Do’s & Don’ts
Im Laufe der Jahre, in denen wir uns intensiv mit Wein auseinandergesetzt haben, sind wir immer wieder über Dinge gestolpert die man machen soll oder eben auch nicht machen sollte. Hier zusammengefasst, ein paar Do’s und Don’ts:
Do’s: was man tun sollte.
- Wertige Gläser kaufen. Auch wer sich nur ab und zu ein gutes Glas Wein gönnt, wird es nicht bereuen, ein paar Franken mehr in gute Gläser investiert zu haben. Der Genuss von Wein macht aus dem richtigen Glas einfach mehr Spass. Eine generelle Empfehlung für ein bestimmtes Glas möchten wir hier nicht abgeben. Und auch die Herstellungsart ist nicht zwingend schlachtentscheidend: ob mund- oder maschinengeblasen, beides kann sehr guten Trinkgenuss sicherstellen. Wichtig ist, dass das Glas dünnwandig ist, ein angemessenes Volumen hat und sich gegen Oben verengt. Gute Gläser sind unter anderem Zalto Denkart, Gabriel Glas, Schott Zwiesel The First, Grassl Glass sowie meine aktuellen Lieblingsgläser von der Josephinenhütte. Wer besonders viel Glas fürs Geld möchte ist mit dem Spiegelau Willsberger Bordeaux sehr gut bedient; ein sehr gutes Allzweck-Glas, das für wenig Geld viel Genuss bietet. Und noch ein Tipp: ein guter Winzer-Champagner macht aus einem etwas bauchigeren Glas deutlich mehr Spass als aus der engen Flute. Für Champagner empfehlen wir ebenfalls das von Kurz Josef Zalto entworfene Champagner-Glas der Josephinenhütte.
- Weiss- und Roséweine nicht zu kalt servieren. Ein zu kalter Wein zeigt nur Bruchteile seiner Aromen. Darum empfehlen wir für leichte, spritzige Weissweine 7-10°, für Schaumweine 7-12°, für Rosé 9-13° und für vollmundige, komplexe Weissweine 12-14°. Es gilt die Faustregel, dass sich ein Wein Pro 15 Minuten rund 2° erwärmt. Wenn man von einer Kühlschranktemperatur von 4° ausgeht sollte man einen Weisswein ergo ca. 15-45 Minuten vor dem Servieren herausnehmen, damit er die richtige Genuss-Temperatur erreichen kann.
- Rotweine nicht zu warm servieren. Es geistert noch immer das Stichwort «Zimmertemperatur» umher. Richtig: in den guten alten Zeiten, als wir Menschen in Burgen und Schlössern statt in überheizten Miet- oder Eigentumswohnungen hausten, herrschte im wärmsten Saal, dem Esszimmer, rund 18° Raumtemperatur. Man holte den Wein seinerzeit aus dem kühlen Keller und brachte ihn in der ca. 12-16° warmen Speisekammer auf Temperatur. So ausgeschenkt, war der Wein zu Tisch dann während mehreren Stunden auf einer idealen Betriebstemperatur. Heute aber, wo im Wohnzimmer oder im Speisesaal von Restaurants meist 22-24° herrscht, ist die Zimmertemperatur für einen vernünftigen Weingenuss deutlich zu hoch. Selbst wenn der Wein kühl serviert wird, erwärmt er sich rasch (ca. 2° pro 15 Minuten). Somit empfehlen wir folgende Serviertemperaturen: Junge, leichte Rotweine 12-14°, mittelschwere, komplexere Weine, 13-15°, vollmundige, kräftige Weine 14-16°, sehr tanninreiche Weine wie z.B. Barolo/Barbaresco 17-18°
- Auf Sommeliers hören. Als Weinfreaks sind wir oft in den guten Restaurants dieser Welt zu Besuch. Zwar lieben wir es, in den gut strukturierten Weinkarten dieser Etablissements zu stöbern, und dann einen guten Wein auszuwählen. Doch noch interessanter ist es, auf die „Geheimtipps“ der Sommeliers zu hören. Ein guter Sommelier ist, genau wie wir, ein Wein-Freak. Meist kennt er das Land resp. die Region in welcher sich das Restaurant befindet vorzüglich und kann so auf kleine, noch wenig bekannte Wein-Perlen hinweisen. Statt einfach nur grosse und bekannte Marken zu meist überteuerten Preisen zu bestellen, lohnt es sich, den kleinen, unbekannten Weinen dieser Welt eine Chance zu geben. Das spart Geld und führt deutlich öfter zu positiven Überraschungen als zu Enttäuschungen.
