Bordeaux und Mathier: Tag 2 – Léoville Las Cases und Cos d’Estournel
Am zweiten Abend unseres Zermatt-Aufenthaltes (der Bericht über den ersten Abend mit Vertikalen von Château Les Carmes Haut-Brion und Château Beychevelle sowie den weissen L’Ambassadeur-Weinen von Diego Mathier findet man hier) widmeten wir uns zwei sogenannten «Super Seconds». Am Start standen zwei der renommiertesten Weingüter des Médoc, welche seit Jahrzehnten für ihre ausserordentliche Qualität bekannt sind und am Markt entsprechend hohe Preise erzielen: Château Cos d’Estournel aus Saint-Estèphe und Château Léoville Las Cases aus Saint-Julien.
Ch. Léoville Las Cases
Vor der Dreiteilung vereinte Château Léoville die heutigen drei Güter Léoville Barton, Léoville Poyferré und Léoville Las Cases. Müsste ich heute die drei Güter stilistisch jeweils in eine Schublade stecken, so stünde Léoville Barton für Struktur, Léoville Poyferré für Opulenz und Léoville Las Cases für Finesse.
Mit fast 100 Hektar Rebfläche ist Léoville Las Cases das grösste der drei Léoville-Güter. Besitzer ist die Familie Delon, welche im Médoc auch Eigentümerin von Clos du Marquis und Châteu Potensac ist, sowie das im Pomerol gelegene Château Nénin besitzt. Monsieur Delon leitet die Geschicke seit vielen Jahren und will, dass seine Weine getrunken nicht gehandelt werden. Mit einem relativ hohen Cabernet Sauvignon Anteil benötigt ein Léoville Las Cases Wein sicher zehn, oft besser zwanzig Jahre Reife, bis er ins richtige Trinkfenster kommt.
Die Weine von Château Léoville Las Cases sind keine Bluffer-Weine, kein Blender, keine Fruchtmonster und auch keine Alkoholbomben, im Gegenteil. Mit bestechender Regelmässigkeit keltert die Familie Delon Weine die mit Tiefgang, Komplexität, Eleganz, Finesse und einem sensationellen Alterungspotential begeistern. Die Zermatt-Vertikale untermalte dies eindrücklich.
1988, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin, erste Reifetöne. Was für ein Nobles Bordeaux-Parfum, Zedernholz, Waldboden, Kräuter, Pfeffer, Leder, eine kleine Droge. Im Gaumen gradlinig und mit viel Präzision, mittelkräftig, mit feinen, noch immer prägenden Tanninen, diese umgarnen die rote Beerenfrucht, die Säure zieht diese im Abgang ausgesprochen lange hin, endet auf eine noble Alt-Bordeaux-Note. Nicht super dicht aber dennoch wunderbar aktuell. Bis 2030. 18 vvPunkte (91/100).
1994, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin, erste Reifetöne. In der Nase mit Kräuterwürze, Kaffee und Tabak, darüber florale Noten. Der Gaumen wirkt weich und rund, so rund wie ich 1994 selten im Glas hatte, zugänglich, verspielt, mit markanten Gerbstoffen und einer schönen Säure, die Frucht zieht sich im Abgang angenehm lange hin, endet – wie viele 94er – leicht trocknend. Jetzt bis 2028+. 18 vvPunkte (91/100).
1996, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin, Reifetöne. Was für eine Nase, zum Eintauchen, zum Meditieren, so kann Bordeaux riechen, Kirschen, Kräuter, Tee, Kaffee, Zedernholz, Süssholz, wow. Im Gaumen weich und zugänglich, auf dem Peak, feinste Tannine, sehr gute Struktur, kraftvoll, mit Druck und dennoch hochelegant, das ist Bordeaux auf sehr hohem Niveau. Im Abgang wunderbar lang und enorm ausgewogen. Das habe ich geschluckt statt gespuckt. Jetzt bis 2030. 19.5 vvPunkte (97/100).
2003, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Noble, tiefe Nase, sehr dunkelfruchtig, rauchig und komplex, Kräuter, Brombeeren, Kaffee. Im Gaumen kraftvoll, voluminös, ein Mund voll Wein, mit markanten, noch etwas wilden aber sehr feinen Gerbstoffen, die Frucht wirkt reif aber nicht überreif, das hat Power und Druck und dennoch viel Finesse. Im Abgang sehr lang, dunkelfruchtig und mit grossartiger Würze. Ein Langstreckenläufer, 2023-3038+. 19+ vvPunkte (94+/100).
