Das richtige Trinkzeitfenster
Wann ist der ideale Zeitpunkt, einen Wein zu trinken? Diese Frage wird in Weinforen serhr oft hitzig diskutiert. Ich glaube man muss in dieser Frage unterscheiden zwischen 3 Punkten:
a) wann ist ein Wein geniessbar respektive bietet Trinkspass
b) wann ist ein Wein auf seinem geschmacklichen Reife-Höhepunkt
c) wie empfindet der individuelle Konsument a) und b)
Für mich kann ich sagen, dass ich sehr schön gereifte Weine liebe. So z.B. vor einigen Tagen eine 85er Comtesse die all meine Erwartungen übertroffen hat und aktuell in meinen Augen im allerschönsten Trinkfenster ist. Somit wären a) und b) erfüllt was dazu führt, dass ich von diesen Weinen (soweit die Bestände reichen) eher mehr als weniger Flaschen öffne.
Ich kann aber genausogut gefallen an einem aus b)-Sicht viel zu jungen Wein finden und an einem Abend eine ganze Flasche davon geniessen, da mein Gaumen auch stark gerbstoffbetonte Weine die noch nicht „voll harmonisch“ sind durchaus schätzen kann – vor allem, wenn er sich mit kräftigen Speisen paart. So begleitet ein 06er Barolo oder ein 05er Bordeaux ein kräftiges Stück Rindfleisch hervorragend und kann mir so aktuell durchaus sehr viel Freude bereiten und den Zeitfenster-Endpunkt „Von“ in Richtung „jung“ begrenzen.
Der Zeitfenster-Endpunkt „Bis“ wiederum liegt bei ebenfalls recht weit hinten – also „alt“. Sprich: feine Alterstöne stören mich i.d.R. nicht, sofern der Wein nicht einfach „braune Plörre“ ist
Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht. Was für den einen „Babymord“ ist wäre für andere toller „Frucht-Trinkspass“. Oder wie mir kürzlich passiert ist, mit einem 96er Poujeaux im Glas, der in meinen Augen ganz am Anfang seiner schönen Trinkreife steht; eine Tischgenossin jüngeren Alters bezeichnet diesen Wein als „Rotwein, der den Zenit schon lange überschritten hat“. Tja, was soll ich dazu noch sagen?
Schliesslich kommen erschwerend auch noch Lagerort und damit verbunden die Lagertemperatur hinzu. Da hatte ich kürzlich einen herrlich reifen aber noch strammen 95er Poujeaux im Glas und kurz darauf einen schwächelnden 95er Poujeaux aus einem anderen Keller. Hier halte ich mich an die Maxime meines Freundes Tony der sagt: es gibt keine guten Jahrgänge, nur gute Flaschen.
In diesem Sinne: Prost auf gute Flaschen und Zeitfenster für individuelle Gaumen.
Da bin ich ganz bei Dir! Hab jetzt richtig lust mal wieder einen 96er zu trinken.Vielleicht einen Chasse-Spleen. Schöner Blog!
Hi Alex,
ja, auch Chasse-Spleen 96 ist toll. Hat allerdigns in meinen Augen etwas weniger Reserven als Poujeaux. Spass ist aber garantiert.
Gruss, Adrian