Keine Regel ohne Ausnahme.

, ,

Hätte man mich vor dieser Verkostung gefragt, ob es einen Prosecco gibt, den ich selber trinken würde, hätte ich verneint. Für mich persönlich galt seit der Geburt meines Sohnes die strikte Regel: No Brunch, No Station Wagon, No Prosecco! Bisher fand ich diese Schaumweine, welche zu 85% aus der Sorte Glera bestehen müssen und deren zweite Gärung in der Regel im Stahltank statt wie bei Champagner/Cava/Franciacorta in der Flasche passiert, im besten Fall mittelmässig. In der trockenen Version sind bei einem Prosecco zudem bis zu 12 Gramm Restzucker erlaubt, was dazu führt, dass viele dieser populären Schaumweine für meinen persönlichen Geschmack einfach zu süss sind. Dazu verfügt ein Prosecco aufgrund seines Herstellungsverfahrens meist über eine Schaumbad-ähnliche Perlage die mehr an Tiki-Brause als an ein nobles Getränk erinnert.

So war ich dann auch skeptisch, als ich diese beiden Prosecco-Flaschen erhalten habe und ich griff im Weinkühlschrank während Tagen reflexartig zu anderen Musterflaschen…

Auf keinen Fall klebrig: Die beiden verkosteten Schaumweine von Bortolomiol (c) vvWine.ch

Irgendwann muss man aber über seinen eigenen Schatten springen und seine «No-Prosecco»-Haltung über Bord werfen. Alles andere wäre unprofessionell. Soviel vorweg: Es hat sich gelohnt, denn die beiden Prosecco von Bortolomiol präsentierten sich überraschend gut.

2018, Prior, Prosecco Superiore Brut, Valdobbiadene DOCG, Bortolomiol, Veneto, Italien (100% Glera). Blasses Gelb. Intensive, jedoch feine Perlage. In der Nase verhalten, zeigt grüne Äpfel und etwas Zitrusfrucht. Im Gaumen zart, feinfruchtig und mit leichtem Körper, die Süsse hält sich hier in verkraftbaren Grenzen und die Säure ist gut eingebunden. Der Wein zeigt am mittleren Gaumen eine etwas gar aufschäumende Perlage und endet im Abgang mittellang auf eine reife Zitrusfrucht. Ein gelungener Prosecco mit gefühlten 7-8g Restzucker. Jung und kühl geniessen, 17 vvPunkte (86/100).

Mit gefühlten 7-8g Restzucker relativ trocken: Prior von Bortolomiol (c) vvWine.ch

2017, Grande Cuvée del Fondatore, Brut, Valdobbiadene DOCG, Bortolomiol, Veneto, Italien (100% Glera, Brut Nature). Blasses Gelb, intensive aber feine Perlage. In der Nase feinduftig und mit guter Intensität, zeigt deutlich Limette, dazu auch etwas Apfel und weisse Blüten. Im Gaumen weich, zugänglich, die Frucht wirkt reif und süss, wird getragen von einer guter Säurestruktur, der Wein wirkt trocken (ich fasse es nicht!), wird am mittleren Gaumen dezent cremig und endet in einem kurzen Finale auf eine leichte, an weisse Grapefruit erinnernde Bitternote. Ein charaktervoller und erfreulich trockener Prosecco, von dem sogar ich (als bekennender Prosecco-Skeptiker) problemlos ein Glas trinken kann. Jung und kühl geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

Grande Cuvée del Fondatore, Brut, Valdobbiadene DOCG (c) vvWine.ch

Fazit: Zwei bezahlbare (ca. 15.– Franken der Prior resp. 23.– Franken die Cuvée del Fondatore) Schaumweine die erfreulich trocken und – da leg ich meine Hand ins Feuer – auf keinen Fall klebrig sind.

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.