Nabucco in flüssiger Form.
Giuseppe Verdi, der berühmte italienische Opernkomponist, der in Parma geboren wurde, sagte einmal zu Nabucco: «Es ist die Oper, mit der meine künstlerische Karriere wirklich beginnt. Es ist sicher, dass Nabucco unter einem glücklichen Stern geboren wurde».
Einen ebensolchen Stern musste der Nabucco-Wein bei seiner Geburt über sich gehabt haben, denn es braucht Mut, in der für seinen Lambrusco und vermutlich noch mehr für seinen Schinken bekannten Region Parma einen stillen Rotwein zu produzieren. Das Team von Monte delle Vigne, ein 40 Hektar kleines, rund 30 Km südlich von Parma gelegenes Weingut, hat sich zum Ziel gesetzt, der Weinwelt zu zeigen, dass die Region auch stille Rotweine von höchter Güte hervorbringen kann. Auf den lehm- und kalkhaltigen Böden unweit des Taro-Flusses gedeihen die Barbera-Trauben vorzüglich. Die grosse Biodiversität und ein stetiger Wind tragen zu einer natürlichen Balance zwischen Schädlingen und Nützlingen bei, so dass man hier seit einigen Jahren voll auf biologischen Anbau setzt.
Der erste Jahrgang des Nabucco war der 1992er, der ziemlich genau 150 Jahre nach der Uraufführung der gleichnamigen Oper, auf den Markt kam und heute das Aushängeschild von Monte delle Vigne ist. Der Wein war seinerzeit eine Assemblage aus 70% Barbera und 30% Merlot, hat sich über die letzten Jahre aber zu einem fast reinsortigen Barbera entwickelt, wie meine kleine Vertikale kürzlich zeigte.
Lorenzo Numanti, Weingutsleiter bei Monte delle Vigne, präsentierte mir stolz die drei Nabucco-Weine und erzählte mir in sympatisch italienisch-englischer Sprache über das Projekt. Als Hobby-Winzer im Piemont kamen mir viele Themen bekannt vor und auch die Landschaft, mit ihren zarten, rund 300 Meter hohen und von gemischter Landwirtschaft geprägten Hügeln, erinnerte mich an meine geliebte zweite Heimat, die Colline del Monferrato.
2000, Nabucco, Vino IGT Emilia Rosso, Emilia-Romagna, Italien. (70% Barbera, 30% Merlot, 100% in Barriques). Reifes Bordeauxrot. Deutlich gereifte Nase, Leder, Waldboden, Trüffel, Herbstlaub, eingemachte Pflaumen, leicht laktische Noten. Im Gaumen mit mittlerem Körper, abgeschmolzenen Tanninen, feine Säurestruktur, leicht kräuterig-medizinale Aromatik, im Abgang von mittlerer Länge. Ausgewogen, nobel gereift. Austrinken. 88 vvPunkte
2007, Nabucco, Vino IGT Emilia Rosso, Emilia-Romagna, Italien. (70% Barbera, 30% Merlot). Kräftiges Rubin. Tiefgründige Nase, rauchig, kräuterig, Minze, angekohltes Holz, Tabak, Haselnüsse, dazu eine steinig-kühle Note. Im Gaumen kräftig, mit reifer Frucht, einer feinen Säurestruktur, die Gerbstoffe markieren noch, halten die üppige Frucht in Schach, im Abgang langanhaltend, ausgewogen. Jetzt sehr schön zu trinken, mit Reserven bis 2025, 89 vvPunkte
2018, Nabucco, Vino IGT Emilia Rosso, Emilia-Romagna, Italien. (90% Barbera, 10% Merlot). Jugendliches Rubin. Noch deutlich vom Ausbau geprägt, reife, intensive Kirschfrucht, auch Pflaumen, Kräuter, etwas Vanille, Röstnoten. Im Gaumen gut strukturiert, herrliche Säure, die Barbera-Traube markiert, feinmaschiges, mildes Tannin verleiht eine gute Struktur, im Abgang von sehr guter Länge mit merklich Kirsche im Rückaroma. 2024-2034 90 vvPunkte
Was die Verkostung klar zeigte, war die angestrebte Entwicklung weg von der internationalen Sorte Merlot, hin zur lokalen Sorte Barbera, die dem Wein eine herrliche Frische verleiht. So erstaunt es mich nicht, dass der 2019er zu 100% aus Barbera bestehen wird.
Neben dem Nabucco produziert Monte delle Vigne seit 1999 auch einen Weisswein aus der lokalen Sorte Malvasia di Candia. Er heisst – weil Wein Musik ist – Callas und erinnert an die berühmte Opernsängerin Maria Callas.
In der Schweiz sind die Weine bei Globalwine erhältlich. Mehr über das Weingut erfährt man hier auf der Website von Monte delle Vigne.
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