Ein Kurzbesuch bei Domaine Muré in Rouffach.

Clos Saint Landelin (Grand Cru Vorbourg), (c) Domaine Muré

Ein guter Weinfreund machte mich auf die Domaine Muré in Rouffach aufmerksam. Dieser Familienbetrieb kultiviert rund 25 Hektar Reben und keltert daraus verschiedenste Elsässer Weine – vom Crémant d’Alsace über Pinot Noir, Riesling, Sylvaner, Muscat, Pinot Gris bis hin zum Gewürztraminer, vom trockenen Crémant Extra brut mit lediglich 2 Gramm Dosage bis hin zu Grain Nobles Süssweinen auf Basis von Pinot Gris, Riesling, Muscat und Gewürztraminer.

Die bedeutendste Lage der Domaine Muré heisst „Clos Saint Landelin„. Es ist eine rund 12 Hektar grosse, sehr südlich exponierte Sub-Parzelle des Grand Cru Vorbourg welche in vielen Jahren dank ihrer speziellen Exposition wunderbare, qualitativ ausgezeichnete Vendage Tardives hervorbringt.

Das Terroir des „Clos Saint Landelin“ besteht aus mehrheitlich stark eisenhaltigen Lössböden, was den Weinen ihre ganz spezielle Mineralik verleiht. Weiter südwestlich, verändern sich die Böden des Grand Cru Vorbourg dann, sie werden sandiger und ergeben entsprechend etwas weichere Weine.

Die Lagen der Domaine Muré, Clos Saint Landelin (Grand Cru Vorbourg), Zinnkoepflé (c) vvWine.ch, Simon Maissen

Aus Zeitgründen verkosteten wir auf dem Familienbetrieb lediglich die Schaum-, Weiss- und Rotweine, nicht aber die Vendage Tardive und Grain Noble Weine, was wir sehr gerne bei einem nächsten Besuch nachholen werden.

Domaine Muré, Crémant d’Alsace und Crémant d’Alsace Grand Millésime 2011 (c) vvWine.ch, Simon Maissen

Die Schaumweine.

n/a, Dom. Muré, Crémant d’Alsace Cuvée Prestige, Rouffach: Helles Gelb, feine Perlage. In der Nase Apfel, Mirabelle, dezent weisse Blüten, gute Komplexität. Der Gaumen beginnt saftig, wieder Noten von Apfel, auch leicht nussige Komponenten, dezent Mirabelle, die Säure gut eingebunden, schöne Länge im Abgang, endet saftig und sehr stimmig auf reifen Apfel. Jetzt bis 2019, 17 vvPunkte, (87/100)

2011, Dom. Muré, Crémant d’Alsace Grand Millésime, Rouffach: Helles Gelb, sehr feine Perlage. Die Nase expressiv, wunderbar duftig, weisse Blüten, grüner Apfel, Rosen, komplex und verspielt sich ständig verändernd. Am Gaumen straff, sehr gradlinig, wunderbar saftige Säure, wieder frischer, knackiger, grüner Apfel, dezent auch Anflüge von Honig sowie Tannenschössli. Der Wein hat eine wunderbare Frische, prickelt fein auf der Zunge und zeigt auch eine ganz leichte Bitternote am mittleren Gaumen. Im Abgang leicht salzig und mit wunderbarer Länge. Ein sehr schöner Crémant der sich auch vor einem guten Champagner nicht verstecken muss. Jetzt bis 2022 18 vvPunkte, (90/100)

Domaine Muré, 2014er Pinot Noir Côte de Rouffach, „V“ und Clos Saint Landelin 2014 (c) vvWine.ch, Simon Maissen

Die Rotweine auf Basis Pinot Noir.

2014, Dom. Muré, Pinot Noir Côte de Rouffach, Rouffach: Helles Granat schöner Glanz, am Rand fast transparent. Expressive, sehr würzig duftenende Nase, da sind Aromen von roten Kirschen, Himbeeren, getrockneten Blumen, Sanddorn, auch krautige Noten, gute Komplexität. Am Gaumen schlank und frisch im Auftakt, rotfruchtige Aromen, einiges an Schmelz, eher leichter Körper, saftige Frucht. Komplex ohne zu überfordern. Im Abgang sehr stimmig, endet auf Noten von Blutorangen. Jetzt bis 2022. 17 vvPunkte, (87/100)

2014, Dom. Muré, Pinot Noir „V“, Rouffach: Helles Granat mit aufgehelltem Rand. Intensive Nase, angenehm tief, sehr fruchtbetont, reife Himbeeren, Granatapfel, Anflüge von Rauch, dezent florale Noten, gute Komplexität. Am Gaumen wieder rotfruchtige Aromen, dazu konzentrierter Granatapfel, wunderbar saftig und präzis, hier ist Schmelz und sehr viel Frische im Spiel, leichter bis mittlerer Körper, sehr gute Komplexität. Unglaublich knackig und saftig, im Abgang von sehr schöner Länge. Ein wunderbarer Pinot der früh Spass macht und doch gut reifen dürfte. 2016-2024, 18 vvPunkte, (90/100)

