Pinot-Duell: Schneider vs. Ciprian.

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Es war einmal mehr ein sehr anregender Abend mit interessanten, mehr oder weniger gebildeten Weinnasen, fordernden Gesprächen und einem umwerfend guten Menu, welsches vom Gastgeber hingezaubert wurde.

Dieses Mal ging es um ein kleines Pinot-Duell: Schneider vs. Ciprian, Deutschland vs. Schweiz. Baden vs. Graubünden. Kalk vs. Schiefer. Um die Übersicht zu behalten und den Weinen gegenüber so neutral wie möglich eingestellt zu sein, verkosteten wir diese vor dem ausgiebigen Essen. Wo möglich stelle ich die Jahrgangs-Paare der beiden Winzer direkt nebeneinander. Während dem anschliessenden Essen wurden die angebrochen Flaschen dann genüsslich geleert.

Von kalkhaltigen Lehmböden: Die Weine von Claus Schneider (c) vvWine.ch

Die Weine von Claus Schneider.

2014, Chardonnay *** GG, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Helles Gelb. Reduktive Nase, zeigt Tiefe und Komplexität, wirkt noch etwas verhalten, zurückhaltend mit Gräsern, Zitrusfrüchten und grünem Apfel. Im Gaumen straff, saftig und frisch, sehr schöne Frucht, hat Struktur und viel Zug, zeigt Druck aber Finesse, wirkt wild, noch ungestüm mit einer rassigen Säure und viel Würze im langen Abgang. Ein burgundisch anmutender Chardonnay der von etwas mehr Kellerreife noch profitieren dürfte. 2020-2025, 18.5 vvPunkte (92/100).

2007, Spätburguner Rotwein, Weiler Schlipf, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Helles Rubin, aufgehellter Rand. Offene, reife Nase, zeigt Noten von Rauch und Gewürzen, rote Früchte, Johannisbeere, etwas Cassis, auch Gummi. Im Gaumen weich, mittler Körper, abgeschmolzene Gerbstroffe, die Säure wirkt gut eingebunden, die Frucht ist reif aber nicht überreif. Endet angenehm lang und sehr würzig. Ein harmonischer, sehr schön gereifter Pinot der eine gewisse Wärme ausstrahlt aber nicht verkocht wirkt. Trinken bis 2023+. Austrinken, 18 vvPunkte (90/100).

2009, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Helles Rubin. Etwas moderige Nase, deutlich Gummireifen, markante Röstnoten, wirkt etwas verbrannt, zeigt mit mehr Luft ätherische Noten, dazu eingemachte Frucht, angenehm komplex. Im Gaumen dann erstaunlich frisch, mittlerer Körper, gute Struktur, die Gerbstoffe sind noch präsent, die Säure ist gut eingebunden, wirkt auch hier etwas gar warm und zeigt deutlich weniger Eleganz als der 2007er. Endet langanhaltend auf viel Räucherspeck. Mehr Kraft als Harmonie. Trinken bis 2022, 17.5 vvPunkte (88/100).

Mit Patina und toller Mineralik: Die Pinots von Schneider (c) vvWine.ch

2010, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Leuchtendes Rubin. Anfangs leicht muffige Nase, öffnet sich rasch, zeigt deutlich Mineralik, auch etwas Leder, Laub, Kräuter, dunkle und rote Frücht. Im Gaumen straff, konzentriert, mittlerer Körper, zeigt noch deutlich Gerbstoff, die Frucht ist genau richtig reif , die Säure stimmt, der Wein zeigt Energie und Charakter, dazu viel Würze und eine sehr gute Länge im Abgang. Spannend, energetisch, wild. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte (90/100).

2011, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Leuchtendes Rubin. Tiefe, noble, komplexe Nase, verspielt, mit feinen Röstnoten, dunklen Kirschen, Johannisbeeren, sehr steinig anmutend. Im Gaumen straff, dicht, opulente Furcht getragen von einer top Struktur, die Säure ist saftig, die Tannine fein gewoben, harmonisch und trotz der Opulenz sehr finessenreich. Endet ausgesprochen langanhaltend. Ein Hit. Jetzt bis 2026+, 19 vvPunkte (94/100).

