Fassproben 2009 und mehr bei Peter Wegelin
Ende Februar 2010 durfte ich zusammen mit Peter Wegelin seinen vielverspechenden Jahrgang 2009 in Malans degustieren. Nachfolgend meine Eindrücke.
Riesling X Sylvaner (Fassmuster – 2009)
Helles Gelb, leicht grünliche Reflexe.
Frische Nase, Blumen, Heu, Grapefruit und andere Zitrusfrüchte, deutliche Gletscherzältli-Note, etwas Zitronen-Thymian, grüner Apfel.
Süsslicher, runder, voller Auftakt. Sehr schöne, nicht zu dominante Säure, am mittleren Gaumen Mandeln, Bergamotte, herbe Kräuter.
Mittellanger, sehr stimmiger Abgang.
Sehr erfrischender und dank dem nicht gemachten BSA so ganz und gar nicht plumper RxS. Macht enorm Spass.
16 vvpunkte. Bis 2013.
Sauvignon Blanc (Fassmuster – 2009)
Blassgelb, leicht grünliche Reflexe.
Sauvignon-Blanc-typisches Bouquet. Stachelbeere, Litschi, Blond-Orange, sehr frisch und anregend, wirkt nicht ganz so modern und gemacht wie der 2008er.
Am Gaumen wieder die typische, frisch-fruchtige Sauvignon-Armoatik, gute Säure, etwas Zitrusfrucht, eine mineralisch Herbe die an einen Loire-Wein erinnert, tänzerisch, sehr präzise Frucht, ganz feine Bitternote.
Im Abgang dann fast schon eine feurig-scharfe Note, sehr stimmig und lang.
Ein hervorragender Sauvignon Blanc der es mit einigen etablierten Gewächsen dieser Sorte aufnehmen kann. Perfekt für Apéro und anschliessende Salat-Vorspeise. 16.5 vvpunkte. Herbst 2010 bis 2013+.
Weissburgunder (Fassmuster – 2009)
Mittleres Gelbgold, leicht aufgehellter Rand.
Etwas reduktive aber auf den zweiten Riecher sehr komplexe Nase, laktische Note, weisse Birne, Melone, feine Barriquearomen aber nicht zu dominant – zur Zeit recht zurückhaltend aber vielversprechend.
Am Gaumen ein Kraftbündel, sehr präsentes Holz, schöne Fruchtsüsse, gute Säure, am mittleren Gaumen fast schon fette Frucht, ein Kuchen mit weissen Johannisbeeren und viel Vanille-Puder dekoriert, einfach lecker.
Harmonischer, runder, Abgang, vielleicht eine Spur zu alkoholisch.
Wer kräftige, gut strukturierte Weissweine mag, die verführen ist hier richtig. 16 vvpunkte. 2011 bis 2013.
Chardonnay (Fassmuster – 2009)
Kräftiges Gelbgold.
Würzig-süssliche Nase, erinnert an Honig, leicht buttrig, dazu etwas Gletscherzältli.
Kräftiger Gaumen, aufgrund des frühen Degustations-Zeitpunktes noch deutlich Kohlensäure. Am mittleren Gaumen fette Frucht, „vanillig“, angenehme Säure.
Mittellanger Abgang.
E ein gut strukturierter Wein. Noch sehr jung aber mit sehr guten Anlagen…
15.5+ vvpunkte. 2011 bis 2014.
Scalisse (2008).
Eindrückliche Nase, wirkt fett, erinnert an einen modern vinifizierten Chardonnay.
Am Gaumen stimmig, gute runde Frucht, feine Säure, ein Hauch Kräuter, etwas Vanille und Mirabellen.
Im Abgang eher kurz, etwas zu wenig Tiefe.
Sehr gefällig, sehr trinkig.
15 vvpunkte. Jetzt bis 2012.
Pinot Gris (Fassmuster – 2009)
Kräftige Nase, Akazienblüten, Butter, Honig, reife Frucht, etwas Rauch.
Runder, weicher Auftakt, gute Struktur, verführerische Fruchtsüsse, dann wieder eine rauchig-schweflige Note, geräucherter Speck, sehr stimmige Säure – ein sympathisches „Mönsterchen“.
Langer, schwerer, fleischiger Abgang. Die 14 vol % Alkohol spürbar aber nicht zu dominant.
Ein Bodybuilder-Wein, etwas auf Kosten der Eleganz. Dafür kann er es mit einem hellen Fleisch an cremiger Sauce aufnehmen. 15.5 vvpunkte
Pinot Noir (Fassmuster – 2009)
Helles Granatrot. Noch leicht trüb.
Extrem reduktive Nase. Aktuell nicht wirklich beurteilbar. Eine schöne, rote Beerenfrucht kämpft sich durch.
Am Gaumen zeigt der Wein viel Kraft, stützende Säure, solide Gerbstoffstruktur, etwas Erdbeeren, dazu Blutorange frische, würzige Noten, Johannisbeeren und Pfeffer und dieser wunderbare Duft von heissen, steinigen Granit-Platten – wow!
Wenn das der Basiswein ist, was kommt wohl bei den „grossen“ Pinots?
16 vvpunkte. 2011 bis 2015.
Pinot Noir (2008)
Zum direkten Vergleich gab’s den 2008er.
Klares Rubinrot.
Frische, rotbeerige, leicht mineralische Nase – dezente Holzaromen und etwas Grapefruit-Schale.
Herrliches Johannisbeeren-Aroma, getrocknete Kräuter, rauchig, sehr filigran, die Frucht perfekt in Balance mit den herben, leicht ledrigen Noten. Die süsslichen Komponenten gut vom dezenten Gerbstoff unterstützt.
Sehr stimmiger Abgang, frisch, fruchtig, mittellang. Kommt bezüglich Struktur nicht ganz an den 2009er ran – bietet aber trotzdem (oder gerade darum) enorm viel Trinkspass.
15 vvpunkte, jetzt trinken, bis 2012.
Pinot Noir Barrique (2008)
Mittleres Rubinrot.
Dezente Barrique-Nase, herb, rauchig, sehr fein aber tief.
Am Gaumen frische, rote Beeren, wieder Rauch, dann eine feine Schokoladenote, fleischig und doch elegant, sehr komplex. Strohballen, rote Beeren, Lebkuchen-Würze – eine sehr betriebige Backstube.
Der 2008er kommt qualitativ nicht ganz an seinen Vorgänger ran. Er ist fein, komplex, verspielt – eine perfekte Interpretation eines „Fruchtjahrgangs“ der bereits heute sehr zugänglich ist. Dafür hat er etwas weniger Reserven als der 2007er.
16.5 vvpunkte. Dürfte 2011 bis 2016 idealen Trinkgenuss bieten.
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