Diving into the fucking Hamptons.

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Bei mir ums Eck hat es einen Denner. Nein, keinen schnöden Denner, sondern eine sogenannte «Fine Wine» Filiale. Ein Ort also, wo es nebst den ganzen Primitivos eben auch mal so Bordoo-Kisten rumstehen hat, oder sonst mal etwas vom Mehrbesseren. Ja und ab und an streune ich in diesen Denner und schleiche total unauffällig um die Weingestelle rum. Natürlich nur dort, wo jeweils das «etwas Mehrbessere» steht (sollte da wieder mal Louis Roederer für 29.- Fränkli stehen, will man das ja nicht verpassen).

Anyway – ich schleich mich da also rum, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, so dass mich ja niemand erkennt und damit kommen wir auch schon zum zweiten, absoluten No-Go unter den sogenannten Weinexperten: Das ist das Rosé trinken (das erste No-Go ist, in einen Denner zu gehen um dort Wein zu kaufen). Item – ich liebe ja Rosé. Ja ich find das ein supergeiles Getränk und könnte je nach Erzeuger auch gerne gleich drin baden. Es ist wie mit dem Löffel essen. Es ziemt sich zwar nicht, aber es schmeckt eben besser.

Und was entdecke ich da im Gestell? Ein paar Flaschen «Diving into Hampton Water» Rosé 2018. Noch nie von gehört. Das Etikett sieht aber irgendwie noch gut aus. Da weiss also einer, dass 90% aller Menschen ihren Wein kaufen, weil ihnen die Etikette gefällt, oder auch nicht. Item, dann der Preis: 19.95 statt halt etwas mehr…. Läck Bobi, dass schon ne Hausnummer für Rosé UND Denner im Kombi. Es muss also schon was Besonderes sein. Doch meine treue Weinpreis-Informationsquelle, die ich sonst so zur Hand habe, ist im Auto liegen geblieben, und so kann ich nicht wiederstehen: Ab in den Kühlschrank damit.

v.l: Jon Bon Jovi, Gérard Bertrand und Bon Jovi Sohn Jesse Bongiovi (c) @hamptonwater

So und jetzt kommt’s und ich schwör, ich habe das vorher nicht gewusst. Denn hätte ich das, hätte ich einen Bogen drum gemacht wie der Teufel ums Weihwasser – Pfadfinderehrenwort!

Wie sich also beim Guugeln herausstellt, ist das Wässerchen da nicht von irgendwem, sondern von fucking Jon Bon Jovi, seinem Spross und dem Winzer Gérard Bertrand. Also nach Brangelina und ihrem «Miraval» ein weiterer «Promi-Rosé» der mir unter die Finger kommt. Soweit so gut und ich will jetzt nicht darüber sprechen, ob die Daseinsberechtigung solcher Weine überhaupt existiert. Aber wenn Sie nur wüssten wie sehr ich Bon Jovi hasse! Denn dazumal, ich war gerade 15 Jahre alt, hatte ich eine Freundin und die war so ein richtig grosser JBJ Fan. Ne schlimme Zeit war das für mich – das können Sie mir glauben!

Anyway: lch sitze nun also da und trinke das Ergebnis einer sogenannten «Schnapsidee» der Familie Bon Jovi und trotz allen Vorurteilen und mittlerweile auch ein paar Erinnerungskrämpfen muss ich gestehen, dass das Rosé gar nicht so schlecht ist. Ganz im Gegenteil, das Zeugs ist richtig gut! Das liegt dann wohl auch weniger an fucking JBJ als eher am Star Winzer Gérard Bertrand, dem nicht weniger als elf Weingüter, allesamt in den schönsten Anbaugebieten des Languedoc-Roussillon, im Süden Frankreichs gehören.

Jon Bon Jovi (Mitte, mit Schnorchel) vor seinem fucking Hampton Water (c) Philipp Uehlinger

Ja und wie schmeckt denn nun dieser Rosé? In der Nase rieche ich erst etwas Kaugummi – so diese Fruchtgummis, Kinderzeugs, aber angenehm. Am Gaumen dann saftig, feinfruchtig, mineralisch, ja sogar finessenreich und elegant. Da ist ein feiner Schmelz und das Ding ist richtig süffig (der Fachmann spricht dann von «hat Zug» oder von gutem «Trinkfluss»), animierend und für einen Rosé erstaunlich lang im Abgang. Ich wage sogar zu behaupten, dass der 18er noch Potential hat.

Habe ich schon erwähnt, dass ich JBJ hasse? Und ich hasse ihn jetzt noch viel mehr. Denn der macht nicht nur furchtbar schreckliche Musik, sondern auch noch furchtbar schrecklich guten Rosé, der auch noch biodynamisch produziert wird. Und so stecke ich nun in der Zwickmühle.

Ich habe aber nach reiflicher Überlegung und einem tiefen Blick auf den Flaschenboden entschieden, dass jegliche Erwähnungen über JBJ und dessen Tonträger weiterhin absolutes Hausverbot haben. Sollte aber jemand eine Flasche (oder noch besser eine Kiste) von diesem fucking Hampton Water mitbringen wollen, ist er jederzeit herzlich eingeladen. #iloverosé

2 Kommentare
  1. juttaemma
    juttaemma says:

    Also mir geht es da wie dem Philipp, ich mag den Wein aber nicht den JBJ
    ich würde ja gerne eine Kiste mitbringen, aber im Denner gibt es den grade nicht mehr, also bei mir nicht… 😉

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