2005, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin. Intensive Nase, deutlich Lebkuchengewürze, dunkle, eingemachte Kirschen, Pflaumen, Gräser. Im Auftakt kraftvoll und dicht, zeigt sich weicher und zugänglicher als der 2003er, wirkt sogar etwas weiter entwickelt als dieser, die Gerbstoffe sind schon gut eingebunden, die Säure, hält frisch, endet ausgesprochen lang, rotfruchtig und mit herrlicher Würze. Ein grosser Wein am Anfang eines langen Genuss-Zeitfensters. Jetzt (dekantieren) bis 2035+. 19 vvPunkte (95/100).
2006, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Etwas verhaltene, tiefe Nase, Brombeeren, Kirschen, Kräuter, Leder. Im Gaumen gradlinig und klar, sehr saftig, mittlerer Körper, schöne Säure, die Gerbstoffe sind von sehr guter Qualität, die Frucht wirkt knackig und frisch, endet langanhaltend und sehr frisch. Braucht noch ein paar Jahre, seine innere Ruhe zu finden. 2023-2035+. 18.5 vvPunke (92/100).
2008, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Dunkles Rubin, schöner Glanz. Die Nase wirkt kühl und tief, dunkelfruchtig, rauchig, nobel. Im Auftakt, gradlinig und frisch, knackige Frucht, würzig, wild und dennoch bei sich, zeigt Ecken und Kanten, markantes aber feinkörniges Tannin und eine wunderbare Saftigkeit im Abgang. Hält sehr lange an. 18.5 vvPunkte (93/100).
2014, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Dunkles Rubin. Expressive, feinduftig-florale Nase, dunkle Frucht, Tabak, Kräuter, Rauch. Im Gaumen rund und weich, zeigt Charme und bereits eine schöne Zugänglichkeit, breitet sich dann aus, wird vollmundiger, mit cremiger Textur und feinen Gerbstoffen, die Säure hält das Fruchtbündel frisch und lebhaft, energiegeladen, und mit sehr langem Abgang. Hat sehr gute Anlagen. 2024-2037+. 18.5+ vvPunkte (93+/100).
2015, Château Léoville Las Cases, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin. Tiefe, komplexe, noch verhaltene aber sehr noble Nase, deutet seine Aromen erst skizzenhaft an, birgt zweifelsohne ein enormes Aromenpotential in sich. Im Gaumen dicht und saftig, mit knackiger Frucht, hervorragender Struktur, knackig, saftig und elegant, trotz enormer Konzentration wirkt der Wein nicht überladen, die Tannine sind von ausgezeichneter Qualität, die Säure stimmt, das hat definitiv Klasse, eine enorme Länge und Potential für eine sehr lange Reife. Unbedingt noch zehn Jahre liegen lassen und ab 2027 bis 2045+ geniessen. 19.5 vvPunkte (97/100).
2000, Clos du Marquis, Saint-Julien, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin. In der Nase offen wie ein Scheunentor, feinduftig, mit Noten von Zedernholz, eingemachten Früchten, Tabak, sehr Bordeaux. Im Gaumen zugänglich, auf den Punkt gereift, mittlerer Körper, gut integrierte Gerbstoffe, hier ist einerseits noch eine schöne, rote Frucht, doch da sind auch schon die ersten Tertiäraromen. Ein schön gereifter Clos du Marquis, aktuell auf seinem Höhepunkt jedoch mit guten Reserven. Jetzt bis 2030. 18 vvPunkte (91/100).
Château Cos d’Estournel
Ich kann mich sehr gut erinnern, wie ich vor knapp 20 Jahren (es war Sommer 2000) vor dem schmucken Tor von Château Cos d’Estournel stand und über die sanfte Kies-Kuppe hinüber in Richtung Lafite Rothschild schaute. Es war ein magischer Moment und noch heute schweifen meine Gedanken bei jedem Glas 2000er Cos d’Estournel etwas ab in diese vergangene Zeit.
