Die ersten 2018er Burgunder treffen ein.
Nun ist es soweit, die ersten Burgunder-Weine mit Jahrgang 2018 treffen langsam ein. Der Hitzejahrgang wird je nach Region und Winzer unterschiedlich beschrieben. Von «sensationell» (wie man seinerzeit auch bei den 2003ern ausgerufen hat) bis hin zu «schon etwas sehr warm für Pinot» war alles zu hören. Nach meinen persönlichen, eher gemischten Erfahrungen bei Fassmusterverkostungen vor Ort, wagte ich mich nun an drei «kleine Weine» aus 2018. Soviel vorweg: Das warme Jahr ist deutlich zu spüren, mit allen Vor- und Nachteilen. Früh zugänglich, fast schon kuschelig-weich in der Stilistik und mit verführerischer Fruchtigkeit bieten die Weine auch ungeübten Burgund-Trinkern sicherlich viel Trinkspass. Auf der negativen Seite würde ich die etwas mangelde Frische sehen, die meines Erachtens dem eingefleischten Burgunder-Freund mit Hang zu rotfruchtigen Pinots und schlanken Chardonnays fehlen könnte. Qualitativ aber sind alle drei probierten 2018er sehr gelungen und – nicht unwesentlich – sehr zahlbar.
2018, Bourgogne Chardonnay, Pascal Clément, Côte de Beaune, Burgund (100% Chardonnay). Kräftiges Gelb. Offene, intensive Nase nach reifer Zitrusfrucht, etwas Apfel, dazu Ananas, Lindenblüten, dazu eine steinig kühle Note, ein komplexer und schöner Duft. Der Gaumen ist ziemlich opulent, rund und cremig, mit reifer Frucht, einer moderaten, gut eingebundenen Säure, der Wein kuschelt so richtig mit der Zunge und endet auf eine feine Blütenhonignote. Perfekt als Begleiter einer würzigen Ceviche. Jung geniessen. Jetzt bis 2023+, 17.5 vvPunkte (88/100)
2018, Bourgogne Pinot Noir “Les Barrigards”, Domaine Jean-Baptiste Boudier, Côte de Beaune, Burgund (Von 40jährigen Pinotfin-Reben. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Sorte, sondern um eine Mutation des Pinot Noir). Kräftiges Rubin. Dunkelfruchtige Nase, reife, schwarze Kirschen, Brombeeren, dezent Gräser und etwas Sahne. Im Gaumen vollmundiger Auftakt, reife, ausladende Frucht, mittlerer Körper, seidige, nicht übermässig ausgeprägte Tannine und einer moderaten Säure verleihen eine gute Struktur. Im Abgang wieder dunkelfruchtig, mit weichem Schmelz und Veilchenaromen. Dieser Wein ist bereits wunderbar zugänglich und sehr «gourmande», einfach verführerisch! Jetzt bis 2025+, 17.5 vvPunkte (89/100).
2018, Auxey-Duresses 1er Cru La Chapelle, Domaine Lafouge, Côte de Beaune, Burgund (100% Pinot Noir). Mittleres Rubin. Kühle, anfangs noch verhaltene, tiefgründige Nase, dunkle Kirschen, Granatapfel, Kräuter, Pfingstrosen, mit mehr Luft auch Süssholz, Lebkuchengewürze und Blutorangen, sehr komplex. Im Gaumen kräftig, füllig, zeigt ordentlich Körper, wirkt dabei aber nicht schwerfällig sondern sehr elegant, herrliche Frucht, ein wahres Beerenkonzentrat ist das, gepuffert von einer sehr guten Säure und reifem, fein gewobenem Tannin, Struktur und Frucht sind hier perfekt aufeinander abgestimmt, das Holz ist genau richtig dosiert. Ein stoffiger Wein, dennoch ungemein ausgwogen, im Stil eher hedonistisch jedoch mit klarer Linie und einem druckvollen, langanhaltenden Finale. So kann Pinot aus einem warmen Jahr sein, bravo! Jetzt bis 2030+, 18.5 vvPunkte (92/100).
Die Weine sind bei Magnus Vinum erhältlich.
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