CasaNova Wein Pur: Pinot’s mit Finesse.
Sein Name ist Marco Casanova. Seine Philosophie: Wein Pur. Das heissst: Biodynamische Bewirtschaftung mit vollem Respekt für die Natur. Schlichte Kellerarbeit ohne Zusatzstoffe und mit minimaler Intervention. Das Ziel: verführerische, charaktervolle Weine, die ihr Terroir zur Geltung bringen.
Nach seinen Lehrjahren bei namhaften Schweizer Winzern zog Marco Casanova mit seiner Familie ins südfranzösische Narbonne. Er war mitverantwortlich für den Aufbau von Mas du Soleilla, einem mittlerweile renommierten Weingut in der Appellation La Clape im Languedoc-Roussillon. Ende 2007 kam Marco zurück in die Schweiz. Er wurde Reb- und Kellermeister bei der Cicero Weinbau AG in Zizers (GR), wo er zusammen mit dem leider viel zu früh verstorbenen Thomas Mattmann einen der schönsten Pinot-Weine der Schweiz kelterte. Den Mattmann- respektive Cicero-Weinen haben wir im Oktober 2017 mit einer kleinen Vertikaldegustation auf den Zahn gefühlt. Es war eine eindrückliche Retrospektive mit vielen sehr gelungenen Weinen, darunter auch einigen Tropfen vom Walensee.
Am Walensee liegt auch der heutige Sitz der Casanova WeinPur AG, genauer gesagt in Walenstadt (Kanton Sankt-Gallen), wo auch ein Teil des Traubengutes herkommt, das Marco für die Kelterung seiner Weine benutzt. Der andere Teil kommt von Rebflächen, die im bündnerischen Zizers liegen. Da ich die Cicero-Weine (und damit auch die Weine von Marco Casanova) immer sehr schätzte, war ich entsprechend gespannt, wie sich seine heutigen Weine präsentieren. Eines vorweg: vor allem die Pinot’s zeigen viel Finesse und bestechen durch einen nicht zu invasiven Holzeinsatz. Nachfolgend meine Eindrücke:
2017, «Seemühle» Sauvignon Blanc, CasaNova Wein Pur, Walenstadt, AOC St-Gallen: Kräftiges Gelb. Offene Nase, intensiv duftend nach reifem Pfirsich, Mango, Passionsfrucht, Heublumen und einer feinen Muskatnussnote, sehr gute Komplexität. Im Auftakt weich, dezent prickelnd, zeigt einen süssen Schmelz bei mittlerem Körper, solide Struktur, moderate, gut integrieret Säure, sehr fruchtbetont und aromatisch mit viel reifer Passionsfrucht und etwas Mango. Im Abgang würzig und mit guter Länge. Ein moderner, fruchtbetonter Sauvignon Blanc, gefällig. Jetzt bis 2021 geniessen, 17 vvPunkte (87/100)
2016, «Seemühle» Chardonnay CasaNova Wein Pur, Walenstadt, AOC St-Gallen (im Barrique ausgebaut): Kräftiges Gelb. Noch deutlich vom Holz geprägte Nase, dahinter frisch geschnittener Apfel, weisser Pfirsich und etwas Zitrusfrüchte. Im Auftakt schlank, frisch und fruchtbetont, breitet sich dann mehr und mehr aus, zeigt einen schönen Schmelz bei mittelkräftigem Körper, sehr gut strukturiert, das Holz ist auch hier deutlich wahrnehmbar doch nicht überbordend, eine knackige Frucht hält dagegen, der Wein zieht am mittleren Gaumen durch und hält eine intensive Zitrusfrucht-Aromatik bis in den langen, würzigen und dezent mineralischen Abgang durch. Druckvoll, noch jugendlich, mit Reserven. Wenn sich das Holz sauber einbindet, mit Luft nach Oben. 2019 bis 2024+ geniessen, 18+ vvPunkte (90+/100)
2015, «Seemühle» Pinot Noir CasaNova Wein Pur, Walenstadt, AOC St-Gallen (von Terrassenlagen am Walensee, im grossen Holzfass ausgebaut, 13% Alk.): Leuchtendes Rubin, leicht moussierend. Expressive, feinwürzige Nase, deutlich Cassis, rote Johannsibeeren, Trockenkräuter und frisch geerntete Haselnuss, gute bis sehr gute Komplexität. Im Auftakt fruchtbetont, schlank und frisch, mittlerer Körper, gute Struktur, saftige Säure, reifes Tannin, knackig mit Noten von Himbeeren, Johannisbeeren und Blutorangen. Im Abgang von guter Länge, endet rotfruchtig mit einer feinen, dezent herben Note. Ein ehrlicher, gradliniger Pinot mit Charakter. Jetzt bis 2023 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).