Louis-Gaspard Estournel, ein Handelsmann, der mit dem Import von arabischen Pferden sowie dem Wein-Export nach Indien und in den Orient sein Geld verdiente, gründete das Gut im 19. Jahrhundert. Cos steht in gaskognischer Sprache für «Hügel aus Kieselsteinen» und beschreibt damit sehr schön das Terroir, auf welchem die Reben von Cos d’Estournel gedeihen.
Die rund 64 Hektar Rebfläche sind mit 60% Cabernet Sauvignon, 38% Merlot sowie etwas Cabernet Franc bestockt. Die Weine von Cos d’Estournel zeichnen sich oft durch eine exotische Würze aus und – das bewies kürzlich ein 1945er Wein dieses Gutes – sie reifen vorzüglich. «Von Château Cos d’Estournel sollte jeder Weinfreund mindestens drei Kisten kaufen» erwähnte Dimitri Augenblick während seiner kurzen Einleitung in Zermatt, «denn die erste Kiste benötigt man, um den Wein über mehrere Jahre in seiner Jungend zu probieren. Die zweite Kiste dient dazu, den Wein in seinem optimalen Genuss-Zeitfenster zu trinken. Die dritte Kiste wird dann verkauft, damit man mit dem Erlös aus dem Verkauf die Kosten der ersten beiden Kisten decken kann.»
Vom 2000er Cos d’Estournel hatte ich wirklich drei Kisten, doch ich denke nicht im Traum daran, auch nur eine Flasche davon zu verkaufen. Zu schön sind die Erinnerungen an meine Bordeaux-Reise und zu gut schmeckt der 2000er Cos d’Estournel aktuell, vor allem aus der Magnum…
1985, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin, Reifentöne. In der Nase offen und wunderbar duftig mit Zedernholz, Tabak, Gewürzen, Kräutern. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer Körper, sehr feines, abgeschmolzenes Tannin, die Frucht wirkt warm und reif, im Abgang mit viel Würze. Ein reifer Cos, der aktuell viel Trinkspass bietet und sein Plateau noch einige Jahre halten dürfte. Bis 2026 geniessen. 18.5 vvPunkte (92/100)
1989, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Mittlers Rubin. Feinduftige, verspielte Nase, feine, rote Frucht, darüber Tabak, Zigarrenkiste, Kräuter, dezent auch florale Noten, sehr komplex. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer bis voller Körper, noch immer Gerbstoffe, diese sind bereits sehr schöne eingebunden, die Säure stützt, verleiht Frische. Im Abgang mit dieser herrlichen, exotischen Cos-Würze, ein Traum. Viel schöner kann man Cos aktuell wohl nicht trinken. 18.5 vvPunkte (93/100).
2005, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Diesen Wein haben wir am Vorabend im privaten Rahmen mit Diego Mathier und André Seiler verkosten dürfen. Kräftiges Rubin. Die Nase zeigt eine sehr gute Komplexität, Weihnachtsgewürze, dunkle Kirschen, schwarze Johannisbeeren, Leder, Zedernholz, eingemachte Pflaume, viele Kräuter etwas Kaffee. Der Gaumen ist kräftig, vollmundig, wahrlich ein Mund voll Wein mit ausgezeichneter Struktur, viel reifem Gerbstoff, der Wein zeigt Schmelz und Fülle, bleibt dabei mit seiner guten Säure frisch, im Abgang ausgesprochen lang, mit einer Spur Hitzigkeit die mitschwingt, endet auf eine Cos-typische, exotische Würze. Unbedingt warten und dieses kleine Weinmonument ab 2025-2040+ geniessen. 19 vvPunkte (95/100).
2006, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Leuchtendes Rubin, noch schöner Glanz. Die Nase zeigt Anfangs leicht laktische Noten, öffnet sich dann mehr, Kaffee, Schokolade, dunkle und rote Kirschen und deutlich Lakritze. Im Gaumen weich und zugänglich, fast etwas harmlos, dann packt der Wein zu, zeigt markante Gerbstoffe, die rote Frucht wird mit einer knackigen Säure bis in den mittellangen Abgang getragen, endet feinwürzig auf etwas Walnuss. Noch liegen lassen. 2022-2032+. 18.5+ vvPunket (92+/100).
