Nebbiolo, ti amo!
Letzten Samstag lud Marcio Hamann zur „Wohnungs-Einweihung“.
Nach einem Wilkommensschluck de Sousa Rosé zu welchem selbstgemachte Apéro-Häppchen serviert wurden, folge ein wunderbar zubereitetes Menu. Zur Vorspeise eine Pinien/Dörrtomaten-Terrine mit Feldsalat gefolgt von einer sehr gelungene Komposition vom Roastbeef (perfekt gegart), Steinpilzrisotto, Soja/Sesam Lauch sowie glasierten Cherrytomaten. Der Apfelstrudel begeisterte nicht nur unseren Sohn und die zum gereichten Käse rundeten das Menu perfekt ab.
Ich brachte ein paar Flaschen Nebbiolo mit welche sich alle zusammen in hervorragender Verfassung zeigten. Nachfolgende meine Eindrücke zu den Weinen.
Gattinara Riserva 2005, Travaglini
Helles Rubin, Reifetöne (3). Sehr feiner, rotbeeriger Duft, dezent Veilchen, blumig-zart (5). Am Gaumen ebenfalls weich und zugänglich, die reifen Gerbstoffe bereits eingebunden, sehr filigran und mit angenehmer Säure, sehr ausgewogen (7.5). Der Abgang von mittlerer Länge, rundet das Gesamtbild ab (2). 17.5 vvPunkte (89) – jetzt bis 2020.
Barbaresco Söri-Valgande 2004, Fratelli Grasso
Helles Rubin, auch hier Reifetöne (3). Kräftiger Duft, sehr floral, Veilchen, auch ein Hauch nussige Aromen, klassisch Nebbiolo (5.5). Der Gaumen weich und bereits gut zugänglich, die Gerbstoffe gut eingebunden, wieder Veilchen und etwas Unterholz, dezent Vanille, auf den Punkt gereift (8). Ein Femininer Barbaresco mit mittlerer Länge im Abgang (2). 18.5 vvPunkte (92) – jetzt bis 2020.
Barbaresco Bricco-Spessa 2004, Fratelli Grasso
Mittleres Rubin, weniger reif als Valgrande (3). Die Nase kräftiger, maskuliner, tiefer als Valgrande, neben Blumen-Noten auch Aromen von Weihnachts-Gewürzen (Nelken) und Rauch (5.5). Am Gaumen sehr gut strukturiert, nicht besser als Valgrande aber männlicher, kräftiger ohne plump zu sein. Trotz viel Kraft ist auch Eleganz im Spiel. Deutlich jugendlicher als Valgrande, braucht aktuell 1-2h Dekantier, ist nach etwas Belüftung sehr ausgewogen (8). Mittlere Länge im Abgang (2). 18.5 vvPunkte (93) – jetzt bis 2024.
Barolo Ginestra 2004, Paolo Conterno
Dunkles Rubin (3). Die Nase erst medizinisch, holzbetont, hier ist Dekantieren ein Must. Nach 2h Luft öffnet sich der Wein und zeigt viel Tiefe (5.5). Am Gaumen samtig und doch kraftvoll, neben dezenten Barrique-Noten auch Aromen von Veilchen und Lakrizze, die Gerbstoffe gut eingebunden, sehr gut stützende Säure. Der Wein wirkt deutlich moderner und Lagengemäss noch strukturierter als die beiden sehr traditionellen, fast etwas rustikal anmutenden Barbaresci der Fratelli Grasso (8). Top Abgang (2). 19 vvPunkte (94). Jetzt bis 2024+
Barolo Monprivato 2004, Mascarello
Helles Rubin (3). Was für eine Nase, erst verhalten aber tief und nobel. Das ist Finesse pur, sehr duftig, komplex, kein Blender, ein Wein der Zeit braucht, man muss ihn erschnüffeln, doch wer sich Zeit lässt, entdeckt im floralen, rotbeerigen Johannisbeer-Bouquet mehr und mehr Würze, Blumen, getrocknetes Gras, wow… Ich liebe das (5.5). Der Gaumen ist Balance pour, feine Frucht, Gerbstoffe präsent aber Messerscharf, die Säure frisch, knackig, ein Wein mit burgundischer Finesse (8.5). Langer, extrem ausgewogener Abgang (2). 19+ vvPunkte (95+). Mit etwas mehr Reife kommt da noch mehr. Jetzt bis 2025+.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
Interessant: in der gleichen Woche den gleichen tollen Wein im Glas.
http://bona-aestimare.blogspot.ch/2015/03/nebbiolo-und-ein-spannendes-experiment.html
Danke für die schöne Degustationsnotiz – der Bricco Spessa 2004 bietet grossen Genuss.
Andreas Peter http://www.bona-aestimare.ch