2016, «Ochsenweide» Pinot Noir CasaNova Wein Pur, Zizers AOC Graubünden (aus IP Suisse Produktion von Lagen in Zizers, im grossen Holzfass ausgebaut, 13.1% Alk): Helles Rubin, wässeriger Rand. Intensive Nase, sehr schöne Frucht, neben roten Kirschen auch Anflüge von Waldbeeren, Mandarinen und Nelken, dezent florale Noten die an Veilchen erinnern. Im Auftakt weich und schlank, mittlerer Körper, schöne Säure, fein gewobenes Tannin, die Struktur stützt die rote, süsse Frucht, etwas Weihnachtsgewürzt schwingt mit, elegant, ausgewogen und sehr langanhaltend. Ein finessenreicher Pinot der von etwas mehr Reife noch profitieren dürfte. 2019-2024+, 17.5 vvPunkte (89/100).
2015, «Fürscht» Pinot Noir CasaNova Wein Pur, Walenstadt, AOC St-Gallen (von Lagen aus Walenstadt, unter den Steilwänden der Churfirsten, 13.3% Alk): Helles Rubin, wässeriger Rand, etwas Co2. Intensive Nase, deutlich Cassis, darüber Grapefruit und Blutorangen, Kräuter und Gräser, verspielt und angenehm komplex. Im Auftakt weich, fast harmlos, breitet sich dann aus, wird vollmundiger ohne Schwere zu zeigen, wieder Cassisfrucht, dazu Himbeeren und Granatapfel, getragen von einer sehr guten Struktur, das Holz ist wunderbar eingebunden, keinerlei alkoholüberhang. Im Abgang langanhaltend, feinfruchtig, würzig und sehr elegant. Ein Pinot-Schmeichler ohne jegliche Ecken und Kanten, dabei aber nicht banal. Jetzt bis 2024 geniessen. 18 vvPunkte (90/100).
2015, «Bovel» Pinot Noir CasaNova Wein Pur, Zizers AOC Graubünden (von südwestlich ausgerichteten Schieferböden in Zizers, 13.4% Alk.): Helles Rubin, wässeriger Rand, etwas Co2. Verhaltene, noch leicht vom Holz geprägte Nase, dahinter viele rote Kirschen, Johannisbeeren, Blutorangen, Gewürze, Gräser, Trockenkräuter, wunderbar komplex und mit einer faszinierenden Tiefe. Im Auftakt gradlinig und klar, was für eine schöne Frucht, man möchte gleich schlucken, dann breitet sich der Wein aus, zeigt einen feinen Schmelz, mittlerer Körper, sehr gut strukturiert, feinstes Tannin, sehr gut integrierte Säure, das ist konzentriert aber nicht schwer, äusserst präzis, ausgewogen, trinkanimierend und frisch. Im Abgang sehr langanhaltend. Ein Finessen-Pinot par Excellence, Kompliment! 2019-2025+ geniessen, 18.5 vvPunkte (92/100).
Mein Fazit: die Handschrift des ehemaligen Mattmann-Kellermeisters ist bei den Pinots deutlich wiederzuerkennen. Der Holzeinsatz ist präzis, überlagert die Typizität der Sorte nie. Die Weine bestechen nicht durch Kraft und Dichte sondern vielmehr durch ihre grosse Finesse. Im Kontext der moderaten Preise kann ich hier nur sagen: viel pures Pinot-Vergnügen fürs Geld!
Sämtliche Weine sind direkt beim Produzenten erhältlich.
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