Hommage à Jacques Perrin.
Kürzlich durfte ich an einer interessanten Verkostung teilnehmen, bei der die Weine von Château de Beaucastel sowie weitere Weine der Familie Perrin im Fokus standen. César Perrin, Weinmacher in mittlerweile fünfter Generation, war persönlich in Zürich und präsentierte nicht ohne Stolz eine kleine Vertikale des Kultweins Hommage à Jacques Perrin.
Château de Beaucastel: Seit langem Bio und mit hohem Mourvèdre-Anteil.
Das Château de Beaucastel gehört sicherlich zu den renommiertesten Weingütern der Südrhone. Im Norden der Appellation Châteauneuf du Pape gelegen bewirtschaftet das Gut rund 100 Hektar Rebfläche. 70% der Reben gedeihen in der Appellation Châteauneuf du Pape die restlichen 30% in der einfacheren Appellation Côte du Rhone. Seit den 50er-Jahren arbeitet man zu 100% biologisch und mittlerweile ist Château de Beaucastel Demeter-zertifiziert.
Kultiviert werden alle 13 erlaubten Rebsorten, wenn auch die Mourvèdre-Traube auf Château de Beaucastel eine besonders wichtige Rolle spielt. Dies, weil Jacques Perrin, der Grossvater von César Perrin schon damals an die Qualität der Mourvèdre-Traube glaubte, die heute rund 30% der Rebfläche von Château de Beaucastel einnimmt. Dank seinem Freund Lucien Peyraud, Besitzer der Domaine Tempier im Bandol, gelangte Jacques Perrin vor langer langer Zeit an hochwertige Mourvèdre-Stöcke. Für Jacques war damals schon klar, dass eine Rebsorten jeweils am nördlichsten Teil ihrer Anbauzone die besten Resultate liefern kann.
Rund 90% der Ernte wird separat nach Traubensorte vinifiziert, so dass man später bei den Assemblagen mit den unterschiedlichen Qualitäten spielen kann. Natürlich sei, so erzählte César Perrin, der Klimawandel auch an der Südrhone ein Thema. Um den steigenden Alkoholgraden entgegenzuwirken pflanzt man auf Château de Beaucastel zwischen den grossen, runden Kieselsteinen (galets roulés) Gräser, welches die Sonnenreflektion bremsen und dem Boden zusätzlich Feuchtigkeit liefern. Auch spritzt man im Hochsommer eine lehmhaltige Substanz auf die Traubenblätter, die, wie beim Menschen die Sonnencrème, als Sonnenschutz für die Blätter funktioniert und die Photosynthese bremst.
Die Verkostung der Weine der Familie Perrin.
Als Einstieg verkostete ich den 2022er Muse de Miraval. Von diesem Luxus-Rosé-Wein werden jährlich nur 2500 bis 3000 Magnumflaschen produziert, die dann zu nicht ganz bescheidenen Preisen auf den Markt kommen. Jeder Jahrgang hat dafür ein eigenes Flaschen-Design und sowohl die schöne Form als auch das stolze Volumen der Magnum-Flasche hauchen diesen Flaschen allenfalls ein zweites Leben als Blumenvase ein…
2022, Muse de Miraval, Frankreich, Côte de Provence (Grenache und Rolle, nur 2000 Flaschen Produktion). Blasses Rosé. Die Nase ist feinduftig, zeigt florale Töne, Himbeeren und rote Johannisbeeren, dazu Kräuter, komplex. Im Gaumen straff, gradlinig, gut strukturiert, der Wein hat einen mittleren Körper und zeigt dezent Gerbstoff, lebendig und mit viel Energie, im Abgang lang und mit feiner Würze, rotfruchtige Rückaromen. Ein hochwertiger Rosé-Wein, der auch ein paar Jahre reifen kann. 92 vvPunkte
Der eigentliche Hauptteil der Verkostung war dann die Mini-Vertikale der Grand Cuvée Hommage à Jacques Perrin. Dieser Wein stammt stets aus der selben Parzelle mit Rebstöcken, die in den 40er-Jahren gepflanzt wurden. Die Hommage wird nur in den guten Jahren produziert (N.B. in den schwierigen Jahren, wo keine Hommage à Jacques Perrin produziert wird, geht das Traubengut dieser alten Parzelle in den normalen Châteauneuf-du-Pape-Wein, was dessen Qualität natürlich hebt…). Je nach Jahrgang enthält die finale Assemblage der Grand Cuvée Hommage à Jacques Perrinca rund 60% bis 70% Mourvèdre. Der Rest des Weins besteht dann aus 10-20% Syrah und 10-20% Grenache.
