Nix Fälschung: Wein auf der Blockchain.
Immer wieder mal werde ich auf das Thema «Wein als Investition» angesprochen. In Zeiten mangelnder Anlage-Alternativen fragen sich viele, ob es Sinn macht, sein Geld in Wein zu investieren. Welche Weine werden an Wert gewinnen? Lohnt sich ein Investment in physischen Wein oder setzt man besser auf einen Wein-Index-Fond? Natürlich wäre es vermessen zu sagen, dass ich auf diese Fragen die richtige Antwort weiss. Zu Komplex sind die Zusammenhänge, zu gross die Risiken, beim Weinkauf aufs falsche Pferd zu setzen.
Und zudem, und das ist ganz wichtig, steht bei mir persönlich der Genuss im Zentrum, nicht ein potentielles Investment. Denn viel zu schön sind die raren Momente, in denen man an einem Glas Romanée-Conti oder La Tâche der Domaine de la Romanée-Conti schnuppern darf. Glück kann man sich mit keinem Geld dieser Welt kaufen, Wein jedoch schon, und das ist zumindest sehr nahe am Glück.
Nehmen wir an dieser Stelle nun aber mal an, Sie hatten, aus welcher Motivation heraus auch immer, vor 20 Jahren ein glückliches Händchen, und konnten ein 12er-Kistchen 1990er Romanée-Conti Grand Cru der Domaine de la Romanée-Conti für einen Apfel und ein Ei kaufen. Dann können Sie dieses 12er Kistchen heute verkaufen und mit dem Erlös das Eigenkapital für eine Millionen-Wohnung oder ein kleines Einfamilienhaus berappen. Der Wein hat nämlich heute auf dem Markt einen Preis von 20 bis 40 Tausend Franken; pro Flasche wohlbemerkt.
Nur: Sind die Flaschen echt? Oder sind sie vielleicht doch nur eine gute Fälschung? Ist womöglich nur Sangiovese eines günstigen Chiantis drin statt nobler Pinot Noir der DRC? Losgelöst davon also, ob man beim Wein-Kauf auf die richtigen Etiketten gesetzt hat, ist das Thema Authentizität, die Echtheit der Flaschen, für den Wiederverkauf von zentraler Bedeutung. Genau diesem Thema nehmen sich diverse Start-ups an, die mit Blockchain-basierten Technologien die Echtheit von Weinen von A wie Abfüllung bis Z wie Zapfenzieher sicherstellen.
Eines dieser Unternehmen ist die Authena AG in Zug, die 2018 gegründet wurde und aktuell rund 20 Mitarbeitende beschäftigt. Ihre Lösung versiegelt den Wein digital und trackt dessen Reise von der Abfüllung bis zur Öffnung der Flasche. «Unser Blockchain-basiertes Technologie-Framework verunmöglicht Weinfälschungen weltweit», sagt Matteo Panzavolta, CEO von Authena AG. Die einfache Authentifizierung einer Weinflasche über ein Smartphone lässt für jeden Hersteller eine rasche globale Skalierung dieser Blockchain-basierten Sicherheitsinfrastruktur zu. Das technologische Framework von Authena bietet ein umfassendes System, das Weinproduzenten und Händler in die Lage versetzt, die Rückverfolgbarkeit, Authentizität und Integrität ihrer Produkte zu gewährleisten und so Nachfüllungen, Falschetikettierungen und alle anderen Arten von Betrug zu verhindern. Auf diese Weise werden Marken, Hersteller und Konsumenten aktiv gegen Fälschungen und deren negative Folgen wie z.B. finanzielle und gesundheitliche Schäden geschützt. Diese End-to-End-Technologie ermöglicht es Weingütern zudem, mit sämtlichen Kundinnen und Kunden in einen direkten Dialog zu treten.
Ein weiteres Unternehmen, welches sich nicht nur mit Fälschungsprävention und Echtheitsgarantie, sondern auch mit der Handelbarkeit von illiquiden, alternativen Investitionsgütern und somit auch raren Weinen befasst, ist die Forctis AG. Das Startup mit Sitz im Kanton Schwyz, einem engagierten Entwicklerteam in Argentinien und einem Management Team in Dubai, Zürich und Spanien, arbeitet an einer proprietären Plattform, welche Produzenten, Händlern sowie privaten Sammlern ermöglicht, ihre Weine nach Echtheits-Authentifizierung durch eine kompetente Drittpartei, auf der Blockchain zu erfassen und über den eigens dafür entwickelten Marktplatz be.fluid zu handeln. be.fluid unterstützt B2B, B2C und C2C gleichermassen und eröffnet dem Weinhandel auf allen Stufen – vom Produzenten und Händler bis zum privaten Sammler und Liebhaber – neue Optionen in einem fälschungssicheren Umfeld.
Auch die Kryptobank Sygnum setzt mit der Tokenisierungsplattfom Desygnate auf eine neue Methode, wenn es um die Handelbarkeit von Gütern wie Wein geht. Als erstes Unternehmen der Schweiz hat Sygnum, zusammen mit der Fine Wine Capital aus Steinhausen, einen Asset-Token unter dem im August 2021 in Kraft getretenen DLT-Gesetz lanciert. DLT steht für «Distributed Ledger Technologie» (technologiebasiertes, verteiltes Kontenbuch) und erlaubt die Tokenisierung als technologische Alternative zur traditionellen Verbriefung. Ansonsten oft illiquide und schwer zugänglich Kunst- und Sammelobjekte werden so für einen breiteren Kreis von Investoren handelbar.
Sie wird also mehr und mehr kryptisch, unsere schöne Welt der Weine. Falls Sie nun vor lauter Blockchain nur noch Chocolate Block kapieren und statt Token auf Ihrem Computer lieber Tokaji im Glas hätten; ich habe volles Verständnis dafür.
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