Ornellaia 2017 «Solare».
Ein Sonnenjahr war es in der Tat, das Jahr 2017, und es wird als eines der heissesten und trockendsten Jahre in die Geschichte von Ornellaia eingehen. Die Wintertemperaturen lagen mehr als 3°C über dem langjährigen Durchschnitt, Regen gab es dafür in durchschnittlicher Menge, was den Böden eine gewisse Feuchtigkeits-Reserve gab, von der sie später noch zehren konnten. Der Austrieb der Reben begann rund zwei Wochen früher als sonst. Bereits der März war von Trockenheit und Hitze geprägt doch dann, Ende April, brachte ein Kälteeinbruch in vielen Gegenden der Toskana Frost. In Küstennähe fielen die Temperaturen glücklicherweise nicht unter Null Grad, so dass die Triebe der Ornellaia-Lagen die Kälte ohne Schaden überstanden haben. Im Mai wurde es wieder heiss und trocken und die Blüte konnte unter optimalen Bedingungen stattfinden. Auch Juli und August waren heiss und praktisch niederschlagsfrei. Die Trauben wurden sehr schnell reif und eine super frühe Ernte begann am 24. August mit dem Merlot. Ende September war dann das letzte Traubengut bereits im Keller und die Vinifikation dieses sonnenverwöhnten Jahrgangs in vollem Gange.
Auf Ornellaia wird das Traubengut in Kisten zu 15 kg manuell gelesen und zweifach selektiert, einmal vor, einmal nach dem Abbeeren. Seit 2016 erfolgt die Selektion mit Hilfe einer optischen Traubensortierung, was die Qualität nochmals merklich erhöht hat. Die Trauben werden sanft angepresst und separat nach Rebsorte und Parzelle vinifiziert. Die rund eine Woche dauernde alkoholische Gärung findet teils in Edelstahltanks, teils in Zementwannen bei Temperaturen unter 25°C statt. Dann bleibt der Wein 10 bis 15 Tage auf der Maische bevor er in zu 70% neue Barriques gefüllt wird, in denen er die malolaktische Gärung durchmacht. Nach rund 12 Monaten Ausbauzeit in den Barriques erfolgte die Assemblage der Rebsorten und Parzellen und darauffolgend die Wiederbefüllung der Barriques, in welchen die Cuvée dann weitere sechs Monate reift. Nach der Abfüllung bleibt der Wein noch einmal zwölf Monate in der Flasche, bevor er auf den Markt kommt.
2017, Ornellaia, Bolgheri DOC Superiore, Toskana, Italien (56% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot, 10% Petit Verdot, 9% Cabernet Franc). Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. In der Nase warme, reife Frucht, dunkle Kirschen, Pflaumen, Süssholz, etwas blonder Tabak, darüber ein Hauch Eukalyptus und Zedernharz. Der Gaumen ist üppig, ausladend, ein Mund voll Wein, die satte, reife Frucht wird von feinmaschigem Tannin getragen, die Säure wirkt moderat, verleiht zusätzlich Struktur, der Alkohol (die Etikette sagt 15%, vermutlich sind es in der Realität sogar 15.5%…) ist vor allem bei wärmerer Trink-Temperatur deutlich wahrnehmbar, jedoch erstaunlich gut verpackt. Reichhaltig, kuschelig weich und im Abgang von ausgesprochen guter Länge endet der Wein auf Backpflaumen, Brombeermarmelade und Weihnachtsgewürze. Ein eindrücklicher, warmer Ornellaia, klar von viel Sonne geprägt und im Stil deutlich mehr Rubens als in anderen Jahren, qualitativ aber einmal mehr hervorragend. Wer die Üppigkeit nicht scheut und einen bereits in seiner Jugend wunderbar zugänglichen Wein der Top-Klasse sucht, macht mit Ornellaia 2017 «Solare» nichts falsch. Tipp: Bei ca. 15-16 Grad servieren… Jetzt bis 2035 geniessen. 95/100 vvPunkte.
Das künstlerische Thema für den 2017er heisst passenderweise «Solare». Für die nunmehr zwölfte Edition dieses Kunst-Engagements wurden die Etiketten vom argentinischen Künstler Tomás Saraceno gestaltet. Das Künstleretikett für die 750-ml-Flaschen Ornellaia 2017 «Solare» verfügt über eine ganz besondere Eigenschaft: Es ist aus thermochromatischem Papier gefertigt und ändert seine Farbe bei der Berührung durch eine Hand. Dies soll zum Nachdenken über die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens auf den Planeten anregen. In jeder 6er OHK befindet sich eine Flasche mit speziellem Künstler-Etikett.
In einer Online-Auktion von Sotheby’s, die vom 1. bis 9. September 2020 stattgefunden hat, wurden diverse Grossflaschen des «Solare» zu teils rekordverdächtigen Preisen versteigert. Wie schon im letzten Jahr geht der Erlös dieser Auktion an das Programm «Mind’s Eye» der Solomon R. Guggenheim Foundation, das Blinden und Personen mit Sehschwäche dabei hilft, Kunst mit all ihren Sinnen zu erleben.
Der Ornellaia 2017 ist in der Schweiz bei Bindella erhältlich.
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