Finesse. Aromatisch mit einem Mix aus roten und dunklen Früchten, eingemachten Pflaumen, Weihnachtsgewürzen und viel Lakrizze im Abgang. Hervorragend in der Qualität aber natürlich nichts für Pinot-Trinker. Unbedingt dekantieren und zu einem guten Stück Fleisch vom Grill geniessen. Jetzt bis 2032+, 19 vvPunkte (95/100).

Idyllisch gelegen: Château de La Négly in der Nähe von Narbonne (c) Google Maps

Die Weine sind in der Schweiz bei Mövenpick erhältlich, in Deutschland findet man Château de La Négly zudem bei Lobenberg.

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