Casanova’s neue Jahrgänge.
Die neuen Jahrgänge von Marco Casanova sind im Verkauf! Einen kleinen Querschnitt davon konnte ich kürzlich probieren, darunter auch PIWI-Weine wie der Sauvignon Soyhières aus Malans und der Seemühle Cabernet (eine Assemblage aus Cabernet Jura und Gamaret). Aufgefallen sind mir bei den 2018er-Weinen die hohen Alkoholgrade, die den Weinen zwar Fülle verleihen, auf Finessen-Liebhaber aber etwas gar behäbig wirken könnten.
2018, Wynegg Sauvignon Soyhières (PIWI), AOC Graubünden, Malans, Casanova Wein Pur. Dunkles Gelb, wirkt optisch deutlich gereift. Angenehm komplexe Nase, Dörraprikose, Quitte, gekochter Apfel, exotische Früchte, Studentenfutter, darüber florale Aromen und Heu, ein echter Schnüffelwein. Im Gaumen füllig, mit cremiger Textur, wirkt auch hier erstaunlich reif und weit entwickelt, zeigt deutlich Alkohol, die Säure ist gut integriert, verleiht dem doch sehr opulenten Wein eine gewisse Frische. Im Abgang von guter Länge, endet auf Studentenfutter und eine leicht hitzige Note. Kräftig und eher gewöhnungsbedürftig aber von sehr guter Qualität. Diesen Wein in eine Rhone-Weiss-Degu zu schmugglen wäre ein Versuch wert. Trinken bis 2022, 17.5 vvPunkte (89/100).
2018, Seemühle Chardonnay, AOC St. Gallen, Casanova Wein Pur. Kräftiges Gelb. Die Nase zeigt Aromen von Birnen, reifem Apfel, Pfirsich, Honig und getrocknete Blumen, dazu markante, süssliche Röstnoten vom Barriqueausbau. Im Gaumen eine Wucht, ein Mund voll Wein, ausladend, opulent, mit intensiver, süsser, sehr reifer Frucht und einer gut integrierten, moderat ausgeprägten Säurestruktur, im Stil etwas gar üppig und breitschultrig um nicht zu sagen «kalifornisch», dafür auch schon wunderbar zugänglich und mit stimmiger Ausgewogenheit der Elemente. Das Holz wirkt am Gaumen gut eingebunden, im Abgang endet der Wein sehr langanhaltend auf Noten von reifen Pfirsichen. Ein Chardonnay für Leute, die kräftige Weine suchen. Jetzt bis 2025 geniessen, 18 vvPunkte (90/100).
2017, Pinot Noir «Fürscht», AOC St. Gallen, Casanova Wein Pur. Sehr helles Rubin. Die Nase ist intensiv und komplex, zeigt eine expressive Cassisfrucht, rosa Grapefruit, rote Kirschen, Kräuter, auch exotische Gewürze. Im Auftakt zugänglich und sehr weich, zeigt dann seine Zähne, ist gut strukturiert, mit einer top Säure und fein verwobenen Gerbstoffen ausgestattet, schwebt irgendwo zwischen Fülle und Frische, Frucht und Struktur hin und her, lebendig, wild und doch ausgewogen. Endet langanhaltend auf etwas Blutorangen und Himbeerkompott. Charmant, verführerisch, top ausgewogen, bravo! Jetzt bis 2024 geniessen. 18 vvPunkte (90/100).
2018, Seemühle Cabernet, AOC St. Gallen, Casanova Wein Pur (Cuvée aus Cabernet Jura und Gamaret). Kräftiges Rubin, violette Reflexe. In der Nase leicht reduktiv, verhalten, krautig, braucht etwas Luft, zeigt dann Aromen von schwarzen Kirschen, Brombeeren, eingemachten Pflaumen, Gewürzbrot, ätherischen Ölen, Leder und schwarzen Oliven. Im Auftakt straff, dicht und fruchtbetont, vollmundig, mit deutlich Fleisch am Knochen, gut strukturiert, markante Gerbstoffe, man wähnt sich hier schon fast in der Toskana. Im Abgang von mittler Länge, endet etwas hitzig auf Kirschen. Eine durchaus komplexe Kuriosität, die mit ihrer fast etwas rustikalen Art den einen oder anderen Italien-Wein-Trinker positive überraschen dürfte. Jetzt bis 2025+, 17.5 vvPunkte (89/100).
Und dann waren da noch die Petnats. Diese Weine sind so weit weg von dem, was ich unter «Wein» verstehe, dass es mir zu schwerfällt, eine seriöse Verkostungsnotiz zu erstellen. Dennoch versuche ich es, wenn auch ohne Bewertung.
Der 2019er Petnat „Pinot noir Saignée“ präsentierte sich kurz nach seiner Ankunft in einem mittleren Rosa, milchig trüb. In der Nase sehr zurückhaltend mit etwas Himbeeren aber ohne wirklich Tiefgang oder Komplexität. Im Gaumen frisch und prikelnd mit einem kurzen, leicht bitteren Finale.
Der 2019er Petnat auf Basis Seyval Blanc (PIWI) zeigte sich auch nach etwas stehender Lagerung noch leicht trüb aber schon deutlich klarer in einem hellen Helles Grüngelb. In der Nase mit einem Mix aus Kirschpflaumen und Orangen. Der Gaumen wirkt etwas wuchtiger, weniger feingliedrig als beim Pinot, mit grober Perlage und einem ebenfalls eher kurzen Abgang. Schwupp und weg…
Tja, um diese Art Getränk besser zu verstehen, müsste ich definitiv noch etwas üben. Allerdings habe entschieden, dass ich dieses Feld gerne den «Petnatfans» überlasse – einer davon ist Tobias Zehnder, der ein interessantes Sammelsurium zu diesem Thema auf Petnat.ch zusammengefasst hat.
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