2019, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Sehr dichtes Rubinrot, jugendlicher Glanz. violette Reflexe. Die Nase ist superkomplex, rauchige Noten über dunkler Beerenfrucht, Brombeere, Heidelbeere und Schwarzkirsche, dazu Tee und Lakritze, mit mehr Luft zeigen sich auch florale Töne und eine noble Pfeffernote. Im Gaumen reichhaltig und fruchtbetont, ein Mund voll Wein, Massen von Tanninen, deren Qualität über alle Zweifel erhaben ist, Frucht, Struktur, Alkohol, alles ist ausgewogen. Im Abgang von majestätischer Länge mit floralen und dunkelfruchtigen Rückaromen. Natürlich ist dieser Wein noch sehr jugendlich und weit weg von einem idealen Trinkfenster, jedoch bezüglich Qualität einer der ganz grossen Weine dieser Welt. 2033 bis 2050. 98 vvPunkte
2015, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Dichtes Rubinrot, keine Alterstöne. Feinduftig und nobel, mit Kräuterwürze, dunkler Beerenfrucht, deutlich Garrigue, steinige Noten, sehr komplex. Im Gaumen straff, konzentriert, sensationelle Frucht, unterlegt von markanten Tanninen und einer guten Säure, hier ist alles an seinem Platz, noch wild und jugendlich, jedoch mit hervorragenden Anlagen. Im Abgang zeigt dieser Wein eine ausgezeichnete Länge, viel Würze und ein salines Finish. Das ist ein ungemein präziser und mineralischer Wein, der in rund fünf Jahren seinen Genusspeak erreichen dürfte und sicherlich 15, wenn nicht sogar 25 Jahre Trinkspass bieten dürfte. 2028 bis 2042+97 vvPunkte
2011, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Mittleres Rubinrot, erste Alterstöne. Die Nase ist expressiv, wirkt fast schon burgundisch, ungemein floral und mit dezenter Röstaromatik, exotische Gewürze, schwarze Oliven, dann auch zitrische Noten, Blutorangen, Pfeffer, ein Gedicht. Im Gaumen auf den Punkt gereift, viel schöner kann man Châteauneuf aktuell wohl nicht trinken, die Frucht ist noch da, die Tannine sind mild und integriert, rassig, würzig, mit warmem Ausdruck und kühlem Kern. Im Abgang sehr lang und charmant. Wer so eine Flasche auf einer Restaurant-Karte oder im Keller findet, sollte nicht zögern. There is no better moment to attack this wine than now… Ab sofort bis 2038 geniessen. 96 vvPunkte
2009, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Noch jugendliches Rubinrot, praktisch keine Alterstöne. Die Nase ist intensiv, dunkelfruchtig geprägt, schwarze Oliven, reife Brombeeren, Backpflaumen, exotische Gewürze, Schokolade, ein faszinierender Duft. Im Gaumen reichhaltig, rund, warme Frucht, milde Säure, die Tannine sind sehr hochwertig, umgarnen die satte Frucht, der Wein zeigt viel Körper und Druck und hallt im Abgang sehr lange nach, hinterlässt einen Mix aus dunklen und roten Beeren sowie viel Würze. Dieser 2009er ist bereits trinkbar (dekantieren!), dürfte in ca. fünf Jahren sein bestes und sicherlich 15jähriges Genuss-Fenster erreichen. Jetzt bis 2045, 96 vvPunkte
1999, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Gereiftes Rubinrot. Die Nase ist relativ weit entwickelt, zeigt deutliche Reifenoten, Anflüge von Oxidation, schwarze Oliven, Pflaumen, Schwarzkirschen, wilde Kräuter, auch Zartbitterschokolade, komplex, jedoch mit Luft im Glas rasch fragiler werdend. Im Gaumen zugänglich und rund, sehr feines, noch immer markantes, jedoch gut verpacktes Tannin, reife Frucht, keinerlei Alkoholüberhang. Im Abgang sehr langanhaltend, reiffruchtig und würzig. Ein Wein auf dem Peak, zeigt eine gewisse Rustikalität, entwickelt sich etwas gar rasch im Glas, hat jedoch Charme und Klasse. Ab sofort bis 2028 geniessen, nicht zu viel Luft geben (nicht dekantieren!). 93 vvPunkte
1998, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape (Diesen Wein verkostete ich 2022 aus der Normalflasche (75cl) im Rahmen der C9dP Probe von Peter Buser) Die Nase zeigt Heu, trockene Wiese, Stroh, Leder, Waldboden, Pilze, Trockenblumen, unglaublich expressiv und gleichzeitig subtil und tiefgründig, ein Gedicht, ein Schnüffelwein. Im Gaumen straff, gradlinig und enorm frisch, das hat Rasse, Eleganz, Dichte und doch eine ausgezeichnete Finesse, hier ist alles an seinem Platz, ein Tänzerwein, finessenreich, langanhaltend, frisch, feinwürzig und sehr lang. Eine Grazie. Grosses Kino. 98 vvPunkte
1995, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Grand Cuvee Hommage à Jacques Perrin, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape. Mittlers Rubinrot, noch immer fast keine Alterstöne. Die Nase zeigt Reife, Waldboden, Pilze, dunkle Kirschen, dazu Leder und etwas Schwarztee, verändert sich mit Luft, sehr komplex, ein wunderbarer Duft. Im Gaumen zugänglich, rund, sehr dicht, mit noch immer etwas Frucht, unterlegt von gut verpackten Gerbstoffen und einer perfekt dosierten Säure, der Wein hat Struktur, Charakter, Würze und hallt im Abgang lange nach. Aktuell am Ende seines besten Trinkfensters, austrinken. 94 vvPunkte
Neben den Rotweinen wurden auch drei Jahrgänge des Châteauneuf-du-Pape Blanc Roussanne Vieilles Vignes präsentiert, wobei mich der 2020er und der 2009er besonders berührt haben.
