Ein Hoch auf Ehrlichkeit und Einfachheit.
Wir sind zugegebenermassen kulinarisch eher anspruchsvoll. Zwar weiss auch unser Sohn die gehobene Küche zu schätzen, doch die höchsten Feudensprünge macht er, wenn es eine einfache Pasta mit Tomatensauce gibt. So geschehen kürzlich über Mittag. Die Sauce ist simpel und in zehn Minuten zubereitet: zwei Knoblauchzehen in Olivenöl anbraten, Tomaten-Passata, einen Schluck Rotwein und etwas Bouillon dazu, das Ganze mit etwas Pfeffer und vielen, mediterranen Trockenkräutern aufpeppen und fertig. Eine solche Pasta mundet einfach wunderbar, vielleicht gerade weil sie so simpel aber ebenso ehrlich ist.
Ebenso ehrlich, authentisch und äusserst gelungen ist der Riecine Chianti Classico aus dem Jahr 2016, den ich zum Pastagericht genossen habe. Der Wein stammt von einem erst 1971 gegründeten Weingut, welches über die Jahre kontinuierlich gewachsen ist und drei unterschiedliche Eigentümer hatte. Heute gehört Riecine Svetlana Frank, die von ihrem Team bestehend aus Alessandro Campatelli (General Manager und Oenologe), Monica Mezzadri (Administration) und Elisa Gramaccioni (Verkauf) unterstützt wird. Als beratender Önologe fungiert zudem Carlo Ferrini.
2016, Riecine, Chianti Classico, Toskana (13.5% Alkohol, 100% Sangiovese. Angebaut in Gaiole in Chianti auf 450 bis 500 Meter über Meer gelegenen Parzellen mit Kalk- und Tonböden. Die rund 25 Jahre alten Rebstöcke werden biologisch kultiviert (ICEA-zertifiziert), gelesen wird manuell. Die Trauben werden zwei Mal selektioniert. Zuerst im Weinberg, danach am Sortiertisch. Die Gärung erfolgt während rund zehn Tagen in offenen Zementtanks. Anschliessend wird der Wein während 14 Monaten in gebrauchten Tonneaux und grösseren Holzfässern ausgebaut.
Leuchtendes Rubin, leicht aufgehellter Rand. Direkt nach dem Öffnen zeigt der Wein eine intensiv duftende Nase, viele schwarze Kirschen, Trockenkräuter, Nelken, Feigen und etwas angebranntes Holz, ein wunderbar komplexes und ausladendes Duftspiel. Im Auftakt weich, breitet sich dann rasch im Mund aus, zeigt Schmelz, die reife Frucht wird getragen von feinen, mässig ausgeprägten Gerbstoffen und einer sehr gut integrierten Säure, der Wein ist saftig, frisch und gut strukturiert. Aromatisch mit guter Komplexität, etwas Kirsche, reife Blutorange und eine feine Würze harmonieren bis in den angenehm langen Abgang. Schluck und weg und bitte nochmals. Der Wein bietet heute schon wundervollen Trinkspass und dürfte bis sicherlich 2022 grossen Genuss bieten. 18 vvPunkte (90/100).
Der Wein ist in der Schweiz für äusserst bescheidene Fr. 22.90 bei Weibelweine erhältlich. In Deutschland findet man ihn bei diversen Händlern, unter anderem für Euro 16.90 bei Lobenberg’s Gute Weine. In Sachen Preis-Genuss-Verhältnis kenne ich nicht viele vergleichbare Chianti Classico.
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