Finessenreich und elegant: Trediberri Barolo 2015.

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Es war folgender Facebook-Post meines ebenfalls über die grosse Welt der Weine schreibenden Kollegen Mladen Tomic, der mich neugierig machte. Mladen schrieb sinngemäss: «Unauffällig, dünn und unbedeutend. Grossartiges Label, aber ansonsten fehlt es an Inhalt und Struktur. Ich weiss, dass der Wein noch jung ist, aber ein guter Wein ist (irgendwie) immer gut.»

Der Original-Post von Mladen Tomic

Damit lösste Mladen eine kleine aber intensiv geführte Social-Media-Debatte über diesen Trediberri-Wein aus und mein Drang, dieses unauffällig dünne und unbedeutende Nebbiolo-Geschöpf selber zu verkosten, machte sich deutlich bemerkbar. Roger Maurer von Gerstl Weinselektionen war so gütig und sandte mir eine Musterflasche dieses kontroversen Rebsaftes; vielen Dank dafür!

Berri ist ein der Name eines kleinen Weilers im westlichsten Teil von La Morra. Am äussersten westlichen Rand der Barolo-Region gelegen erwarben Nicola Oberto, sein Vater Federico und dessen Freund Vladimiro im Jahr 2007 rund fünf Hektar Reben, die ausschliesslich für die Produktion von Barolo genutzt werden. Später kamen nochmals rund 3 Hektar in der bekannten Cru Lage Rocche dell’Annunziata sowie in Torriglione dazu, woraus ebenfalls Barolo sowie etwas Barbera und Sauvignon Blanc erzeugt werden. Der erste Wein wurde im Jahr 2011 vorgestellt. Heute gehört das junge Familienweingut, wenn man den Aussagen von einigen Weinfreaks trauen darf, zu den aufsteigenden Sternen am Piemonteser Himmel.

Hier spalten sich die Meinungen: Für mich grossartig; Trediberri Barolo 2015 (c) vvWine.ch

2015, Barolo DOCG, Trediberri, La Morra, Piemont, Italien (100% Nebbiolo). Helles Rubin. In der Nase ein kleines Spektakel, das ist ein Nebbiolo-Duft sondergleichen, ein ganzer Korb von reifen, roten Kirschen tanzt hier mit etwas Pflaume, Zimtgewürzen, Earl-Grey-Tee, Lorbeer und Rosen-Düften, das ist Noblesse pur, strahlt einerseits Wärme aus, andererseits erahnt man hier auch ein kalkig-kühles Terroir. Im Gaumen seidenweich im Auftakt, ungemein feingliedrig, zart und feminin, feinst gewobenes, seidiges Tannin verleiht eine sehr gute Struktur, die Säure ist genau richtig dosiert, hält das reife Fruchtbündel frisch. Würzig, mit Energie und einer bezaubernden Eleganz zieht sich der Wein in einen angenehm langen Abgang. Nein, das ist kein Bodybuilder, kein Muskelprotz sondern ein zurückhaltendes, delikates, finessenreiches und äusserst ausgewogenes Barolo-Erlebnis. Jetzt (dekantieren) bis 2028, 18.5 vvPunkte (92/100).

Mag sein, lieber Mladen, dass deine Papillen diesen Wein in der Hitze des Verkostungs-Gefechtes übersehen haben. Doch das ist weder dünn noch unbedeutend sondern finessenreich und hochelegant. Der Wein ist bei Gerstl Weinselektionen (Schweiz) respektive Lobenberg (Deutschland) erhältlich.

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