Sonne, Kraft, Frucht, Zigarren.
Zwei äusserst sonnenverwöhnte, kräftige Weine kamen kürzlich ins Glas, und zwar aus Regionen, die per se nicht zu meinen Favoriten gehören, da sie doch eher für schwere, üppige Weine bekannt sind. Zum einen ein Amarone della Valpolicella und zum anderen ein Wein aus dem Priorat. Beide Tropfen sind mit 15% Alkohol angeschrieben (meistens steckt in diesem Fall sogar noch etwas mehr drin, als drauf steht) und beide Flaschen kommen in einem optisch gewöhnungsbedürftigen Auftritt daher.
2015, Amarone della Valpolicella Classico DOCG, «Selezione Antonio Castagnedi», Tenuta Sant Antonio, Italien (35% Corvina, 35% Corvinone, Rondinella 20%, Croatina 5%, Oseleta 5%, 15% Alkohol). Mittleres Granatrot, leicht aufgehellte Ränder. In der Nase Anfangs verhalten, öffnet sich mit Luft sehr schön, zeigt Noten von reifen Erdbeeren, Backplaumen, Feigen, Stroh, Wachholder und deutlich dunkler Tabak sowie etwas Mokka und Süssholz, ausserordentlich komplex.
Der Gaumen beginnt weich und geschmeidig, anfangs mit reifer, rosiniger Frucht, dann macht sich eine markante Tanninstruktur bemerkbar, der Wein wirkt noch ungestüm, wild und jugendlich. Im Abgang mit sehr guter Länge, hinterlässt eine intensive Tabaknote, die kubanische Sancho Panza Zigarre lässt grüssen. Dieses Kraftpaket braucht noch etwas Kellerruhe, um seine ganze Harmonie zu finden. Mit Luft nach Oben. 2021-2030+, 18+ vvPunkte (90+/100)
2016, Priorat DO «PLAER», Ritme Celler, Priorat, Spanien (80% Carignan, 20% Grenache, Ausbau während 10 Monaten im Barrique, 15% Alkohol). Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. In der Nase ungemein fruchtbetont mit Massen von reifen Brombeeren auch Himbeeren, darüber eine kühle, steinige Note und Korianderpulver. Im Auftakt kraftvoll dicht, mit sehr opulenter Frucht, körper- und extraktreich, mit viel süssem Schmelz zieht der Wein am mittleren Gaumen durch, die 15% Alkohol sind spürbar jedoch gut verpackt, die Frucht wird getragen von einer angenehmen Säure und super fein gewobenen Tanninen, die sich erst ganz hinten im Gaumen bemerkbar machen. Das Finale ist langanhaltend und aromatisch, der Wein endet so wie er begonnen hat auf viele, reife Brombeeren. Eine unbeschwerte, offenherzige Fruchtbombe ohne jegliche Klebrigkeit. Es fehlt nun nur noch der laue Sommerabend und die romantische Aussicht. Jetzt bis 2025 geniessen. 18 vvPunkte (91/100)
Die Amarone-Weine sind ab sofort bei Daniel-Vins erhältlich.
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