2012, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Helles Rubin. Sehr feiner Duft, intensiv, würzig, rotfruchtig aber deutlich weniger tief und komplex als 2011. Im Gaumen mit feiner Textur, leichtem bis mittlerem Körper, solide Struktur, die Frucht getragen von reifen Gerbstoffen. Wird am mittleren Gaumen immer cremiger, ja fast schon und rundlich, endet dann stimmig aber etwas harmlos. Trinken bis 2023+, 17.5 vvPunkte (88/100).

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2014, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Leuchtendes Rubin, heller Rand. Sehr schöne Nase, ein Mix aus reifer Kirsche, Johannisbeere und Gebäck, dazu leicht laktische Noten. Im Gaumen straff, saftig und frisch, die Frucht wird von einer guten Säure getragen, die Gerbstoffe sin von mittlerer Intensität, lebhaft, ausgewogen und frisch, mit Charakter und durchaus Eleganz. Gute Länge, endet würzig, krautig, frisch. Nicht besser, aber anders als der 2014er Pinot Noir Ciprian. Jetzt bis 2024+, 17.5 vvPunkte (89/100).

2015, Weiler Schlipf Pinot Noir, Weingut Claus Schneider, Weil am Rhein, Baden, Deutschland. Mittleres Rubin, schöner Glanz. Wow, was für eine Nase, tief, rauchig, würzig, komplex, Kräuter, Gräser, reife Kirschen, Johannisbeeren, ausgezeichnete Mineralik. Im Gaumen straff, saftig, knackig, zeigt Opulenz und Dichte, dabei aber auch viel Finesse. Trotz der Reife ist hier viel Frische mit im Spiel, ungemein kompakt, top stukturiert und mit herrlich feinen Tanninen ausgestattet endet dieser Wein sehr langanhaltend auf rote Früchte und eine steinige Note. Hervorragend! 19 vvPunkte (94/100).

Die Ciprian-Weine.

2016, Chardonnay, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Helles Gelb. Offene, leicht laktische Nase, zeigt weissen Pfirsich, darunter eine kühle, steinige Note und dezent weisse Blüten. Im Gaumen weicher Auftakt, feine, leicht cremige Textur, mittlerer Körper, gute Struktur, milde Säure, das Holz perfekt eingebunden, endet angenehm lang und sehr elegant auf Pfrisich und etwas milder Apfel. Jetzt bis 2025, 18 vvPunkte (90/100).

Von Schieferböden am Fusse des Ciprian: Die Ciprian Pinot Noir-Weine (c) vvWine.ch

2010, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Helles Rubin. Sehr offene Nase, duftig, deutlich Cassis und Blutorangen, etwas Erdbeere, auch getrocknete Kräuter und eine feine, rauchige Note, spannend. Im Gaumen weicher Auftakt, leichter bis mittlerer Körper, schlank aber mit guter Struktur, eine herrliche Säure stützt und hält frisch, der Wein wirkt straff und ist im Abgang feinwürzig und angenehm lang. Jetzt bis 2025, 18 vvPunkte (90/100).

2011, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Sehr helles Rubin. Expressive Nase, wirkt warm, rotfruchtig, feinwürzig, zeigt Rauch, Speck, getrocknete Kräuter. Im Gaumen mit Schmelz und Fülle, sehr feine Textur, die Gerbstoffe sind bereits wunderbar eingebunden, die Säure wirkt eher mild. Aromatisch im Abgang sehr lang, endet auf Blutorangen und reife Erdbeeren. Jetzt bis 2024+, 18 (91/100).

2012, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Helles Rubin. Intensive Nase, zeigt Spannung, Tiefe, Würze, eine reife Frucht, krautige Noten, etwas Bratensauce, auch hier Blutorangen. Im Gaumen ein Mix aus Frische und Reife, da ist Kraft und Finesse, der Wein wirkt einerseits dicht und rund, dann aber auch straff, wild und spannungsvoll, die Struktur ist sehr solide, im Abgang zeigt er sich harmonisch mit guter Länge, endet auf reife Erdbeere. Trinken bis 2022+, 17.5 vvPunkte (89/100).

