Schwarz vs Thalmann: Wine Battle 2.0
So wurde es wie ein Boxkampf angekündigt und entsprechend waren meine Erwartungen an den Event: Schwitzende und blutende Männer, halbnackte Frauen mit Nummernschildern umhertänzelnd und jede Menge Mitleiden durch die ausgeteilten Schläge.
Leider entsprach das nicht ganz der Realität. Vorgefunden habe zwar zwei stattliche Kämpfer, wobei der Herr Schwarz gesundheitlich bereits angeschlagen in den Ring stieg: Es fehlte partout an Stimmgewallt. Dieser Punkt ging also ganz klar an Thalmann, welcher wie immer souverän durch den Abend manövrierte und mit etwas Fantasie ging das professionell arbeitende Service-Team auch als «Nummern-Girls & Boys» durch, wobei diese tatkräftig von wunderbaren, musikalischen Einlagen von Alexander Boldachev an der Harfe und von Alexander Kuznetsov an der Violine begleitet wurden. Ein Ohrenschmaus sondergleichen, der durchaus für Gänsehaut sorgte.
Wenn man denn also so zwei Bullen von Winemakern vor sich hat, erwartet man irgendwie auch entsprechende Weine. Schwarz wird dem IMO sehr schön gerecht. Seine Weine strotzen vor Kraft, sind laut, für meinen Gaumen aber leider allesamt zu breit. Mir persönlich fehl es auch etwas an Gradlinigkeit, was eventuell der etwas gar kühlen Ausschanktemperatur geschuldet ist. Es sind allesamt Crowd-Pleaser. Gut Weine, keine Frage.
Diametral dem gegenüber stehen die Weine vom Thalmann, die so gar nicht seinem Äusseren entsprechen, sondern mehr seinem Gemüt. Ich bin überrascht wie äusserst positiv sich die Qualität der Weine von Patrick Thalmann über die Jahre entwickelt hat. Seine Weine sind ganz klar der Pubertät entwachsen und haben meiner Meinung nach den Anschluss an die Schweizer Spitze gefunden. Hier wird Wein auf die Flaschen gezogen, der mit Eleganz und Feinheit überzeugt, ohne dabei an Kraft oder Ausdruck zu verlieren.
Ich möchte hier nicht im Einzelnen auf die ausgeschenkten Weine eingehen, denn das sprengt den Rahmen. Das Publikumsresultat der Battle aber war ein 2:2 Unentschieden. Der erste Flight war selbst nach dreimaliger Auszählung ein Pat, und die anderen vier gingen dann je zur Hälfte an die Schweiz (Flight 4 & 5) respektive Österreich (Flight 2 & 3). Soweit das offizielle Resultat.
Mein Lieblingswein des Abends möchte ich euch aber nicht vorenthalten. Es war der PMG 2015 von Patrick Thalmann. PMG bedeutet «pour ma gueule», eine Selektion der Filetstücke, bestehend aus einer kleinen Charge besonderer Barriques, die für Patrick Thalmann den typischen, burgundischen Charakter zeigen. Der Wein wird dann über 30 Monate im neuen Holz ausgebaut. Der Weinberg befindet sich am Cholfirst bei Benken und verfügt über mehrheitlich 40 bis 60jährige Reben. Meine beiden Tischnachbarn und ich haben uns gleich an der Flasche festgehalten und diese nicht mehr losgelassen. Der Wein ist elegant, hat Kraft und viel Tiefe. Und trotz des enormen und für Schweizer Verhältnisse extrem langen Ausbaus im neuen Holz, ist dies sehr gut eingebunden. Da ist fast etwas Zauberei mit im Spiel!
Fazit: Obwohl das Publikum ein Unentschieden herbeigeführt hat, ging der Abend für mich persönlich klar an Thalmann. Und zwar in allen fünf Flights. Ein technisches K.O. nach Punkten. BÄM! Er schafft es, die spannenderen Weine auf die Flasche zu ziehen. Weine, die eventuell nicht ganz jeder sofort versteht, aber in meinen Augen ganz klar die besseren Weine sind.
Und auch wenn ich mich hier bis auf mein Lebensende bei den Schwarz-Fans unbeliebt mache und vermutlich sogar Einreiseverbot in Österreich bekommen werde, würde ich Patrick empfehlen, sich für das nächste Battle eine Stufe nach Oben zu orientieren.
Zu trinken gabe es am Winebattle folgende Weine…
- Flight1
- 2018 Nr I – Cuvée Weiss (Thalmann)
- 2016 Schwarz Weiss (Schwarz)
- Flight 2
- 2016 Borstig’ Kerl weiss (Thalmann)
- 2015 Sauvignon Blanc, Schwarz (Schwarz)
- Flight 3
- 2016 Borsig’ Kerl rot, Pinot Noir (Thalmann)
- 2016 The Butcher, Pinot Noir (Schwarz)
- Flight
4
- 2015 PMG (Thalmann)
- 2016 Schwarz Rot, Magnum (Schwarz)
- Flight
5
- 2017 RED – Cuvée Rot (Thalmann)
- 2017 Schwarz Kuhvée (Schwarz)
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