Kraftvolles aus Spanien.
Wer mich kennt, der weiss, dass ich mit „Fruchtbomben“ wenig anfangen kann. Wer mich kennt, der weiss aber auch, dass ich die Qualität von Weinen auch dann fair einschätzen kann, wenn sie stilistisch nicht auf meiner Seite liegen. So geschehen, mit den drei kürzlich verkosteten Weinen von der iberischen Halbinsel.
Er ist einer der jungen Shootingstars Spaniens und heisst Fernando Mora. Seine ersten Weine hat der frischgebackene Master of Wine zu Hause bei sich in Saragossa in der Badewanne gekeltert. Als diese nicht nur trinkbar, sondern sogar schön zu trinken waren, beschloss er, sich eigene Reben zu kaufen. Weit weg von jeglicher Zivilisation ist er heute Besitzer von unterschiedlichen Parzellen welche mit Garnacha (Grenache), Garnacha Blanca (Grenache Blanc), Macabeo und Viognier bepflanzt sind. Sämtliche Stöcke sind mindestens 45 Jahre alt, gewisse sogar über 100-jährig.
2016, Botijo Blanco, Frontonio, Valdejalón IGP (100% Garnacha Blanca)
Mittleres Gelb, aufgehellter Rand. Anfangs verhaltene Nase, braucht etwas Luft, um sich zu öffnen, zeigt dann Aromen von weissen Blüten, mehligem Apfel, Limetten und Pfirsich. Im Auftakt fruchtbetont und kräftig, zeigt einiges an Schmelz, saftige Säure, aromatisch mit Noten von reifen, weissen Pfirsichen und etwas Ananas. Im Abgang von solider Länge, endet fruchtbetont und angenehm frisch. Ein unkomplizierter Weisswein, ideal zu Fisch und Meeresfrüchten. Jetzt bis 2022 geniessen, 17 vvPunkte (86/100)
2015, As Ladieras, Cuevas de Arom, Campo de Borja DO (100% Garnacha)
Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Die Nase ist fruchtbetont, expressiv, viele Erdbeeren, Brombeeren, schwarze Kirschen, getrocknete Kräuter, etwas Mokka, gute Komplexität. Weicher, runder Auftakt, mittlerer bis kräftiger Körper, rote und dunkle Beeren geben sich die Hand, dazu eine feine Würze, das Fruchtbündel wird getragen von feinsten Gerbstoffen und einer gut integrierten Säure, die 14.5% Alkohol sind gut eingebunden. Im Abgang von mittlerer Länge, endet feinwürzig und rotfruchtig. Ein kräftiger, eigenständiger Spanier, ab sofort bis 2024 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100)
2015, Os Cantals, Cuevas de Arom, Campo de Borja DO (100% Garnacha)
Kräftiges Rubin, violette Reflexe. Offene, sehr intensive Nase nach Erdbeer-Marmelade, Kirschkompott, darüber Rauch, Tabak, Lakrizze, Zedernholz und Schwarztee, sehr gute Komplexität. Enorm kraftvoller Auftakt, ein Mund voll Wein, kräftiger Körper, dicht und konzentriert, ungemein opulent, da ist ein ganzer Korb voll von reifen, roten und dunklen Beeren, markante, ausgesprochen feine Gerbstoffe und eine perfekt integrierte Säure verleihen die nötige Struktur, trotz hoher Konzentration zeigt der Wein Eleganz. Die 15% Alkohol sind deutlich wahrnehmbar doch erstaunlich gut verpackt. Langer, würziger Abgang, endet auf reife Brombeeren. Ein kleines Weinmonument und definitiv etwas für Leute, die mit Kraft und Frucht umgehen können. Macht jetzt Spass, kann aber reifen. Jetzt bis 2032+ geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100)
Nein, meine Weine sind es nicht. Doch das heisst nicht, dass man die Weine von Fernando Mora nicht probieren sollte, im Gegenteil. Die Frucht-Konzentration seiner Garnacha-Interpretation ist eindrücklich, sowohl beim „kleinen As Ladieras“ als auch beim „grossen Os Cantals“, die Qualität der Tannine ist ohne jeden Zweifel hervorragend. Wer trotz Konzentration die Eleganz erkennen kann, dürfte mit diesen Weinen durchaus seinen Spass haben.
Die Weine sind bei Gerstl erhältlich.
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