Le Grand Verdus.
Das Château Le Grand Verdus liegt irgendwo im Niemandsland, rund 20 Kilometer östlich von Bordeaux, zwischen den Flüssen Garonne und Dordogne in der Region Entre-Deux-Mers. Das 1579 erbaute Herrenhaus wurde an der Stelle einer alten Burg errichtet und vom ersten bekannten Fürsten Arnaud de Bonneau bewohnt. Viele Jahrzehnte später erwarb Claude Deschamps das Schloss. Claude war unter Napoleon Architekt der Ponts de Pierre de Bordeaux und Libourne. Sein Sohn heiratete Clothilde Le Grix de la Salle, die das Anwesen ihrem Bruder Charles überliess.
Seither ist das Château im Besitze der Familie Grix de la Salle. 1947, nach dem Zweiten Weltkrieg, begann Philippe Le Grix de la Salle mit dem Anbau von Reben. Er hielt trotz mageren Zeiten und einem extremen Winterfrosts im Jahre 1956, der die Rebbestände dezimierte, durch, belieferte seinerzeit aber die Genossenschaft von Creon. Erst im Jahr 1973 verliess Philippe die Genossenschaft, um seinen eigenen Wein herzustellen. Le Grand Verdus war geboren.
1975 schloss sich der 24-jährige Antoine seinem Vater Philippe le Grix de la Salle an, nachdem er einige Monate im Napa Valley bei Robert Mondavi gelernt hatte. Heute kümmern sich drei Generationen um die Geschicke des Gutes: Philippe, sein Sohn Antoine und seine Enkel Thomas und Edouard. Die Rebberge sind mit 60% Merlot, 25% Cabernet Sauvignon und 15% Cabernet Franc bepflanzt. Die Reben werden mit viel Respekt für die Natur bearbeitet.
Die Böden sind äusserst vielfältig. In den etwas höheren Lagen, wo die Parzellen von grosszügigem Sonnenschein und einer optimalen Belüftung profitieren, dominieren lehmhaltige Kalkböden, an den Hängen selbst sind vermehrt Kieselsteine zu finden während im unteren Teil die schweren Lehmböden überhand nehmen. Diese grosse Boden-Vielfalt sowie unterschiedliche Mikroklimata und ein minutiöses Timing der Ernte (jede Parzelle wird zum optimalen Zeitpunkt gelesen) sind wichtige Bestandteile für die grosse Komplexität der Grand Verdus Weine. Während für die Basisweine eine hochmoderne Erntemaschine eingesetzt wird, werden die Trauben für die «Grande Réserve» nach alter Bordeaux-Tradition manuell gelesen und das Traubengut von Hand selektioniert.
2015, Le Grand Verdus, Grande Reserve, Château Le Grand Verdus, Bordeaux Supérieur, Frankreich (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, aus den besten Parzellen des Gutes, rund 25-30 HL pro Hektar) Mittleres Rubin, erste Reifetöne. Die Nase ist expressiv, sehr duftig, neben Rauch und Gewürzen viele dunkle Beerenaromen die an Brombeeren, Cassis und Heidelbeeren erinnern, darüber etwas Heu und getrocknete Blüten. Im Gaumen frisch, saftig mit reifer aber knackiger Frucht, leicht cremige Textur, noch markante Gerbstoffe stützen zusammen mit der gut eingebundenen Säure die Frucht, diese wirkt rotfruchtiger als die Nase vermuten lässt und bleibt im langen Abgang lange haften. Ein noch jugendlicher Bordeaux, der aber mit etwas Belüften durchaus schon antrinkbar ist. Jetzt bis 2035+. 18 vvPunkte (91/100).
2016, Le Grand Verdus, Grande Reserve, Château Le Grand Verdus, Bordeaux Supérieur, Frankreich (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc). Leuchtendes Rubin. In der Nase weniger expressiv als der 2015er, jedoch mit sehr viel Tiefe, dunkle Früchte, steinig-kühle Noten, viel Cassis, auch Holunder, schwarze Kirschen. Im Gaumen straff, konzentriert, mit einer geballten Ladung Frucht, ungemein saftige Frucht, seidenweiche, eng verwobene Gerbstoffe verleihen viel Struktur, eine fantastische Säure schwingt mit noch sehr jugendlich, ungestüm jedoch mit top Anlagen und einem aromatischen Aromapotential, das in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht. Sehr gelungen, unbedingt noch lagern. 2023-2038. 18.5 vvPunkte (92/100).
2017, Le Grand Verdus Blanc Vertige, Château Le Grand Verdus, Bordeaux Supérieur, Frankreich (70% Sémillon, 30% Sauvignon Blanc. Rund 20% des Sémillon wird im grossen Holzfass ausgebaut, der Rest im Stahltank). Helles Gelb. Intensive Nase mit Grapefruitaromen, Zitronen, Kamillenblüten, grünem Apfel sowie exotischen Früchten, zeigt eine schöne Komplexität. Der Gaumen ist schlank, sehr frisch, ungemein fruchtbetont und mit einem herrlichen Säurenerv ausgestattet, gradlinig, mit mittler Komplexität und viel Zug ausgestattet, endet der Wein in einem mittellangen Abgang auf Grapefruit und etwas Pistazie. Ein frischer und dennoch gut strukturierter Apéro-Wein, der sofort gute Stimmung macht und auch als kleines Gaumen-Reset zum Schluss des Abends taugen dürfte. Jetzt bis 2025 geniessen. 17.5 vvPunkte (89/100).
2016, Bordeaux blanc Grande Reserve, Château Le Grand Verdus, Bordeaux Supérieur, Frankreich (100% Semilion, nur 13% Alkohol, aus Trauben von über 70-Jahre alten Sémillon-Reben, nur vir Barrique-Fässer Produktion). Was für eine Nase, ausladend, intensiv, sehr würzig, nussig, mit reifer Frucht die an einen Birnen-Limetten-Mix erinnert. Im Gaumen vollmundig, reichhaltig und rund im Auftakt, eine richtige Wucht ist das, jedoch weit weg von schwerfällig oder plump, im Gegenteil, die markante Säurestruktur (ich wähne mich fast an der Loire) hält das Fruchtkonzentrat frisch, vibrierend, energiegeladen und mit einer top Balance hallt der Wein im Abgang lange nach. Kein einfacher Wein, sondern ein Charakterkopf, mit dem man sich beschäftigen muss respektive darf. Ziemlich grosses Kino zu einem sehr überschaubaran Preis. Jetzt bis 2028 geniessen. 18.5 vvPunkte (92/100).
Die Weine sind in der Schweiz bei Gerstl und in Deutschland bei Lobenberg erhältlich. Im Dezember 2019 findet man einige der Weine zudem bei Love-is-the-Answer.
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