2014, Dom. Muré, Pinot Noir „Clos Saint Landelin“, Rouffach: Helles Granatrot, aufgehellter Rand. Die Nase ist nobel, tief, würzig, da sind einerseits rotfruchtige Aromen, wieder Granatapfel, rote Johannisbeeren, dann aber auch erdige Töne, Leder, Torf, feuchtes Laub, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen weich im Auftakt, dann breitet sich die Frucht aus, einiges an Dichte, deutlich Fleisch am Knochen, Aromen von roten Kirschen, Blutorangen, feinwürzig untermalt, sehr verspielt, saftig, frisch. Mittlerer Körper, feine, reife Gerbstoffe, sehr gut eingebundene Säure. Im Abgang mit sehr guter Länge, wow! Ein eindrücklicher Pinot mit Charakter und gutem Lagerpotential. Bravo! 2016-2026, 18.5 vvPunkte, (92/100)

Domaine Muré, 2013 Riesling Clos Saint Landelin, 2014 Sylvaner Cuvée Oscar (c) vvWine.ch, Simon Maissen

Die Weissweine.

2013, Dom. Muré, Riesling „Clos Saint Landelin“, Rouffach: Mittleres Gelb, schöner Glanz. Die Nase intensiv, Quitte, Zitrusaromen, rosa Grapefruit, dezent Apfel, Honig, verspielt, hedonistisch aber nicht breit, sehr sehr schöne Komplexität. Am Gaumen fruchtbetont, saftig, sehr knackig beginnend, da ist eine konzentrierte Zitrusfrucht, dazu wieder Quitten. Der Wein hat eine gute Struktur, die Frucht wird durch eine feine Säure gestützt, eher mittelkräftiger Körper, sehr schöne Ausgewogenheit, das macht Spass, ist saftig, und endet langanhaltend auf eine leicht salzige Note. Ein wunderbarer, sehr mineralischer Riesling. 2016-2026, 18.5 vvPunkte, (92/100)

2013, Dom. Muré, Sylvaner „Clos Saint Landelin“, Rouffach: Kräftiges Gelb, jugendlicher Glanz. Sehr kräftige Nase, Quitten, getrocknete Aprikosen, nussige Aromen, einladend, und mit guter Komplexität. Am Gaumen süsslicher Auftakt, wieder Quitten, Aprikosen, saftige Säure doch auch hier wieder deutlich Süsse, diese dominiert hier etwas zu stark für meinen Geschmack. Im Abgang kräftig, mit viel Schmelz und guter Länge. 2016-2022, 17.5 vvPunkte, (88/100)

Dom. Muré, Pinot Gris Côte de Rouffach 2013, Lutzeltal 2014, Clos Saint Landelin, 2013 (c) vvWine.ch, Simon Maissen

Die Weissweine auf Basis Pinot Gris.

2013, Dom. Muré, Pinot Gris „Côte de Rouffach“, Rouffach: Mittleres Gelb, schöner Glanz. Verhaltene Nase, Zitrusfrüchte, Bergamotte, Gräser, dezent Rauch, gute Komplexität. Am Gaumen saftig, straff beginnend, wieder Aromen von Bergamotte, sehr knackige Frucht die von einer feinen Säure getragen wird, ausgewogen, mittelkräftig, stimmig und mit angenehmem Abgang. 2016-2020, 17 vvPunkte, (86/100)

2014, Dom. Muré, Pinot Gris „Lutzeltal„, Rouffach: Mittleres Gelb, schöner Glanz. Intensive Nase, tief, rauchig, aufgeschnittene, reife Zitronen, Quitten, auch mineralische Noten, gute Komplexität. Am Gaumen rund und weich, da ist eine sehr satte Frucht, der Wein wirkt fast etwas mollig und süsslich, doch die Säure hält die Fruchtsüsse gut im Schach, gute Komplexität, die Balance vorzüglich. Im Abgang von angenehmer Länge. 2016-2022, 17.5 vvPunkte, (89/100)

2013, Dom. Muré, Pinot Gris „Clos Saint Landelin“, Rouffach: Mittleres Gelb, jugendlicher Glanz. Tiefe, komplexe Nase, rauchig, mineralisch, Bergamotte, Quitte, sehr würzig, und mit wunderbarer Komplexität. Am Gaumen beginnt der Wein relativ breit und weich, reichhaltig, süssliche Frucht, da ist sehr viel Schmelz im Spiel, die Säure hält dagegen, doch dürfte diese für meinen Geschmack noch einen Tick ausgeprägter sein. Trotzdem, dieser Wein ist sehr komplex und hat einen wunderbar langen Abgang. 2016-2024, 17.5 vvPunkte, (89/100)

Dieser Kurzbesuch auf der Domaine Muré hat mir gezeigt, dass es im Elsass neben dem breiten, vollmundigen Stil auch durchaus Weine gibt, die schlank, frisch und elegant aufspielen können Der Riesling Clos Saint Landelin und auch die Pinot Noir Weine zeigten sich wunderbar frisch und ausgewogen. Die Schaumweine – vor allem der Millésime – sind eine preiswerte Alternative zu Champaganer und die Pinot Gris dürften dank ihrer vollen, fast etwas molligen Art eine Käseplatte wunderbar begleiten.

Ich freue mich auf einen weiteren Besuch auf diesem Familien-Weingut, bei welchem ich die Vendage Tardive und Grain Noble Weine verkosten möchte.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch

2. Mai 2016/0 Kommentare/von adrian.vanvelsen