Die Leichtigkeit des Südens: Domaine Gilles Troullier
Südfrankreich ist allgemein nicht gerade als Premium-Weinbaugebiet bekannt, denn in vielen Appellationen entstehen oftmals nur einfache Trinkweine. Umso spannender sind die Spitzenweine, welche von rauen Terroirs stammen und aus alten Buschreben erzeugt werden. Es sind diese Weine, welche das durchaus vorhandene Potential der Region aufzeigen. Meine absolute Neuentdeckung aus dieser Gegend sind die subtilen Gewächse von Gilles Troullier. Er besitzt uralte Parzellen mit Böden aus Kies, Schiefer und Granit, die er nach biodynamischen Grundsätzen bewirtschaftet und aus welchen er jährlich weniger als 20’000 Flaschen abfüllt. Dass die selektionierten Trauben manuell geerntet werden und die Erträge gering sind, liegt auf der Hand. Ich habe den Grenache und den Syrah aus dem schwierigen, etwas kühleren Jahrgang 2014 verkostet und war von der Dynamik der Weine begeistert!
2014, Grenache L’Esprit du Temps, Domaine Gilles Troullier, Côtes Catalanes: Dunkles Rubinrot im Glas. Eines vorweg: dieser Wein braucht aktuell enorm viel Luft! Belohnt wird man von einem vielschichtigen Bouquet nach Brombeeren, eingekochten Erdbeeren, Johannisbeergelee, Leder, getrockneten Blüten und Rosmarin. Im Mund wirkt er konzentriert und dicht, hat viel Rasse, einen süsslichen Extrakt und massenhaft Gerbstoffe, die allerdings geschliffen und von hoher Qualität sind. Es ist zudem viel Frische und Präzision mit im Spiel, der Wein wirkt trotz 14,5% Vol. stets elegant und trinkig. Endet lang und zupackend mit Noten von roten und schwarzen Beeren, Pfeffer, Lakritze und Gewürzbrot.
Grenache-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, denn der „L’Esprit du Temps“ ist eine gelungene Symbiose aus Kraft, Dichte und Finesse. 2019 bis 2025, 18 vvPunkte (91/100)
2014, Syrah Boréal, Domaine Gilles Troullier, Côtes Catalanes: Dichtes Rubinrot mit purpurnen Reflexen. Eine sich ständig verändernde und komplexe Duftwolke strömt aus dem Glas, das ist Syrah par excellence: Brombeeren, schwarze Kirschen, dunkle Zwetschgen, Oliven, weisser Pfeffer, Leder, balsamische Noten und Thymian. Am Gaumen setzt sich das Spektakel aus Kraft und Finesse fort, dabei wirkt der Wein sehr kompakt und frisch, die Tannine sind engmaschig und feinkörnig, die Säure sorgt für die notwendige Frische. Hier steht einfach alles in bester Balance und wirkt wie aus einem Guss. Ein vielschichtiger Syrah, voller Ecken und Kanten, mit delikate Aromen nach Brombeeren, etwas Cassis, Bitterschokolade, Kräuter, Gewürze und Anflüge von rohem Fleisch. Im Abgang zupackend und mit enormer Länge.
Nur der Blick auf das Etikett bestätigt: wir sind hier nicht in Hermitage – ein grossartiger Wein mit viel Potential! 2019 bis 2029, 18,5+vvPunkte (93+/100)
Die beiden charaktervollen Weine von Gilles Troullier sind bei Carl Studer Vinothek erhältlich.
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