Feiern wie vor 100 Jahren.
Nach zwei Jahren Pandemie tut es gut, wieder einmal ein ganz normales Fest feiern zu können. So geschehen am 26. Februar 2022 im Grandhotel Giessbach im Rahmen eines von Dominik Betschart und Reto Künzi initiierten Degustations-Events.
Nun, normal war dieses Champagner-Fest nur in dem Sinne, dass man abgesehen von einigen Handhygiene-Dispensern nie mehr an Corona denken musste. Man sprach mit Freundinnen und Freunden, mit fremden Leuten, man fachsimpelte, lachte, staunte und genoss. Der Champagner floss in Strömen und gespiesen wurde abends an zwei langen, blumengeschmückten Tafeln in einem hochdekorierten Saal – ganz ohne Plexiglaswände, ohne QR-Codes, ohne Zertifikat. Grandios war das, ein wahres Fest der Sinne!
Es waren dieser Saal und das ganze Drumherum, die dieses Fest ganz und gar nicht normal machten. Der Austragungsort im Grandhotel Giessbach, das etwas erhöht über dem türkisblauen Brienzersee thront, war schlicht atemberaubend. Dieser Ort ist ein eigentliches Zeitdokument, ein faszinierender Bau, in dem man sich sofort 100 Jahre in die Belle Epoque zurückversetzt fühlt und vom motivierten Team rund um den passionierten Hoteldirektor Mark von Weissenfluh mit Herz und Seele umsorgt wird. So ein Erlebnis ist in der Schweizer Hotellandschaft keine Selbstverständlichkeit mehr und ich möchte an dieser Stelle meinen grossen Dank an Mark von Weissenfluh und sein Team aussprechen: Bei euch wird Gastlichkeit so richtig gelebt!
Die Geschichte des Grandhotel Giessbach geht auf das Jahr 1857 zurück. Damals entstand ein erstes Hotel, das die Besucher der Region beherbergen konnte, welche sich von den Schifferinnen von Brienz zu den abends beleuchteten Giessbach-Wasserfällen rudern liessen. Der Anstieg vom Schiffsteg aus war steil und beschwerlich und so entschied die Hotelier-Familie Hauser, die das Giessbachhotel im Jahr 1873 übernahm, eine gedeckte Standseilbahn im «Foresto-rustico-Stil» zu bauen, welche den Auf- und Abstieg zum Schiffsteg erleichtern sollte.
Die Hausers bauten das Anwesen nach und nach aus. Der Architekt Horace Edouard Davinet schuf eine künstliche Terrasse, vergrösserte und modernisierte das Hotel, welches alsbald über ein eigenes Gaswerk, eine Wäscherei, Toiletten mit Wasserspülung sowie Badekabinetten verfügte. 1883 brannte das Hotel und beim Wiederaufbau wurden die Kuppeln durch schlanke Spitzhelme ersetzt sowie eine Fassadendekoration im Schweizer Holz-Stil angebracht. Auch wurden damals elektrische Lampen installiert, die fortan die Räume sicherer beleuchten konnten.
1979 schloss das Hotel nach mehreren Besitzerwechseln. Man wollte es abreissen und an seiner Stelle ein modernes Appartementhaus im Chalet-Stil errichten. Glücklicherweise war da aber der Berner Burgerratspräsident Rudolf von Fischer, der sich zusammen mit einer Arbeitsgruppe für die Erhaltung des Giessbachhotels inklusive Parkanlage einsetzt. Mit Hilfe des Umweltschützers Franz Weber gelang die Rettung des Hotels kurz vor seinem Abbruch und die sanfte Renovierung konnte, dank der von Franz Weber ins Leben gerufenen Stiftung, beginnen.
Heute bietet dieses Hotel unter der Leitung von Mark von Weissenfluh eine wahre Zeitreise. Die fast unberührte, landschaftliche Kulisse und die gut eingespielte, äusserst herzliche Hotelcrew, sind dafür verantwortlich, dass man hier lieber zwei Monate als zwei Tage verweilen möchte.
Natürlich habe ich an diesem Tag auch einige Champagner verkosten dürfen. Mein Dank geht an dieser Stelle auch an Dominik Betschart und Reto Künzi, die sich diesen wunderbar prickelnden Anlass ausgedacht haben. Das war echt top, was ihr hier den Champagner-Aficionados geboten habt, Kompliment!
Meine stichwortartigen Notizen zu rund sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. Besonders positiv aufgefallen sind mir die Weine von folgenden Weingütern respektive Händlern:
Champagne Robert Moncuit von Scala Vini-Scala Gusti (Reto Künzi)
Champagne Geoffroy von Les Champagnes de Gastronomie (Tzvetan Mihaylow)
Champagne A. Lamblot von Les Bulles (Dominik Betschart)
Champagne Leclerc Briant von Südhang
Champagne Veuve Fourny & Fils von Secli Weinwelt
Champagne J. L. Vergnon von Tanner FeinWeinSein
Champagne Domaine de Bichery von Lucullus (Belinda Stublia) – leider ohne Verkostungsnotizen
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