2007, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Mittleres Rubin. Offene Nase, deutlich Lebkuchen, dunkle Kirschen, eingemachte Pflaumen. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer Körper, reife Frucht, die Gerbstoffe sind bereits gut eingebunden, verleihen eine gute Struktur, die Säure wirkt moderat, sorgt dennoch für eine gewisse Frische. Im Abgang von guter wenn auch nicht grosser Länge, endet auf Süssholzwürze. Kein grosser aber ein stimmiger Cos der jetzt für mindestens 10-15 Jahre Spass machen dürfte. 2018-2030. 18 vvPunkte (90/100).
2008, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Leuchtendes Rubin. Sehr expressive, verführerisch-würzige Nase mit Veilchen, Tabak, getrockneten Kräutern, Sauerkirschen. Im Gaumen schlank im Auftakt, breitet sich dann aus, zeigt eine schöne Cremigkeit und eine gute Struktur, die Gerbstoffe sind fein gewoben, die Säure ist perfekt integriert, das hat Energie und zeigt Vertikalität, im Abgang ausgesprochen lang und würzig. Wunderbar, jetzt (dekantieren) bis 2035 geniessen. Hat noch Luft nach Oben… 18.5+ vvPunkte (93+/100).
2009, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase nobel, tief und komplex, zeigt erst Bruchteile von dem was kommen kann, dunkle Beeren, Kirschen, Kräuter, Tabak, Schwarztee, eine kleine Droge. Im Auftakt gradlinig und sehr konzentriert, ein Mund voll Wein, mit vollem Körper, einer ausgesprochen guten Struktur und Massen an feinsten Tanninen, die Säure ist perfekt eingebunden, keinerlei Holzdominanz. Da bahnt sich etwas ganz Grosses an… Muss noch eine Dekade reifen, wird dann zu den besten Cos d’Estournel gehören. 2027-2040+, 19.5 vvPunkte (97/100).
2011, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Leuchtendes Rubin. In der Nase offen und würzig, Leder, Tabak, reife Kirschen, Pflaumen, Süssholz, sehr schöne Komplexität. Im Gaumen frisch und zugänglich, mittlerer Körper, gute Struktur, die Frucht wirkt dank einer saftigen Säure frisch, die Gerbstoffe sind allerdings leicht trocknend. Im Abgang von mittlerer Länge. Ein Kind seines Jahrgangs, braucht unbedingt etwas zu Essen, hat Charakter, Ecken und Kanten und dürfte mit etwas Kellerruhe noch ausgewogener werden. 2020-2030+. 18 vvPunkte (90/100).
2012, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase ist angenehm tief, zeigt Noten von Blüten, Brombeeren, dunklen Kirschen und Schokolade, darüber auch blonder Tabak, sehr komplex. Im Auftakt zugänglich, weich, breitet sich aus, zeigt Schmelz und einiges an Druck, bleibt dabei dank einer gut eingebundenen Säure frisch und lebendig, das hat Trinkfluss und durchaus Eleganz. Endet im Abgang auf eine typische Cos-Würze und viel knackige Frucht. Ein schöner Wein, der heute bereits Spass macht und gut reifen dürfte. Jetzt bis 2034. 18+ vvPunkte (90+/100).
2014, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich.Intensive und gleichzeitig sehr tiefe Nase, dunkelfruchtig, mit viel Tabak, Kaffee, Lebkuchengewürzen, Kräutern und getrockneten Blumen. Im Gaumen gradlinig und klar, ungemein dicht, dabei aber nicht plump, der Wein hat Körper, Struktur und eine sehr knackige Frucht, diese wird umgarnt von feinen, reifen Gerbstoffen und belebt von einer top Säure. Im Abgang mit viel Eleganz und beeindruckender Länge. Ein unterschätzter Jahrgang, ein wunderbarer Cos. 2020-2035+, 19 vvPunkte (94/100).
2015, Château Cos d’Estournel, Saint-Estèphe, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase noch deutlich vom Neuholz geprägt, zeigt dunkle und rote Beeren, Cassis, viel exotische Würze, Kaffee, Tabak, etwas Creme Brulée und nussige Noten, ausgesprochen komplex. Im Gaumen straff, konzentriert, ein Mund voll Wein, da sind Massen an feinsten Gerbstoffen, eine perfekt integrierte Säure und eine ungemein knackige Frucht. Der Wein hat eine ausgezeichnete Struktur und zieht sich im Abgang enorm lang hin. Ein wahrlich grosser Cos, ähnlich wie der 2009er jedoch mit mehr Eleganz. Frühestens in zehn Jahren öffnen. 2028-2045+, 19.5 vvPunkte (97/100).