2020, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Blanc Roussanne Vieilles Vignes, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Kräftiges Gelb. Die Nase ist frisch, würzig und von zitrischen Aromen geprägt, Kräuter, Tee, weisse Blüten. Im Gaumen reichhaltig, rund, süsse Frucht, top Säure, sehr dicht, sehr opulent und doch frisch, das tänzelt über die Zunge, wirkt lebendig, noch etwas ungestüm, jedoch bei sich. Im Abgang langanhaltend und wiederum zitrisch. Ein hervorragender Rhone-Weisswein, schon jetzt ein Gedicht, mit Reserven für sicherlich 10+ Jahre. 97 vvPunkte
2015, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Blanc Roussanne Vieilles Vignes, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Gereiftes Gelb-Orange. Die Nase ist weit entwickelt, zeigt deutliche Alterstöne, eine reife Frucht, Quitte und Apfel-Tarte, ein Hauch von Caramel, dahinter eine steinige Frische. Im Gaumen dicht, sehr konzentriert, ungemein dichte und klare Frucht, getragen von einer milden Säure. Im Abgang salzig, malzig, lang und ausgewogen. Eindrücklich, jedoch nicht einfach zu verstehen. 93 vvPunkte
2009, Château de Beaucastel Châteauneuf-du-Pape Blanc Roussanne Vieilles Vignes, Frankreich, Châteauneuf-du-Pape Kräftiges Gelb. Würzige Nase, Trockenkräuter und Honignoten, reife Birne, Mirabellen, Apfel auch nussige Noten, Mandellikör, top komplex. Im Gaumen rund, weich, mild, ein Wein mit Körper und Schmelz, faszinierende Aromatik, milde Säure, der Wein hat Speck auf den Rippen, doch trotz der Opulenz ist hier viel Eleganz mit im Spiel. Der Abgang ist langanhaltend, fruchtig und wunderbar würzig, Honigaromen und florale Töne hallen minutenlang nach. Grosses Rhone-Kino, wenn man säurearme, hocharomatische Weine sucht. Jetzt bis 2030+ geniessen. 96 vvPunkte
Zum Abschluss durfte ich dann – quasi als „palate cleanser“ – den neu lancierten Zweitwein des Fleur de Miraval probieren. Der nicht ganz unbekannte Champagner-Winzer Pierre Péters, dessen Cuvee Speciale ‚Les Chetillons‚ zu den ganz grossen Blanc de Blancs dieser Welt zählt, produziert diesen Wein für die Familie Perrin.
N/V, Petit Fleur Brut Rosé, Champagne Fleur de Miraval, Frankreich, Champagne (Die drei P «PPP» stehen für Perrin, Péters und (Brad) Pitt, die drei beteiligten Parteien bei diesem Projekt. Diese Assemblage aus 25% Pinot Noir und 75% Chardonnay ist die erste Abfüllung dieses quasi Zweitweins des «Fleur de Miraval», 4g Dosage). Roséfarben, feine Perlage. Hefige Nase, reife Waldfrucht, Walderdbeere, Moos, ein Hauch von harz, nussige Noten. Im Gaumen frisch, zugänglich, gute Balance aus knackiger Frucht und frischer Säure, sehr elegant, lebendig, ausgewogen, eher leichtfüssig, dennoch mit guter Länge. Ein harmonischer, frischer Rosé-Champagner, der für viele Gelegenheiten einsetzbar ist. 92 vvPunkte
Die Weine findet man am besten via Wine-Searcher.
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