Nach der Verkostung: Gemütliches Austrinken mit kulinarischer Begleitung (c) vvWine.ch

2013, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Leuchtendes Rubin. Intensive Nase, sehr ausladend, herrliche Pinot-Frucht, wunderbare Würze, feine florale Töne, auch etwas Rauch, Blutorange, Kräuterspeck, sehr komplex. Der Gaumen ist reichhaltig, mild und rund, sehr opulent, die Frucht überbordet, wird gestützt von reifen Tanninen und einer guten Säure. Sehr lebhaft, mit schönem Spannungsbogen und einer grossen Ausgewogenheit im wunderbar langen, süssfruchtigen Abgang. Ein eindrücklicher Wein der jetzt so richtig gut performt. Trinken bis 2025. 18.5 vvPunkte (92/100).

2014, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Leuchtendes Rubin. Verhaltene Nase, zeigt Tiefe und einen Mix aus dunklen und roten Beeren, dazu krätuerige Düfte, eine feine Röstnote, sehr Pinot. Im Gaumen weich und rund, bereits gut zugänglich, mit leichtem Körper aber guter Struktur, feine, nicht sonderlich stark ausgeprägte Gerbstoffe, lebhafte Säure, aromatisch nicht komplex aber in sich ausgewogen und mit einer charmanten Würze im Abgang. Ein gelungener 2014er. Jetzt bis 2023+, 17.5 vvPunkte (89/100).

2015, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Leuchtendes Rubin. Intensive Nase, herrlich fruchtig, zeigt deutlich Blutorangen, dazu Cassis, expressiv, feinwürzig und mit floralen Noten, sehr komplex. Im Gaumen weich, rund, reif und fast etwas harmlos wirkend, zeigt einen mittleren Körper, solide Struktur, wunderbare Frucht, wirkt aber harmloser, braver als der daneben stehende Pinot von Schneider. Im Abgang langanhaltend, mit opulenter, reifer Frucht und schöner Frische. 2020-2027+, 18 vvPunkte (91/100).

Sehr gelungener 2014er von Ciprian (c) vvWine.ch

2016, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Helles, strahlendes Rubin. In der Nase noch verschlossen, zeig viel Tiefe, rauchige noten, dunkle und rote Beeren, auch florale Töne, deutet eine wunderbare Komplexität an. Im Gaumen straff, mit ungemein saftiger Frucht, getragen von einer top Säure und feinsten Gerbstoffen, klar, präzise, strukturiert und mit einem perfekten Mix aus Opulenz und Eleganz, die wunderbar saftige Himbeerfrucht wirt vom top eingebundenen Holz komplettiert. Endet langanhaltend und frisch. Was für ein saftiges, klares, reines und lebhaftes Fruchtpaket, grossartig! Ein Hit. 2021-2030+, 18.5 vvPunkte (93/100).

2017, Pinot Noir, Ciprian, Zizers, Graubünden, Schweiz. Helles Rubin, wässeriger Rand. In der Nase sehr opulent, wirkt warm, reif, zeigt gekochte Erdbeeren, etwas Cassis, dezent Holz. Im Gaumen bereits zugänglich und mit süsser Frucht, auch hier rund, warm und weich, da fehlt mir aktuell die Spannung, die Frische, der Wein zeigt mehr Üppigkeit als Finesse. Endet angenehm lang aber ohne viel Tiefgang. Lässt mich nach dem fantastischen 2016er etwas ratlos zurück. Bei nächster Gelegenheit nachverkosten. Jetzt bis 2027+ (?), 17.5 vvPunkte (89/100).

Fazit: Die direkten Jahrgangs-Duelle gingen mit Zwei zu Eins an Schneider. Auch beim Weisswein schlug Schneider mit seinem 2014er Chardonnay den 2016er von Ciprian. Wenn man den Notenschnitt der Wein aber betrachtet, dann liegt Schneider mit 90.6 Punkten nur knapp vor Ciprian mit 90.4 Punkten – dem wunderbaren 2016er von Ciprian sei Dank!

Danke an dieser Stelle auch Roger Umbricht, der einmal mehr bewiesen hat, dass er ein wahres Kochtalent und ein wunderbarer Gastgeber ist.

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