Vertikale L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier
Als Initiator der Verkostung und im Kontext der Bordeaux-Güter quasi «Special Guest» präsentierte Diego eine Vertikale seines L’Ambassadeur Rouge. Der Wein wird seit 1985 produziert und stammt von rund vier Hektar grossen Rebfläche mit südöstlicher Ausrichtung und besteht zu 100% aus Pinot Noir. Der Wein reif während rund 16 Monaten in neuen, französischen Eichenfässern. Abgefüllt werden jährlich rund 20 Tsd. Flaschen.
Das Verkostungs-Zeitfenster war an diesem Abend etwas kurz, so dass ich lediglich die Jahrgänge beschreiben konnte, die ich bei der von vvWine im Sommer 2018 organisierten Vertikal-Degustation nicht probieren konnte. Vollständigkeitshalber kopiere ich daher meine Eindrücke vom Sommer hier noch einmal ein.
1992, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Helles Rubin. In der Nase entwickelt aber weit weg von tot, Aromen von Erdbeeren, Blutorangen, Haselnuss und Kräutern. Im Gaumen weich und zugänglich, deutlich gereift, die Gerbstoffe sind abgeschmolzen, eine schöne Säure verleiht noch immer etwas Struktur. Die rote, saftige Frucht zieht sich zusammen mit einer anregenden Würze im langen Abgang hin. Was für ein schön gereifter Pinot, Bravo! Trinken. 18 vvPunkte (90/100).
2002, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): reifes Rubin, wässeriger Rand. In der Nase anfangs etwas muffig, öffnet sich mit Luft, zeigt Noten von Lebkuchen, Blutorangen, Sauerkirschen, Lakritze. Im Gaumen wunderbar gereift, was für ein schöner Wein, zeigt Kraft und Druck, perfekt integriertes Holz und sehr viel Eleganz. Im Abgang sehr langanhaltend, endet auf Süssholz. Trinken. 18.5 vvPunkte (93/100).
2005, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Mittleres Rubin, aufgehellter Rand. Leder, Pfeffer, Rauch, Weihnachtsgewürze, Kräuter, warm anmutend. Sehr feiner, weicher Gaumen, rund und ausgewogen, elegant, das Holz perfekt integriert, rotfruchtig, mit Sauerkrischen, schöner Säure, vielen Gewürzen und einem langen Abgang. Nobel gereift, hat aber noch Reserven. Jetzt bis 2023. 18.5 vvPunkte (92/100).
2006, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Offene Nase, Himbeeren, Cassis, Thymiankräuter, Zedernholz, angenehm komplex. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer Körper, sehr schön eingebundene Gerbstoffe, markante Säure, aromatisch nicht gleich komplex wie 2005 oder 2002 jedoch in sich stimmig und mit guter Länge. Hat noch Reserven. Jetzt bis 2026+. 18 vvPunkte (90/100).
2007, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Reifes Rubin, orangener Rand. Sehr offene, (nicht weit) entwickelte Nase, zeigt deutliche Reifenoten, rotfruchtig, Unterholz, Pilze, Rauch, Rumtopf, gekochte Kirschen, leicht hitzig anmutend. Weicher Gaumen, deutlich frischer als die Nase vermuten lässt, die rote Frucht wird von einer saftigen Säure getragen, sehr feinkörniges Tannin, samtig und würzig im angenehm langen Abgang. Nobel gereift, jetzt auf dem Peak. Trinken. 18 vvPunkte (90/100)
2008, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Helles Rubin, fast transparenter Rand. Offene Nase, Trüffel, rote Kirschen, Gewürze, Heu. Saftiger Auftakt, wirkt sehr gereift, schlanker Körper, abgeschmolzene Gerbstoffe, eine markante Säure stützt die Frucht. Im Abgang von mittlerer Länge, endet würzig. Trinken. 17.5 vvPunkte (88/100)
2010, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Mittleres Rubin. Anfangs etwas reduktive Nase, braucht Zeit sich zu öffnen. Mit Luft Rauch, Kohl, Gewürze, getrocknete Kräuter und Anflüge von Geranien, angenehm tief und kühl anmutend. Sehr weicher Gaumen, zugänglich, klar, mit reiner, roter Beerenfrucht, viel Würze, wird im mittleren Gaumen straffer, zieht sich zusammen, schlank, präzis, sehr balanciert und gut proportioniert. Endet etwas hitzig aber angenehm lang mit einem Mix aus roten Kirschen und Gewürzen. Jetzt bis 2027 geniessen, 18 vvPunkte (90/100)
2012, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Verhaltene Nase, noch ungestüm, zeigt Tiefe, öffnet sich nur langsam, Sellerie-Samen, Weihnachtsgewürze, Himbeeren und Sauerkirschen. Weicher Gaumen, mittler Körper, strukturiert, mit noch markanten Gerbstoffen, gut integriertem Holz, die Frucht wirkt sehr reif, eine knackige Säure stützt. Im Abgang würzig und wieder mit vielen Sauerkirschen, gefällt mir stilistisch – braucht noch etwas Reife. Aktuell dekantieren notwendig, ideal wohl ab 2020-2028+. 18 vvPunkte (91/100).
