Weniger Bekanntes aus dem Piemont und der Toskana.
Bei meinem kurzen Streifzug durch das Sortiment von Bindella (den Bericht dazu findet man hier) fokussierte ich mich mehrheitlich auf die Nebbiolo-Gewächse. Dabei habe ich einen Wein übersehen, der es verdient hat, probiert zu werden. Im Rahmen unseres Rebschnitt-Weekends in Cuccaro Monferrato, probierten Simon Maissen und ich zusammen mit einigen anderen, weinbegeisterten Personen, den 2013er Barolo Dardi Le Rose Bussia von der Poderi Colla sowie einen weiteren Wein, den Ampeleia, ein IGT-Gewächs aus einer weniger bekannten Region unweit von Bolgheri in der Toskana.
Die Poderi Colla, ein Familienbetrieb mit langer Tradition, liegt rund 15 Autominuten südöstlich von Alba. Das Sortiment umfasst die typischen Gewächse des Piemont: Barbera, Dolcetto, Langhe Nebbiolo, Barbaresco, einige Weisse Spezialitäten und sogar einen Extra Brut Schaumwein, der aus Pinot Nero (Pinot Noir) und Nebbiolo gekeltert wird. Das Aushängeschild des Hauses ist aber eben dieser Barolo Dardi Le Rose Bussia.
2013, Barolo DOCG, Dardi Le Rose Bussia, Poderi Colla, Piemonte (100% Nebbiolo): Der «Bussia-Weinberg» liegt oberhalb von La Morra. Vergoren wird der Wein in Stahltanks, danach teils in Fässern aus slawonischer und teils in Fässern aus französischer Eiche ausgebaut.
Mittleres Rubin, schöner Glanz. Die Nase präsentiert sich direkt nach dem Öffnen jugendlich und frisch, Rosen, Veilchen, Dörrpflaumen, eingelegte, schwarze Kirschen, Hagebutten, darüber Schwarztee, sehr schöne Komplexität, verändert sich im Laufe des Abends, wird duftiger, dichter und intensiver. Der Gaumen beginnt weich, der Wein wirkt anfangs erstaunlich gut zugänglich, zeigt dann mehr und mehr markante, fein gewobene Gerbstoffe und eine saftige Säure, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, viele reife, rote Früchte, würzige Elemente, der Alkohol ist perfekt eingebunden, keinerlei Holzdominanz vorhanden. Im Abgang von herrlicher Länge, endet wunderbar harmonisch und macht Lust auf den nächsten Schluck. Ein eleganter Barolo, der schon in seiner Jugend viel Trinkspass bietet und dennoch gut reifen dürfte. Jetzt bis 2030 geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100). Erhältlich für sehr moderate CHF 43.50 bei Bindella.
Ich möchte den vvWine-Lesern auch einen zweiten Wein, den Ampeleia nicht vorenthalten. Das Weingut liegt rund 70 Kilometer südwestlich von Siena, auf halbem Weg zur Mittelmeerküste bei Follonica. Die in den «Colline Metallifere» (Metallifere Hügel) gelegenen, rund 40 Hektar grossen Rebberge liegen auf 200 bis 600 Meter über Meer und werden teils bioorganisch, teils biodynamisch kultiviert. Der Wein zeigte eindrücklich, dass dichte Frucht nicht zwingend auch plump und schwer bedeuten muss.
2014, Ampeleia, Toscana IGT, Toscana (rund 60% Cabernet Franc und 15% Sangiovese, ergänzt mit vier weiteren, autochthonen Sorten). Handlese, im Stahltank fermentiert, Ausbau für rund sechzehn Monate in Fässern aus Holz resp. Tanks aus Zement.
Offene Nase. Viele reife, eingekochte Früchte, Kirschkompott, Pflaumen, Kakao, Trockenblumen, Rosmarin, mit mehr Luft auch Rauch, krautige und balsamische Noten, sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, kraftvoll und fruchtbetont, ungemein dicht, dabei aber nicht schwer, die Gerbstoffe sind seidenweich und verleihen dem Weine eine sehr solide Struktur, eine mittlere, gut eingebundene Säure hält das Fruchtpaket angenehm frisch. Das Holz ist wahrnehmbar aber sehr gut verpackt. Im Abgang mit wunderbarer Länge, endet auf schwarze Johannisbeeren. Jetzt bis 2025 geniessen, 18 vvPunkte (91/100). Erhältlich für CHF 35.– bei Bindella.
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