- Weingebiete bereisen. Denn Weingebiete sind landschaftlich eigentlich immer sehr schön. Es gibt dort zudem viele gute Restaurants und eben eine Weinkultur, welche auch in einfacheren Etablissements gelebt wird. Dies hilft, den eigenen Weinhorizont zu erweiteren, neue Weine kennenzulernen und Grenzen auszuloten. Sehr schöne Gebiete welche wir bereist haben sind in der Schweiz das Wallis, der Genfersee, die Drei-Seen-Region (Biel, Neuenburg, Murten), die Bündner Herrschaft, Schaffhausen, der Zürichsee, das Zürcher Weinland, das Thurgau, das Rheintal und die Weingebiete im Aargau und rund um Basel. Im angrenzenden Ausland sind in Italien zu empfehlen das Piemont, die Toskana, Sizilien, das Veltlin, Sardinien und die Basilikata, in Frankreich das Burgund, Bordeaux, nördliche und südliche Rohne, Provence, die Loire, das Elsass sowie die Champagne. In Deutschland lohnt sich eine Reise zum Kaiserstuhl, ins Rheingau, an Mosel, Saar und Ruwer, in die Pfalz sowie ins Franken-Gebiet. In Österreich schliesslich empfehlen sich das Mittelburgendland und die Lagen am Neusiedlersee, das Kamptal, Kremstal und die Wachau, die Thermenregion, das Weinviertel, Carnuntum und Wagram.
Don’ts: was man besser sein lässt.
- Das Weinglas am Bauch festhalten. Was für eine Unmode! Die Hollywood-Stars machen es uns in vielen Filmen vor, doch es ist ein absolutes No-Go, das Weinglas salopp zwischen zwei Finger zu klemmen. Nicht nur, weil die Finger so in kürzester Zeit milchige Abdrücke auf dem Glas hinterlassen, sondern auch, weil sich der Wein so unnötig rasch erwärmt. Bitte, bitte, bitte: fass jedes Weinglas da an, wo es angefasst werden will: am Stil. Danke!
- Parfümiert zur Weinprobe gehen. Es gibt für einen Wein-Freak nichts Schlimmeres, als an einer Weinverkostung oder im Restaurant durch Parfum-Wolken gestört zu werden. Schon eine relativ kleine Menge dieser Parfum-Düfte kann einen ganzen Verkostungsraum oder den Speisesaal eines Restaurants nachhaltig beeinträchtigen. Der Träger selbst bemerkt diesen Duft nach einer gewissen Zeit zwar nicht mehr, doch glaub mir: feine Nasen reagieren sensibel. Bitte, lass das Parfum einfach weg, wenn du gedenkst, mit feinen Weinen in Kontakt zu treten. Die Weinliebhaber sind dir endlos dankbar dafür.
- Beim Grossverteiler oder Discounter einkaufen. Natürlich gibt’s auch bei Coop, Denner, Aldi und Lidl den einen oder anderen, guten Wein zu kaufen. Doch meist stammen diese von sehr grossen Kellereien, welche Weine in Millionen-Auflage produzieren müssen und entsprechend industriell vorgehen. Diese Weine sind zwar von tadelloser Qualität (welcher Grossverteiler kann es sich leisten, fehlerhafte Weine zu verkaufen?), doch zeigen sie meist weniger Charakter, als Weine von kleinen Produzenten. Grossverteiler rechnen zudem mit ganz anderen Margen als die vielen kleinen Weinhändler, welche eine hervorragende Arbeit leisten. Wir können darum nur empfehlen, den Wein beim fachkundigen Weinhändler zu kaufen. Eine Liste von guten Weinhändlern findet man hier.
- Rotwein zu Lachs servieren. Es gibt natürlich viele Wein-Essens-Kombinationen, die nicht ideal sind. Doch für fast alle Regeln findet man auch eine Ausnahme. So passt ein Chianti meist sehr gut zu Fisch und ein fruchtiger Barbera kann dank wenig Tannin sehr gut mit Artischocken umgehen. Bis heute haben wir aber keinen geeigneten Rotweinpartner für Lachs gefunden und selbst Weissweine tun sich mit Lachs in aller Regel ziemlich schwer. Der wirklich ideale Partner zum Lachs heisst Rosé-Champagner. Wer also einen passenden Rotwein zum Lachs kennt, soll es uns wissen lassen…
- Punkte trinken. Ja, wir bewerten die Weine auch mit Punkten. Mehr zum vvWine Bewertungs-System findet man hier. Diese Punkte können im Weindschungel eine gewisse Orientierung geben, sie stellen die Qualität und Komplexität eines Weines in Zahlen dar. Doch Wein ist vielmehr Emotion; Düfte, Gefühle, Geschmack und Geschmäcker, Mariagen mit Speisen, Situationen, Stimmungen und Menschen. All diese Elemente können schwer in Punkte gefasst werden. Darum sind unsere vvPunkte nur die numerische Quintessenz des technischen Teils einer Weinbewertung. Alles andere steht auf und zwischen den Zeilen einer Verkostungsnotiz. Jeder Autor von vvWine hat schon grossartige 100-Punkte-Weine im Glas gehabt. Doch auch jeder von uns hat schon 95-Punkte Weine ausgeschüttet um danach den ermüdeten Gaumen mit einem leichteren, bekömmlicheren Wein wiederzubeleben. Wir möchten auf dieser Seite Menschen dazu motivieren, Weine in allen Preis- und Punkte-Sphären zu geniessen. Denn auch ein 88-Punkte-Wein kann unglaublich viel Trinkspass bieten und nicht selten sind es genau diese Weine, welche uns wirklich glücklich machen. Somit unser Appell: gönnt euch manchmal auch günstigere und mit weniger Punkten geschmückte Weine, denn die Punkte kann man nicht trinken.