2013, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Kräftiges Rubin, offene, sehr expressive Nase, super Würze, Rauch, Speck, Süssholz, ein Wein zum Schnüffeln, komplex und verspielt, tief und mit Spannung. Kraftvoller Gaumen, zeigt Druck und eine schöne Frucht, strukturiert, mit seidigem Tannin und wunderbarer Säure, ein stimmiger Mix aus Würzigkeit und Frucht, alle Elemente wunderbar ausbalanciert. Endet ausgesprochen lang. Jetzt bis 2030. 18.5 vvPunkte (93/100).
2014, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin. Krautige Nase, zeigt Sauerkraut, Blutorangen, Johannisbeeren, Curry, dezent grünes Holz. Frischer, saftiger Gaumen, leichter Körper, sehr schöne Säure, frisch und knackig, mässig ausgeprägte, feine Gerbstoffe, endet mittellang, würzig und rotfruchtig. 17.5 vvPunkte (89/100).
2015, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Jugendliches Rubin. Offene Nase, expressive Frucht, deutlich Neuholz, rote und dunkle Beeren, zeigt auch Tiefe und viel Noblesse. Der Gaumen ist konzentriert, opulent ohne schwer zu wirken, auch hier mit markant Holz ausgestattet, sehr gute Tanninqualität, wunderbare Säure. Aromatisch mit konzentrierten, saftigen Kirschen, Gewürzen, nussigen Noten und einem fruchtsüssen, sehr verführerischen Abgang auf Waldbeeren. Definitiv noch zu jung, braucht Zeit, dürfte hervorragend reifen. 2020-2034. 18.5 vvPunkte (93/100).
2016, L’Ambassadeur des Domaines Adrian Mathier Salquenen, Salgesch, Wallis, Schweiz (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin. Top fruchtige Nase, neben Johannisbeeren auch Himbeeren, gelber Pfirsich und florale Noten, sehr schön integriertes Holz, wow, da bahnt sich ein wunderbarer Wein an. Im Auftakt frisch und knackig, super präzise Frucht, mittlerer Körper, sehr wohl proportioniert, saftig und knackig mit perfekt dosiertem Holz. Das hat Klasse, Rasse und Eleganz, gefällt mir ausgezeichnet. Bravo! 2022-2035, 18.5+ vvPunkte (93+/100)
Die neusten Jahrgänge des L’Ambassadeur Rouge sind direkt beim Weingut Mathier erhältlich.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die freundliche Einladung zu diesen beiden eindrücklichen Verkostungs-Tagen bedanken. Danke an Diego Mathier für die Initiative und Danke an André Seiler für die Übernachtungen sowie die feine Verpflegung im Mont Cervin Palace Zermatt. Ich komme wieder, nicht nur wegen den schöne Zimmern, dem guten Service sondern auch wegen dem prall gefüllten Weinkeller…
Trackbacks & Pingbacks
[…] einen der besten Weine des Médoc. Ich durfte vor einigen Jahren schon einmal eine «kleine Vertikale» des Löwen verkosten und war umso gespannter, wie sich die im Wallis bereits probierten […]
Dein Kommentar
Want to join the discussion?Feel free to contribute!